Zwischen Pariser Abkommen und direkter Demokratie: Wann sind klimapolitische Abstimmungsvorlagen erfolgreich?

Die Schweiz mit ihren direkt­de­mo­kra­ti­schen Insti­tu­tio­nen steht für eine kon­sen­sua­le Poli­tik, die zwar durch klei­ne Schrit­te, dafür aber durch eine hohe Legi­ti­mi­tät gekenn­zeich­net ist. Auch die klei­nen Schrit­te, so wird oft gesagt, sind nicht unbe­dingt ein Pro­blem, weil sie sozu­sa­gen ste­tig in die glei­che Rich­tung gehen, wäh­rend bei­spiels­wei­se in stär­ker mehr­heits­ge­präg­ten Sys­te­men eine neue Regie­rung Refor­men wie­der umkeh­ren kann. Aller­dings: Was, wenn es schnell gehen muss? Die­ser Bei­trag basiert auf einer Stu­die, wel­che die Erfolgs­fak­to­ren von umwelt­po­li­ti­schen Abstim­mun­gen seit 1983 untersucht. 

Die Schweiz hat sich wie die meis­ten ande­ren Staa­ten im Rah­men des Pari­ser Abkom­mens zu kli­ma­po­li­ti­schen Zie­len ver­pflich­tet, deren Umset­zung eine nicht nur tech­no­lo­gi­sche, son­dern vor allem auch poli­ti­sche Her­aus­for­de­rung dar­stellt (Sta­del­mann-Stef­fen & Der­mont 2018; Wicki et al. 2019; Carat­ti­ni et al. 2018). Der gefor­der­te rasche und weit­rei­chen­de Wan­del scheint in einem Wider­spruch zu ste­hen mit der von der direk­ten Demo­kra­tie gepräg­ten kon­sen­sua­len Poli­tik der klei­nen Schrit­te. Die bis­he­ri­ge For­schung hat dies­be­züg­lich fest­ge­stellt, dass es gera­de rela­tiv weit­rei­chen­de Mass­nah­men im direkt­de­mo­kra­ti­schen Kon­text der Schweiz schwer haben (Sta­del­mann-Stef­fen et al. 2018; Carat­ti­ni et al. 2017). Unse­re Stu­die wid­met sich der Fra­ge, unter wel­chen Bedin­gun­gen effek­ti­ve kli­ma­po­li­ti­sche Vor­la­gen im direkt­de­mo­kra­ti­schen Kon­text erfolg­reich sind, sprich einen hohen Ja-Anteil an der Urne errei­chen.[1] Der Begriff «effek­tiv» wird dabei nicht kon­kret in Bezug auf eine (getes­te­te) Wirk­sam­keit von bestimm­ten Mass­nah­men ver­stan­den, son­dern soll ledig­lich die Annah­me beto­nen, dass für die Errei­chung der kli­ma­po­li­ti­schen Zie­le Mass­nah­men nötig sind, die über «klei­ne Schrit­te» oder rein frei­wil­li­ge und infor­ma­ti­ons­ba­sier­te Steue­rungs­in­stru­men­te (How­lett 2005) hinausgehen.

Wäh­rend sich aktu­ell vie­le Forscher:innen mit der Unter­stüt­zung «grü­ner» Poli­ci­es und vor allem mit öko­lo­gi­schen Steu­ern[2] beschäf­ti­gen und dabei den Fokus auf die Ebe­ne der Indi­vi­du­en legen (z.B. Bei­ser-McGrath & Ber­nau­er 2019; Carat­ti­ni et al. 2017, 2018; Mil­den­ber­ger et al. 2022; Rausch und Karplus 2014), neh­men wir eine Aggre­gat­per­spek­ti­ve ein. Im Zen­trum der Ana­ly­se ste­hen natio­na­le Abstim­mungs­vor­la­gen der letz­ten 40 Jah­re, die kli­ma­po­li­tisch rele­van­te Aspek­te beinhal­ten. Damit unter­su­chen wir im Gegen­satz zu den meis­ten umfra­ge­ba­sier­ten Stu­di­en nicht hypo­the­ti­sches Ver­hal­ten, son­dern tat­säch­li­che Ent­schei­dungs­pro­zes­se. Wir inter­es­sie­ren uns dabei für The­men, Inhal­te und Steue­rungs­me­cha­nis­men sowie dahin­ter­ste­hen­de Koali­tio­nen der Abstim­mungs­vor­la­gen und ergrün­den, inwie­fern die­se Fak­to­ren mit der Akzep­tanz die­ser Vor­la­gen an der Urne kor­re­lie­ren. Im Ver­gleich zu frü­he­ren ähn­li­chen Ana­ly­sen (Born­stein & Lanz 2008; Sta­del­mann-Stef­fen 2011) inte­grie­ren wir den jün­ge­ren Zeit­raum, in dem The­men wie der Kli­ma­wan­del oder die Bio­di­ver­si­tät stark an Bedeu­tung gewon­nen haben. Wir stüt­zen uns auf eine ver­glei­chen­de Ana­ly­se umwelt­po­li­ti­scher Abstim­mun­gen auf natio­na­ler Ebe­ne in der Schweiz zwi­schen 1983 und 2021 anhand der Daten von Swiss­vo­tes (2021).

Direkte Demokratie kann theoretisch effektive Umweltpolitik sowohl hemmen wie fördern

Gemäss dem Public-Choice-Ansatz geht es bei der Ein­füh­rung von umwelt­schüt­zen­den Mass­nah­men grund­sätz­lich um die Abwä­gung von kurz­fris­ti­gen Kos­ten, wel­che für das Indi­vi­du­um oder die Wirt­schaft ent­ste­hen, gegen­über dem lang­fris­ti­gen Nut­zen in Form von nach­hal­tig gestei­ger­ter Umwelt­qua­li­tät (Kirch­gäss­ner & Schnei­der 2003; Shum 2011; Sta­del­mann-Stef­fen & Der­mont 2018). Auf­grund der Klas­si­fi­zie­rung des Umwelt­schut­zes als öffent­li­ches Gut und der damit ein­her­ge­hen­den Tritt­brett­fah­rer­the­ma­tik hat des­sen Bereit­stel­lung seit jeher zu Allo­ka­ti­ons­pro­ble­men geführt. [3] Da Mass­nah­men zum Schutz von Umwelt und Kli­ma von der Bevöl­ke­rung mit­tels Steu­er­zah­lun­gen und ande­ren staat­li­chen Abga­ben finan­ziert wer­den oder ander­wei­ti­ge Ein­schrän­kun­gen in Kauf genom­men wer­den müs­sen, dürf­te die Bevöl­ke­rung nur jene Mass­nah­men zum Schutz der Umwelt bil­li­gen, wel­che den per­sön­li­chen Nut­zen erhö­hen (Prid­dat 2008). Die­ses Argu­ment scheint im direkt­de­mo­kra­ti­schen Kon­text beson­ders wich­tig zu sein, weil die Bevöl­ke­rung damit oft bei der Zustim­mung zu umwelt­po­li­ti­schen Vor­la­gen kurz­fris­ti­ge per­sön­li­che Kos­ten akzep­tie­ren muss. Fak­to­ren wie die Aus­wahl der Poli­cy-Instru­men­te, deren Reich­wei­te und die Fra­ge, inwie­fern die­se für Indi­vi­du­en und Haus­hal­te sicht- und spür­bar sind, kön­nen die­se Kos­ten-Nut­zen-Abwä­gung und somit den Abstim­mungs­er­folg einer umwelt­po­li­ti­schen Vor­la­ge beeinflussen.

Eine zwei­te Per­spek­ti­ve zur Erklä­rung des Abstim­mungs­er­folgs von umwelt­po­li­ti­schen Vor­la­gen argu­men­tiert, dass eine rei­ne Kos­ten-Nut­zen-Abwä­gung, wie sie in der Public-Choice-Debat­te vor­zu­fin­den ist, oft­mals zu kurz greift: Ele­men­te des poli­ti­schen Pro­zes­ses sowie ideo­lo­gi­sche Aspek­te (z.B. bestimm­te Ein­stel­lun­gen) kön­nen eine eben­so zen­tra­le Rol­le ein­neh­men, indem sie beein­flus­sen, was schluss­end­lich das Resul­tat poli­ti­scher Kon­flik­te und Aus­hand­lung ist. Die Umwelt­schutz­the­ma­tik selbst und damit auch die Akzep­tanz ent­spre­chen­der Poli­ci­es ist stark ideo­lo­gisch geprägt (Born­stein & Lanz 2008). Aus die­ser Per­spek­ti­ve wur­den in den Ana­ly­sen des­halb der Unter­stüt­zungs­grad einer Vor­la­ge in der poli­ti­schen Eli­te, der Kon­flikt­grad und die Fra­ge, wie stark eine Vor­la­ge auf Umwelt und Kli­ma abzielt, als Varia­blen inte­griert, die den Erfolgs­grad einer Vor­la­ge beein­flus­sen können.

Daten und Methode
Die ver­wen­de­ten Daten stam­men in ers­ter Linie von Swiss­vo­tes (2021). Da Umwelt­schutz und Umwelt­po­li­tik in der Schweiz vor allem seit der Wald­ster­be­de­bat­te der 1980er Jah­re ein zuneh­mend wich­ti­ges poli­ti­sches The­ma dar­stel­len, wähl­ten wir als Unter­su­chungs­zeit­raum die Jah­re 1983  bis 2021. Mit­tels Schlag­wort­su­che in der Swiss­vo­tes-Daten­bank iden­ti­fi­zier­ten wir jene 57 Vor­la­gen im Unter­su­chungs­zeit­raum, deren Inhal­te einen Bezug zu den The­men Umwelt, Kli­ma oder Ener­gie hat­ten (sie­he Tabel­le G1 im Online-Anhang).[4] Die Swiss­vo­tes-Daten wur­den zudem durch wei­te­re Infor­ma­tio­nen zu den ein­zel­nen Vor­la­gen bzw. zum Kon­text der Abstim­mung ergänzt. So wur­den das BIP[5] sowie die Par­tei­stär­ke der Grü­nen Par­tei der Schweiz[6] im Jahr der Abstim­mung vom Bun­des­amt für Sta­tis­tik bezo­gen. Wei­te­re zen­tra­le unab­hän­gi­ge Varia­blen kodier­ten wir basie­rend auf dem Abstim­mungs­büch­lein zu den Abstim­mun­gen selbst.

Zur Aus­wer­tung der gestell­ten For­schungs­fra­ge bedie­nen wir uns der Baye­sia­ni­schen Regres­si­ons­ana­ly­se, wel­che die unbe­kann­ten Para­me­ter anhand von Wahr­schein­lich­keits­ver­tei­lun­gen schätzt. Im Ver­gleich zu her­kömm­li­chen fre­quen­tis­ti­schen Metho­den baut die Baye­sia­ni­sche auf der Annah­me bereits exis­tie­ren­der Infor­ma­tio­nen auf, wel­che anschlies­send mit den vor­han­de­nen Daten aktua­li­siert wer­den (vgl. Jack­man 2009; Koch 2007). Die­ser Ansatz bie­tet sich ins­be­son­de­re in Anwen­dun­gen an, wel­che sich wie die uns­ri­ge auf rela­tiv klei­ne Fall­zah­len stüt­zen und nicht auf Zufalls­sam­ples aus einer grös­se­ren Grund­ge­samt­heit basieren.

Die Ergebnisse: ein bisschen von beidem

Unse­re Ergeb­nis­se (Abbil­dung 1) stüt­zen zunächst die pro­mi­nen­te Public-Choice-The­se, wonach die Kos­ten umwelt­po­li­ti­scher Mass­nah­men ein Grund für die Bevöl­ke­rung sind, die­se abzu­leh­nen. Unse­re Ana­ly­se prä­zi­siert die poli­ti­sche Rol­le die­ser Kos­ten, indem sie auf­zeigt, dass die Sicht­bar­keit der Kos­ten und damit die direkt­de­mo­kra­ti­sche Hür­de beson­ders hoch ist, wenn eine Vor­la­ge direkt Ver­hal­tens­än­de­run­gen impli­ziert oder einen All­tags­be­zug auf­weist. Hin­ge­gen haben es abs­trak­te­re, stär­ker auf Zie­le und Stra­te­gien aus­ge­rich­te­te Vor­la­gen leich­ter, die direkt­de­mo­kra­ti­sche Hür­de zu über­sprin­gen. Ana­lo­ge Mus­ter zei­gen sich auch in Bezug auf den Instru­men­ten­typ: Wäh­rend die Kos­ten­di­men­si­on bei Steu­ern beson­ders offen­sicht­lich ist und ent­spre­chen­de Mass­nah­men mit einem gerin­ge­ren Erfolg an der Urne ein­her­ge­hen, wei­sen Vor­la­gen, die Ver­bo­te oder Sub­ven­tio­nen ent­hal­ten, in der Ten­denz eine höhe­re Zustim­mung auf. Dabei sind Letz­te­re oft nicht tat­säch­lich «bil­li­ger» als Steu­ern, wer­den aber so wahr­ge­nom­men (Sta­del­mann-Stef­fen 2011). Ein wenig über­ra­schen­der Befund ist zudem, dass stär­ker vom Sta­tus Quo abwei­chen­de Vor­la­gen einen gerin­ge­ren Erfolgs­grad an der Urne auf­wei­sen. Dies lässt sich auch in die Public-Choice-Per­spek­ti­ve ein­ord­nen: Die Kos­ten erge­ben sich bei weit­rei­chen­den Mass­nah­men nicht zuletzt aus der dar­aus resul­tie­ren­den Unsi­cher­heit und dem Anpassungsaufwand.

Die­sen Hür­den für umwelt­po­li­ti­sche Vor­la­gen ste­hen zwei Fak­to­ren gegen­über, wel­che einem Abstim­mungs­er­folg zuträg­lich sind. Dies sind einer­seits eine gros­se poli­ti­sche Koali­ti­on, wel­che die Vor­la­ge unter­stützt, und ande­rer­seits ein kla­rer Umwelt­fo­kus der Vor­la­ge. Hin­sicht­lich des Umwelt­fo­kus zei­gen wei­ter­ge­hen­de Ana­ly­sen zudem auf, dass vor allem Initia­ti­ven bei einer star­ken Fokus­sie­rung auf das Umwelt­the­ma erfolg­rei­cher sind, wäh­rend die Rol­le einer brei­ten unter­stüt­zen­den Koali­ti­on schwä­cher ausfällt.

Abbildung 1: Bayesianisches Modell zur Erklärung des Ja-Anteils an der Urne
Direkte Demokratie und effektive Umweltpolitik: ein realpolitisches Dilemma

Wie sind nun die­se Ergeb­nis­se hin­sicht­lich der Mög­lich­kei­ten zu inter­pre­tie­ren, kli­ma­po­li­ti­sche Mass­nah­men im direkt­de­mo­kra­ti­schen Kon­text poli­tisch umzu­set­zen? In der Tat zeu­gen die Befun­de in ers­ter Linie von einem real­po­li­ti­schen Dilem­ma in der Schwei­zer Kli­ma­po­li­tik. Zwar scheint die Beto­nung des Umwelt­the­mas mit höhe­ren Erfolgs­chan­cen von Abstim­mungs­vor­la­gen ein­her­zu­ge­hen und zudem eini­ge kri­ti­sche Fak­to­ren abzu­schwä­chen. Dies kann aber nicht dar­über hin­weg­täu­schen, dass umwelt­po­li­ti­sche Vor­la­gen in der direk­ten Demo­kra­tie häu­fi­ger erfolg­reich sind, wenn sie nicht zu weit gehen, eher abs­trak­ter Natur sind und kei­ne Steu­ern beinhal­ten – gera­de die­se Fak­to­ren zeich­nen aber typi­scher­wei­se effek­ti­ve kli­ma­po­li­ti­sche Mass­nah­men aus. Auch unter Ein­be­zug der letz­ten Jah­re, wäh­rend derer umwelt- und kli­ma­po­li­ti­sche The­men an Bedeu­tung gewon­nen haben, bestä­tigt sich damit wie schon in frü­he­ren Stu­di­en (Sta­del­mann-Stef­fen 2011) in ers­ter Linie die Veto­wir­kung der direk­ten Demo­kra­tie. Dies gilt ins­be­son­de­re für die von Par­la­ment und Regie­rung initi­ier­ten Vor­la­gen und Mass­nah­men – wie das jüngs­te Bei­spiel des CO2-Geset­zes, aber auch geschei­ter­te kan­to­na­le Ener­gie­ge­set­ze illus­trie­ren. Hier scheint es nicht ohne eine Poli­tik der klei­nen Schrit­te zu gehen, d.h. gut aus­ta­rier­te Vor­la­gen, die einer­seits von einer mög­lichst gros­sen Koali­ti­on gestützt wer­den, und ande­rer­seits das Poten­ti­al haben, einen neu­en «Sta­tus Quo» zu bil­den, wel­cher wei­te­re und effek­ti­ve­re Refor­men erleich­tert. Unse­re Befun­de zei­gen auf, dass dabei ein kla­rer Fokus auf das über­ge­ord­ne­te Ziel, sprich die Beto­nung von Umwelt- und Kli­ma­zie­len, dem Erfolg von Vor­la­gen zuträg­lich ist. Ein sol­cher Bezug zum lang­fris­ti­gen Gemein­wohl kann mög­li­cher­wei­se ein Gegen­ge­wicht zu den sicht­ba­ren, kurz­fris­ti­gen Kos­ten bil­den (Sta­del­mann-Stef­fen & Der­mont 2018).

Über­dies zeigt ein detail­lier­ter Blick auf die begüns­ti­gen­den Fak­to­ren sowie die unter­such­ten Vor­la­gen, dass die direk­te Demo­kra­tie durch­aus Gele­gen­hei­ten bie­ten kann, ins­be­son­de­re über Initia­ti­ven rela­tiv weit­rei­chen­de Vor­la­gen im Umwelt­be­reich durch­zu­brin­gen. In die­sem Kon­text ist es inter­es­sant zu erwäh­nen, dass von den 15 Initia­ti­ven, die in den letz­ten 40 Jah­ren an der Urne ange­nom­men wur­den, nicht weni­ger als 5 die Umwelt­po­li­tik betra­fen. Die kon­kre­ten Fäl­le deu­ten aller­dings dar­auf hin, dass der Initia­tiv­erfolg oft beson­de­ren Kon­stel­la­tio­nen und Momen­ten geschul­det war, wel­che sich kaum sta­tis­tisch gene­ra­li­sie­ren las­sen. Auch sind erfolg­rei­che Initia­ti­ven im Bereich der Kli­ma­po­li­tik und in jüngs­ter Zeit bis­her noch aus­ge­blie­ben. Nicht­des­to­trotz spricht eini­ges dafür, dass Initia­ti­ven nebst der zuvor skiz­zier­ten Poli­tik der klei­nen Schrit­te das Poten­ti­al haben, der Schwei­zer Kli­ma­po­li­tik zusätz­li­che Dyna­mik zu ver­lei­hen – ent­we­der, indem sie in beson­de­ren Momen­ten eine Mehr­heit an der Urne erhal­ten, oder aber auch indi­rek­ter, indem sie ein The­ma auf die poli­ti­sche Agen­da brin­gen oder es im poli­ti­schen Pro­zess stärken.


[1] Wenn wir im Fol­gen­den von erfolg­rei­chen Abstim­mungs­vor­la­gen oder einem hohen Erfolgs­grad von Vor­la­gen spre­chen, dann ist damit ein hoher Ja-Stim­men­an­teil gemeint, wäh­rend nicht dar­auf Bezug genom­men wird, ob eine Vor­la­ge schluss­end­lich ange­nom­men oder abge­lehnt wur­de. Letz­te­res hängt von wei­te­ren Fak­to­ren ab, bei­spiels­wei­se der Anfor­de­rung des Stän­de­mehrs bei Verfassungsänderungen.

[2] Von öko­lo­gi­schen Steu­ern spricht man, wenn öko­lo­gisch uner­wünsch­tes Ver­hal­ten besteu­ert wird. Bei­spie­le sind etwa Steu­ern auf Strom, Flug­ti­ckets, etc.

[3] Ein öffent­li­ches Gut cha­rak­te­ri­siert sich durch Nicht-Aus­schliess­bar­keit (feh­len­de Eigen­tums­rech­te) und Nicht-Riva­li­tät im Kon­sum (Prid­dat 2008). Das führt dazu, dass Ange­bot und Nach­fra­ge bei öffent­li­chen Gütern den Preis nicht kor­rekt regu­lie­ren. Im Fal­le des Umwelt­schut­zes wer­den die Kos­ten ent­spre­chen­der Mass­nah­men über­schätzt gegen­über ihrem Nut­zen, wes­halb zu wenig von die­sen «Gütern» pro­du­ziert wird. Dies wird dadurch ver­stärkt, dass es aus Sicht der Ein­zel­nen oft ratio­nal scheint, nicht in sol­che Mass­nah­men zu inves­tie­ren, weil sie als soge­nann­te Trittbrettfahrer:innen trotz­dem von deren Nut­zen pro­fi­tie­ren können.

[4] Wäh­rend die­se Stich­wort­su­che 97 Abstim­mungs­vor­la­gen iden­ti­fi­zier­te, wur­den 35 nicht in den Daten­satz inte­griert, weil sich der Bezug zur Umwelt als zu wenig ein­deu­tig erwies.

[5] BFS (2021), für das Jahr 2021 wur­de eine Schät­zung des SECO ver­wen­det (Seco 2021).

[6] BFS (2019). Es wur­de jeweils die schweiz­wei­te Par­tei­en­stär­ke bei der vor­an­ge­gan­ge­nen Natio­nal­rats­wahl verwendet.


Hin­weis: Die­ser Bei­trag ist die schrift­li­che Kurz­fas­sung des Buch­ka­pi­tels «Im Span­nungs­feld zwi­schen Pari­ser Kli­ma­ab­kom­men und direk­ter Demo­kra­tie: Unter wel­chen Bedin­gun­gen sind kli­ma­po­li­ti­sche Abstim­mun­gen erfolg­reich?», in: Schaub Hans-Peter/­Bühl­mann Marc (Hrsg.). Direk­te Demo­kra­tie in der Schweiz, Neue Erkennt­nis­se aus der Abstim­mungs­for­schung. Zürich: Seis­mo 2022. S. 179 – 202.

Bild: unsplash.com

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