Geldspielgesetz: Spaltung der Generationen blieb aus

Dem Geld­spiel­ge­setz wur­de haupt­säch­lich zuge­stimmt, damit die Erträ­ge aus den Geld­spie­len wei­ter­hin in der Schweiz blei­ben. Zudem war eine Mehr­heit nicht davon über­zeugt, dass die vor­ge­se­he­nen Netz­sper­ren ein ers­ter Schritt in Rich­tung Inter­net­zen­sur sei­en. Eine Genera­tio­nen­spal­tung beim Ent­scheid zum Geld­spiel­ge­setz gab es ein­zig bei den Deutsch­schwei­zer Männern. 

VOTO

Ver­si­on française

Zuge­stimmt wur­de dem Geld­spiel­ge­setz haupt­säch­lich, damit die Erträ­ge aus den Geld­spie­len wei­ter­hin in der Schweiz blei­ben. Mit dem Gesetz ver­ban­den vie­le Ja-Stim­men­de sodann stren­ge­re Regu­lie­run­gen, die sie gera­de für den Geld­spiel­markt nötig hiel­ten. Aus­ser­ge­wöhn­lich hoch war zudem der Anteil derer, die sich an Emp­feh­lun­gen hiel­ten: 15 Pro­zent der Ja-Stim­men­den ori­en­tier­ten sich bei ihrem Ent­scheid pri­mär an Emp­feh­lun­gen der Regie­rung, Par­tei­en, Ver­wand­ten oder Bekann­ten. Den Geg­ne­rin­nen und Geg­nern des Geset­zes gelang es hin­ge­gen nicht, eine Mehr­heit von ihrem Haupt­ar­gu­ment zu über­zeu­gen, wonach die Netz­sper­ren ein ers­ter Schritt in Rich­tung Inter­net­zen­sur sei­en. Nur für eine Min­der­heit der Stim­men­den bedeu­te­te das Gesetz eine grund­sätz­li­che Ein­schrän­kung der Inter­net­frei­heit. Kei­ne Rol­le für den Ent­scheid spiel­ten die Dis­kus­sio­nen über die Finan­zie­rung von Kam­pa­gnen durch aus­län­di­sche Unternehmen.

Die Spal­tung der Genera­tio­nen, die im Vor­feld der Abstim­mung über das Geld­spiel­ge­setz erwar­tet wur­de, blieb weit­ge­hend aus. Jun­ge Stim­men­de hies­sen das Gesetz bei­na­he gleich deut­lich gut wie älte­re Stim­men­de. Ein­zig bei den jun­gen Deutsch­schwei­zer Män­nern fiel das Mehr­heits­ver­hält­nis knapp aus. Die FDP-Anhän­ger­schaft nahm die Vor­la­ge trotz Nein-Paro­le der FDP Schweiz und der Jung­frei­sin­ni­gen deut­lich an. Auch die Paro­le der JUSO fand in der SP-Anhän­ger­schaft kaum Gehör: 80 Pro­zent leg­ten ein Ja in die Urnen. Die in den Nein-Komi­tees enga­gier­ten Jung­par­tei­en ver­moch­ten weder die jun­gen Stimm­be­rech­tig­ten zu mobi­li­sie­ren, noch gelang es ihnen, die Stim­men­den von ihrer Linie zu überzeugen.

Die Abstim­mungs­vor­la­ge
An der Abstim­mung vom 10. Juni 2018 hat­te das Schwei­zer Stimm­volk über die Volks­in­itia­ti­ve «Für kri­sen­si­che­res Geld. Geld­schöp­fung allein durch die Natio­nal­bank! (Voll­geld-Initia­ti­ve)» und das Geld­spiel­ge­setz zu befin­den. Das Geld­spiel­ge­setz wur­de vom Stimm­volk mit einem Ja-Anteil von 72.9% gut­ge­heis­sen. Die Voll­geld-Initia­ti­ve hin­ge­gen wur­de mit einem Nein-Anteil von 75.7% abgelehnt.

Voll­geld-Initia­ti­ve: Eine Ange­le­gen­heit des Vertrauens 

Die Voll­geld-Initia­ti­ve berei­te­te den Stim­men­den erheb­li­che Mühen. 58 Pro­zent gaben an, es sei ihnen bei die­ser Vor­la­ge schwer gefal­len zu ver­ste­hen, wor­um es ging. Aus die­sem Grund spiel­ten Emp­feh­lun­gen von Akteu­ren, denen man Ver­trau­en schenkt, eine sehr bedeu­ten­de Rol­le: Gemäss eige­nem Bekun­den folg­ten 21 Pro­zent der Ableh­nen­den und acht Pro­zent der Ja-Stim­men­den ent­spre­chen­den Emp­feh­lun­gen. Bei den Ja-Stim­men­den kamen noch 17 Pro­zent hin­zu, die das Begeh­ren annah­men, weil sie ein Miss­trau­en gegen­über den Geschäfts­ban­ken hegen.

Die Argu­men­te der Initia­tiv­be­für­wor­t­erschaft fan­den zwar durch­aus Anklang. Nichts­des­to­trotz hielt eine über­wie­gen­de Mehr­heit der Stim­men­den einen Wech­sel zu einem Voll­geld­sys­tem für ein zu ris­kan­tes Expe­ri­ment, das sie nicht ein­zu­ge­hen gewillt waren.


Zitier­wei­se: Tho­mas Milic, Tho­mas Reiss und Dani­el Küb­ler (2018). VOTO-Stu­die zur eid­ge­nös­si­schen Volks­ab­stim­mung vom 10. Juni 2018. ZDA, FORS, LINK: Aarau/Lausanne/Luzern.

Für Fra­gen zur Stu­die: Dr. Tho­mas Milic, 079 600 82 36, thomas.milic@zda.uzh.ch.

 


Die VOTO-Stu­die
Die VOTO-Stu­di­en sind ein gemein­sa­mes Pro­jekt von FORS, dem ZDA Aar­au und dem Befra­gungs­in­sti­tut LINK. Finan­ziert wird VOTO von der Schwei­ze­ri­schen Bun­des­kanz­lei. Die Befra­gung wird vom Bund seit Herbst 2016 neu anstel­le der VOX-Ana­ly­sen an den VOTO-Ver­bund in Auf­trag vergeben.

Für die­se Stu­die wur­den 1‘509 zufäl­lig aus­ge­wähl­te Stimm­be­rech­tig­te per Tele­fon­in­ter­view befragt. Die Stu­die wur­de vom ZDA, von FORS und dem Befra­gungs­in­sti­tut LINK durch­ge­führt und von der Bun­des­kanz­lei finanziert.Die Fra­ge­for­mu­lie­run­gen, die Erhe­bun­gen sowie die Daten­ana­ly­se lie­gen in der allei­ni­gen Ver­ant­wor­tung von VOTO. Alle Berich­te, die Fra­ge­bo­gen sowie die Roh­da­ten mit Zusatz­in­for­ma­tio­nen zur Erhe­bung sind für wis­sen­schaft­li­che Zwe­cke frei zugäng­lich unter www.voto.swiss bzw. durch das FORS Daten­ar­chiv forsbase.unil.ch.

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