Zeitdiagnose Männlichkeiten

Die Ver­än­de­rungs­pro­zes­se in den Gesell­schafts- und Geschlech­ter­ver­hält­nis­sen bedeu­ten für Män­ner* und Männ­lich­kei­ten spe­zi­fi­sche Her­aus­for­de­run­gen wie Mög­lich­kei­ten. Was dies kon­kret für Schwei­zer Män­ner* beinhal­tet, wird noch äus­serst sel­ten beforscht. Ein neu erschie­ne­nes Buch macht eine ers­te Bestandsaufnahme.

Die Gesell­schafts- und Geschlech­ter­ver­hält­nis­se befin­den sich im Umbruch. Ein neu­es Buch wid­met sich nun der Fra­ge, was die­se Ver­än­de­run­gen für Män­ner* und Männ­lich­kei­ten in der Schweiz bedeu­ten — ein bis­her wenig beach­te­ter For­schungs­be­reich. Das Buch hat zum Ziel, die Bedeu­tung kri­ti­scher Män­ner*- und Männ­lich­kei­ten­for­schung in, zur und für die Schweiz auf­zu­zei­gen. Dies gelingt in einer Art Tour d’Horizon durch die inter­dis­zi­pli­nä­re Schwei­zer Männ­lich­kei­ten­for­schung. Die ver­sam­mel­ten Autor*innen, zu denen u.a. Andrea Mai­ho­fer, Clau­dia Opitz-Belakhal, Ueli Mäder, Chris­ta Bins­wan­ger und Bri­git­te Lie­big zäh­len, geben Ein­bli­cke in den aktu­el­len For­schungs­stand zum Wan­del von Männlichkeit(en) und lie­fern wich­ti­ge Denk­an­stös­se für die Dis­kus­si­on über Männlichkeit(en) und Männlichkeitsbilder.

Krise von Männlichkeit als Zeichen grundlegenden Wandels

Ver­schie­de­ne Tex­te im Sam­mel­band zeich­nen die his­to­ri­schen und gesell­schaft­li­chen Kon­tex­te und Ent­wick­lun­gen nach, die zur Her­aus­bil­dung des heu­ti­gen Ver­ständ­nis­ses von Männ­lich­keit geführt haben. Durch die zeit­dia­gnos­ti­sche Per­spek­ti­ve bleibt es jedoch nicht bei einer Ana­ly­se der Ent­ste­hungs­pro­zes­se. Son­dern es wird danach gefragt, was die aktu­el­len Ver­än­de­run­gen in Erwerbs- und Fami­li­en­ar­beit, Lie­bes­be­zie­hun­gen, Eltern­schaft, Freund­schaft, Sexua­li­tät oder Frei­zeit­ge­stal­tung für Män­ner* an Her­aus­for­de­run­gen in sich tragen.

Hier­aus ergibt sich ein gros­ser Bedarf an Dia­gno­sen und Ein­ord­nun­gen, da oft­mals nicht klar ist, was sich im aktu­el­len Wan­del genau wie ver­än­dert und wie die para­do­xe Gleich­zei­tig­keit von Wan­del und Per­sis­tenz ange­mes­sen erfasst wer­den kann. Dies ist ein Anlie­gen, das nicht nur seit oder auf Grund von #metoo von brei­tem Inter­es­se ist. Und ja, auch Män­ner* reflek­tie­ren ver­mehrt über ihre Vor­stel­lun­gen und Ideen von Männlichkeit.

Es gilt die Vielgestaltigkeit von Männlichkeiten in der Schweiz zu dynamisieren

Mit der vor­lie­gen­den Ver­öf­fent­li­chung im Seis­mo Ver­lag soll die wis­sen­schaft­li­che und gesell­schaft­li­che Debat­te über die exis­tie­ren­de Viel­ge­stal­tig­keit von Männ­lich­kei­ten in der Schweiz an Dyna­mik und Kon­ti­nui­tät gewin­nen. Das Buch lie­fert dafür wert­vol­le Denk­an­stös­se und lan­ciert die Dis­kus­si­on über die Ana­ly­se von Männ­lich­kei­ten in der Schweiz in sei­ner gan­zen Bandbreite.

Die Herausgeber*innen Dia­na Baum­gar­ten, Mat­thi­as Lut­erbach, Mar­ti­na Peitz, Sarah Rabhi-Sid­ler, Ste­ve Stieh­ler, Tobi­as Stu­der, Anika Thym und Isa­bel­le Zinn sind in der AG «Trans­for­Men» der Schwei­ze­ri­schen Gesell­schaft für Geschlech­ter­for­schung orga­ni­siert. Hier­bei han­delt es sich um eine schweiz­wei­te, über­in­sti­tu­tio­nel­le Zusam­men­ar­beit von Mitarbeiter*innen des Depar­te­ments Sozia­le Arbeit der OST – Ost­schwei­zer Fach­hoch­schu­le, des Fach­be­rei­ches Geschlech­ter­for­schung der Uni­ver­si­tät Basel, der Care­um Hoch­schu­le Gesund­heit, der Facul­té des sci­en­ces socia­les et poli­ti­ques der Uni­ver­si­té de Lau­sanne und des Insti­tu­tes Inte­gra­ti­on und Par­ti­zi­pa­ti­on der Hoch­schu­le für Sozia­le Arbeit FHNW.


Bild: unsplash.com

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