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Zeitdiagnose Männlichkeiten

Diana Baumgarten
17th November 2021

Die Veränderungsprozesse in den Gesellschafts- und Geschlechterverhältnissen bedeuten für Männer* und Männlichkeiten spezifische Herausforderungen wie Möglichkeiten. Was dies konkret für Schweizer Männer* beinhaltet, wird noch äusserst selten beforscht. Ein neu erschienenes Buch macht eine erste Bestandsaufnahme.

Die Gesellschafts- und Geschlechterverhältnisse befinden sich im Umbruch. Ein neues Buch widmet sich nun der Frage, was diese Veränderungen für Männer* und Männlichkeiten in der Schweiz bedeuten – ein bisher wenig beachteter Forschungsbereich. Das Buch hat zum Ziel, die Bedeutung kritischer Männer*- und Männlichkeitenforschung in, zur und für die Schweiz aufzuzeigen. Dies gelingt in einer Art Tour d’Horizon durch die interdisziplinäre Schweizer Männlichkeitenforschung. Die versammelten Autor*innen, zu denen u.a. Andrea Maihofer, Claudia Opitz-Belakhal, Ueli Mäder, Christa Binswanger und Brigitte Liebig zählen, geben Einblicke in den aktuellen Forschungsstand zum Wandel von Männlichkeit(en) und liefern wichtige Denkanstösse für die Diskussion über Männlichkeit(en) und Männlichkeitsbilder.

Krise von Männlichkeit als Zeichen grundlegenden Wandels

Verschiedene Texte im Sammelband zeichnen die historischen und gesellschaftlichen Kontexte und Entwicklungen nach, die zur Herausbildung des heutigen Verständnisses von Männlichkeit geführt haben. Durch die zeitdiagnostische Perspektive bleibt es jedoch nicht bei einer Analyse der Entstehungsprozesse. Sondern es wird danach gefragt, was die aktuellen Veränderungen in Erwerbs- und Familienarbeit, Liebesbeziehungen, Elternschaft, Freundschaft, Sexualität oder Freizeitgestaltung für Männer* an Herausforderungen in sich tragen.

Hieraus ergibt sich ein grosser Bedarf an Diagnosen und Einordnungen, da oftmals nicht klar ist, was sich im aktuellen Wandel genau wie verändert und wie die paradoxe Gleichzeitigkeit von Wandel und Persistenz angemessen erfasst werden kann. Dies ist ein Anliegen, das nicht nur seit oder auf Grund von #metoo von breitem Interesse ist. Und ja, auch Männer* reflektieren vermehrt über ihre Vorstellungen und Ideen von Männlichkeit.

Es gilt die Vielgestaltigkeit von Männlichkeiten in der Schweiz zu dynamisieren

Mit der vorliegenden Veröffentlichung im Seismo Verlag soll die wissenschaftliche und gesellschaftliche Debatte über die existierende Vielgestaltigkeit von Männlichkeiten in der Schweiz an Dynamik und Kontinuität gewinnen. Das Buch liefert dafür wertvolle Denkanstösse und lanciert die Diskussion über die Analyse von Männlichkeiten in der Schweiz in seiner ganzen Bandbreite.

Die Herausgeber*innen Diana Baumgarten, Matthias Luterbach, Martina Peitz, Sarah Rabhi-Sidler, Steve Stiehler, Tobias Studer, Anika Thym und Isabelle Zinn sind in der AG «TransforMen» der Schweizerischen Gesellschaft für Geschlechterforschung organisiert. Hierbei handelt es sich um eine schweizweite, überinstitutionelle Zusammenarbeit von Mitarbeiter*innen des Departements Soziale Arbeit der OST – Ostschweizer Fachhochschule, des Fachbereiches Geschlechterforschung der Universität Basel, der Careum Hochschule Gesundheit, der Faculté des sciences sociales et politiques der Université de Lausanne und des Institutes Integration und Partizipation der Hochschule für Soziale Arbeit FHNW.


Bild: unsplash.com