Auf zur Bewerbung: noch bis zum 29. Februar für den Föderalismuspreis 2024 bewerben!

Ob in der gan­zen Schweiz prä­sent oder ein beson­de­res Enga­ge­ment im Klei­nen; ob poli­tisch, gesell­schaft­lich, wis­sen­schaft­lich oder kul­tu­rell aktiv; ob Zusam­men­schluss oder Ein­zel­per­son: Mit dem Föde­ra­lis­mus­preis 2024 prä­miert die ch Stif­tung eine Per­son oder Orga­ni­sa­ti­on, die sich für Viel­falt und Zusam­men­halt in der Schweiz ein­setzt. Die Preis­trä­ge­rin, der Preis­trä­ger wird in einem offe­nen Ver­fah­ren von einer Jury aus Poli­tik und Zivil­ge­sell­schaft bestimmt und erhält 10 000 Fran­ken. Bewer­bun­gen und Nomi­na­tio­nen kön­nen bis 29. Febru­ar 2024 ein­ge­ge­ben werden.

Die Bun­des­ver­fas­sung von 1848 ver­bin­det Demo­kra­tie und Rechts­staat­lich­keit mit einem föde­ra­len Staats­auf­baui.1 Die Bun­des­staat­lich­keit ist auch gemäss der Total­re­vi­si­on der Bun­des­ver­fas­sung (BV) von 1999ii «mehr als nur ein recht­li­ches Prin­zip»: Sie ist eines ihrer «struk­tur­be­stim­men­den Ele­men­te», gar eines der «iden­ti­täts­stif­ten­den Kern­stü­cke[]» und damit «staats­po­li­ti­sche Maxi­me».iii Sowohl in der Prä­am­bel als auch in Art. 1 BV ist neben dem demo­kra­ti­schen auch das föde­ra­le Staats­prin­zip ver­brieft: Das Schwei­zer­volk und die Kan­to­ne in ihrer Gesamt­heit sind Ver­fas­sungs­ge­ber und bil­den zusam­men die Eid­ge­nos­sen­schaft. Dies hat ver­schie­de­ne Impli­ka­tio­nen und begrün­det ins­be­son­de­re jene Insti­tu­tio­nen und Pro­zes­se, die einer­seits die Mit­wir­kung der Kan­to­ne im Bundiv (Art. 45 BV; sie­he shared rulev) und ande­rer­seits die beschränk­te, aber viel­fäl­ti­ge Auto­no­mie der Kan­to­ne (Art. 3 BV; self-rulevi) im schwei­ze­ri­schen Bun­des­staat sichern.vii

Abb. 1: Zentralisierungsdruck im Parlament, 2011–2020

Anmerkung: Die Abbildung zeigt die absolute Anzahl föderalismusrelevanter parlamentarischer Vorstösse im Zeitraum 2011 bis 2020. Die hier dargestellten 865 Vorstösse wurden gemäss Quelle in einem zweistufigen Verfahren auf Basis aller 7’782 im Untersuchungszeitraum eingereichter parlamentarischer Vorstösse herausgearbeitet. Die weitere parlamentarische Beratung wurde nicht berücksichtigt.
Abbildung: Alix d’Agostino, DeFacto • Datenquelle: ch Stiftungviii ix x.

 

Zentralisierungstendenzen

Ent­ge­gen der prin­zi­pi­ell dezen­tra­len Auf­ga­ben­zu­tei­lung gemäss Sub­si­dia­ri­täts­prin­zip (Art. 5a BV, Art. 43a Abs. 1 BV) – die­ses schreibt vor, dass alle Staats­auf­ga­ben auf der tiefst mög­li­chen und bür­ger­na­hes­ten Ebe­ne bewäl­tigt wer­den sol­len – sehen Beob­ach­te­rin­nen und Beob­ach­ter die Kan­to­ne «[i]m Sog des Zen­tral­staa­tes»xi. Die Kan­to­ne selbst wei­sen auf einen anhal­ten­den Zen­tra­li­sie­rungs­druck hin.xii xiii xiv Wie sich dies unter ande­rem äus­sert, zeigt Abbil­dung 1. So ver­lang­ten föde­ra­lis­mus­re­le­van­te par­la­men­ta­ri­sche Vor­stös­se in Natio­nal- und Stän­de­rat in der Peri­ode 2011 bis 2020 in der gros­sen Mehr­heit der Fäl­le (ca. 67%) eine Zen­tra­li­sie­rung im adres­sier­ten Auf­ga­ben­be­reich. Jeder fünf­te die­ser Vor­stös­se (ca. 22%) ziel­te auf eine stär­ke­re Zusam­men­ar­beit zwi­schen Bund und Kan­to­nen ab (bei­spiels­wei­se um Dop­pel­spu­rig­kei­ten zu ver­mei­den), jeder zehn­te auf eine dezen­tra­le Lösung (ca. 11%).

 

 

Föderalismuspreis

Sol­chen Ten­den­zen gilt es mit einem leben­di­gen Föde­ra­lis­mus ent­ge­gen­zu­wir­ken. Genau dies schaf­fen schon heu­te die viel­fäl­ti­gen poli­ti­schen, gesell­schaft­li­chen, wis­sen­schaft­li­chen oder kul­tu­rel­len Enga­ge­ments von Per­so­nen oder Orga­ni­sa­tio­nen, die die Ein­heit und Viel­falt im Klei­nen oder in der gan­zen Schweiz stär­ken. Und genau die­sen Ein­satz zeich­net die ch Stif­tung jedes Jahr mit dem Föde­ra­lis­mus­preis aus. So prä­miert sie auch 2024 wie­der eine Per­son oder Orga­ni­sa­ti­on, die sich für Viel­falt und Zusam­men­halt in der Schweiz ein­setzt. Bewer­bun­gen oder Nomi­na­tio­nen kön­nen via Online­for­mu­lar ein­ge­ge­ben wer­den: Jede in der Schweiz nie­der­ge­las­se­ne Per­son oder Orga­ni­sa­ti­on kann sich bewer­ben oder kann nomi­niert wer­den, auch wenn die­se bereits an einer ver­gan­ge­nen Edi­ti­on teil­ge­nom­men hat­te. Ent­schei­dend für die Ver­ga­be ist ein Bei­trag mit min­des­tens einem der fol­gen­den Merkmale:

  • Kom­mu­ni­ka­ti­on: Auf­zei­gen der Vor­tei­le und Beson­der­hei­ten des schwei­ze­ri­schen Föderalismus;
  • Inno­va­ti­on: Anstos­sen einer kon­struk­ti­ven Aus­ein­an­der­set­zung mit dem schwei­ze­ri­schen Föde­ra­lis­mus oder die Stär­kung des­sel­ben auf inno­va­ti­ve Weise;
  • Par­ti­zi­pa­ti­on: För­de­rung des Enga­ge­ments sowie der Mit­wir­kung, ins­be­son­de­re auf loka­ler, regio­na­ler und kan­to­na­ler Ebene;
  • Tra­di­ti­on: Bekannt­ma­chung der his­to­ri­schen Evo­lu­ti­on des Föde­ra­lis­mus in der Schweiz;
  • Kohä­si­on: För­de­rung des Zusam­men­le­bens und der Ver­stän­di­gung der ver­schie­de­nen Sprach­ge­mein­schaf­ten der Schweiz und der Ach­tung von Minderheiten

Die Preis­trä­ge­rin bzw. der Preis­trä­ger erhält 10’000 Schwei­zer Fran­ken und ihr bzw. sein Name wird auf einer Tafel im Haus der Kan­to­ne eingraviert.

Jury: Persönlichkeiten aus Politik und Zivilgesellschaft

Über die Preis­ver­ga­be ent­schei­det eine Jury aus Ver­tre­te­rin­nen und Ver­tre­tern von Poli­tik und Zivil­ge­sell­schaft. Nament­lich sind dies Staats­rä­tin Flo­rence Nater (NE), Prä­si­den­tin der ch Stif­tung, Land­am­mann Dr. Mar­kus Dieth (AG), Prä­si­dent der Kon­fe­renz der Kan­tons­re­gie­run­gen (KdK), Staats­kanz­le­rin Dani­elle Gagnaux-Morel (Kan­ton Frei­burg) eben­so wie die Jour­na­lis­tin Gül­s­ha Adil­ji, Mar­co Sola­ri, ehe­ma­li­ger Prä­si­dent des Locar­no Film Fes­ti­val, und die Pro­fes­so­rin Tania Ogay (Depar­te­ment für Erzie­hungs­wis­sen­schaf­ten der Uni­ver­si­tät Freiburg).

Bisherige Preisträgerinnen und Preisträger: Von alt Bundesrat Arnold Koller bis zum Campus für Demokratie

Die bis­he­ri­gen Preis­trä­ge­rin­nen und Preis­trä­ger sind das Forum per l’i­ta­lia­no in Sviz­ze­ra (2022), easy­vo­te (2021), der Cir­cus Knie (2020), die Staats­recht­le­rin Eva Maria Bel­ser (2019), alt Regie­rungs­rat Franz Mar­ty (2018), die Inter­ju­ras­si­sche Ver­samm­lung (2017), das Neu­en­bur­ger Bil­dungs­pro­jekt PRIMA (2016), Kaba­ret­tist Emil Stein­ber­ger (2015) und alt Bun­des­rat Arnold Kol­ler (2014). Zuletzt wur­de der Cam­pus für Demo­kra­tie ins­be­son­de­re für des­sen Arbeit zur Koor­di­nie­rung des Inter­na­tio­na­len Tags der Demo­kra­tie ausgezeichnet.

Die ch Stif­tung – eine gemein­sa­me Stif­tung der Kantone
Die ch Stif­tung für eid­ge­nös­si­sche Zusam­men­ar­beit wird von allen 26 Kan­to­nen getra­gen. Sie för­dert die Ver­stän­di­gung zwi­schen den Sprach­ge­mein­schaf­ten und Kul­tu­ren sowie die Zusam­men­ar­beit unter den Kan­to­nen und mit dem Bund. Sie ist dem föde­ra­lis­ti­schen Staats­ge­dan­ken verpflichtet.

Hier kön­nen Sie sich bis 29. Febru­ar für den Föde­ra­lis­mus­preis 2024 bewer­ben oder jeman­den nomi­nie­ren. Wei­te­re Infor­ma­tio­nen fin­den Sie hier.

Alex­an­der Arens hat an der Uni­ver­si­tät Bern pro­mo­viert. Er ist stell­ver­tre­ten­der Lei­ter Bereich ch Stif­tung bei der ch Stif­tung für eid­ge­nös­si­sche Zusam­men­ar­beit.

E‑Mail: a.arens@chstiftung.ch


1 Die inhalt­lich-fach­li­chen Aus­füh­run­gen im Text sind dem Arti­kel «Struk­tur und Wan­del des Schwei­zer Föde­ra­lis­mus» des gleich­na­mi­gen Autors auf dem ch Blog ent­nom­men. Die Infor­ma­tio­nen zum Föde­ra­lis­mus­preis fin­den sich so auch auf der Web­site der ch Stiftung.

i Häfe­lin, U., W. Hal­ler, H. Kel­ler und D. Thurn­herr (2020). Schwei­ze­ri­sches Bun­des­staats­recht, 10. Auf­la­ge. Schult­hess (S. 14).

ii Bun­des­ver­fas­sung der Schwei­ze­ri­schen Eid­ge­nos­sen­schaft vom 18. April 1999, Stand 7.3.2021; https://www.admin.ch/opc/de/classified-compilation/19995395/index.html (zuletzt geöff­net am 7.7.2021).

iii BR, Schwei­ze­ri­scher Bun­des­rat (1996). 96.091 Bot­schaft über eine neue Bun­des­ver­fas­sung vom 20. Novem­ber 1996. Bun­des­blatt Nr. 1 vom 14. Janu­ar 1997 149(1): S. 1–642 (S. 14–16).

iv Häfe­lin, U., W. Hal­ler, H. Kel­ler und D. Thurn­herr (2020). Schwei­ze­ri­sches Bun­des­staats­recht, 10. Auf­la­ge. Schult­hess (S. 317).

v Sie­he die Defi­ni­ti­on von Föde­ra­lis­mus im Bei­trag «Wie föde­ra­le Staa­ten ent­ste­hen und wie vie­le es heu­te gibt» (Alex­an­der Arens, ch Blog)

vi Sie­he die Defi­ni­ti­on von Föde­ra­lis­mus im Bei­trag «Wie föde­ra­le Staa­ten ent­ste­hen und wie vie­le es gibt» (Alex­an­der Arens, ch Blog)

vii Häfe­lin, U., W. Hal­ler, H. Kel­ler und D. Thurn­herr (2020). Schwei­ze­ri­sches Bun­des­staats­recht, 10. Auf­la­ge. Schult­hess (S. 317).

viii ch Stif­tung für eid­ge­nös­si­sche Zusam­men­ar­beit (2014). Moni­to­ring­be­richt Föde­ra­lis­mus 2011–2013. ch Stif­tung (S. 21–24).

ix ch Stif­tung für eid­ge­nös­si­sche Zusam­men­ar­beit (2017). Moni­to­ring­be­richt Föde­ra­lis­mus 2014–2016. ch Stif­tung (S. 19–23).

x ch Stif­tung für eid­ge­nös­si­sche Zusam­men­ar­beit (2022). Moni­to­ring­be­richt Föde­ra­lis­mus 2017–2021. ch Stif­tung (Anhang: Par­la­men­ta­ri­sche Vor­stös­se [S. 1–3]).

xi Schalt­eg­ger, C. A. und T. M. Stu­der (2017). Im Sog des Zen­tral­staa­tes. Neue Zür­cher Zei­tung NZZ 188[238] vom 16.08.2017 (S. 25).

xii ch Stif­tung für eid­ge­nös­si­sche Zusam­men­ar­beit (2014). Moni­to­ring­be­richt Föde­ra­lis­mus 2011–2013. ch Stif­tung (S. 64).

xiii ch Stif­tung für eid­ge­nös­si­sche Zusam­men­ar­beit (2017). Moni­to­ring­be­richt Föde­ra­lis­mus 2014–2016. ch Stif­tung (S. 47–49).

xiv ch Stif­tung für eid­ge­nös­si­sche Zusam­men­ar­beit (2022). Moni­to­ring­be­richt Föde­ra­lis­mus 2017–2021. ch Stif­tung (S. 7–8).

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