Schwächere Segregation in Kantonen mit hohem Ausländeranteil

Im vor­lie­gen­den Bei­trag wird die räum­li­che Ver­tei­lung der aus­län­di­schen Bevöl­ke­rung in der Schweiz unter­sucht. Am stärks­ten ist die Segre­ga­ti­on in den Kan­to­nen Bern und Wal­lis, am schwächs­ten in Genf, Waadt und Tes­sin. Auf­ge­schlüs­selt nach Natio­na­li­tät zeigt sich, dass Per­so­nen aus der Tür­kei und Nord­ame­ri­ka am stärks­ten segre­giert sind.

Der Aus­län­der­an­teil vari­iert stark nach Gemein­den. Die Autoren unter­su­chen die räum­li­che Ver­tei­lung über die gesam­te Schweiz inner­halb der 10’000 geo­gra­phisch nächs­ten Per­so­nen und zei­gen, dass der Ausländer*innenanteil in Röthen­bach im Ber­ner Emmen­tal mit 2.1% am tiefs­ten, in Cris­sier bei Lau­sanne mit 62.4% am höchs­ten ist. Ausländer*innen sind in den gros­sen Städ­ten und deren Umland über­re­prä­sen­tiert, ins­be­son­de­re ent­lang des Gen­fer und Zürich­sees. Auch in ein­zel­nen Berg­re­gio­nen der Kan­to­ne Wal­lis (um Ver­bier und Zer­matt) und Grau­bün­den (im Enga­din) liegt der Ausländer*innenanteil hoch.

Die Segre­ga­ti­on der Migrant*innen ist in den Kan­to­nen Bern und Wal­lis am stärks­ten und in Genf, Waadt und Tes­sin am schwächs­ten. Trotz eines hohen Ausländer*innenanteils führt die sozia­le Durch­mi­schung in letz­te­ren drei Kan­to­nen zu einer schwa­chen räum­li­chen Segre­ga­ti­on, wäh­rend sich in Bern und Wal­lis die Ausländer*innen auf die städ­ti­schen Zen­tren und eini­ge weni­ge Tou­ris­mus­ge­mein­den kon­zen­trie­ren. Ein hoher kan­to­na­ler Ausländer*innenanteil ist folg­lich nicht gleich­be­deu­tend mit einer star­ken Segregation.

Aus­wer­tun­gen zu den ein­zel­nen Natio­na­li­tä­ten zei­gen, dass Französ*innen vor­nehm­lich in der Roman­die leben. Por­tu­gie­si­sche Staats­an­ge­hö­ri­ge kon­zen­trie­ren sich auf die latei­ni­sche Schweiz und Grau­bün­den, wäh­rend sich ita­lie­ni­sche Staats­an­ge­hö­ri­ge fast gleich­mäs­sig über die gan­ze Schweiz ver­tei­len. Auf loka­ler Ebe­ne zeigt sich die stärks­te Segre­ga­ti­on bei Türk*innen sowie Per­so­nen aus Nord­ame­ri­ka. Ers­te­re wei­sen eher tie­fe Ein­kom­men auf und die Segre­ga­ti­on hängt daher auch mit beschränk­ten Mög­lich­kei­ten auf dem Woh­nungs­markt zusam­men. Bei zwei­te­ren han­delt es sich dage­gen oft um hoch­qua­li­fi­zier­te Expats, die sich in den inter­na­tio­nal aus­ge­rich­te­ten Zen­tren niederlassen.


Die­ser Arti­kel erschien zuerst als: J. Zuf­fe­rey & P. Wan­ner (2020). Die räum­li­che Ver­tei­lung der aus­län­di­schen Bevöl­ke­rung in der Schweiz. Social Chan­ge in Switz­er­land, N°22.


Foto: Wiki­me­dia Commons

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