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Schwächere Segregation in Kantonen mit hohem Ausländeranteil

Philippe Wanner, Jonathan Zufferey
24th Juni 2020

Im vorliegenden Beitrag wird die räumliche Verteilung der ausländischen Bevölkerung in der Schweiz untersucht. Am stärksten ist die Segregation in den Kantonen Bern und Wallis, am schwächsten in Genf, Waadt und Tessin. Aufgeschlüsselt nach Nationalität zeigt sich, dass Personen aus der Türkei und Nordamerika am stärksten segregiert sind.

Der Ausländeranteil variiert stark nach Gemeinden. Die Autoren untersuchen die räumliche Verteilung über die gesamte Schweiz innerhalb der 10'000 geographisch nächsten Personen und zeigen, dass der Ausländer*innenanteil in Röthenbach im Berner Emmental mit 2.1% am tiefsten, in Crissier bei Lausanne mit 62.4% am höchsten ist. Ausländer*innen sind in den grossen Städten und deren Umland überrepräsentiert, insbesondere entlang des Genfer und Zürichsees. Auch in einzelnen Bergregionen der Kantone Wallis (um Verbier und Zermatt) und Graubünden (im Engadin) liegt der Ausländer*innenanteil hoch.

Die Segregation der Migrant*innen ist in den Kantonen Bern und Wallis am stärksten und in Genf, Waadt und Tessin am schwächsten. Trotz eines hohen Ausländer*innenanteils führt die soziale Durchmischung in letzteren drei Kantonen zu einer schwachen räumlichen Segregation, während sich in Bern und Wallis die Ausländer*innen auf die städtischen Zentren und einige wenige Tourismusgemeinden konzentrieren. Ein hoher kantonaler Ausländer*innenanteil ist folglich nicht gleichbedeutend mit einer starken Segregation.

Auswertungen zu den einzelnen Nationalitäten zeigen, dass Französ*innen vornehmlich in der Romandie leben. Portugiesische Staatsangehörige konzentrieren sich auf die lateinische Schweiz und Graubünden, während sich italienische Staatsangehörige fast gleichmässig über die ganze Schweiz verteilen. Auf lokaler Ebene zeigt sich die stärkste Segregation bei Türk*innen sowie Personen aus Nordamerika. Erstere weisen eher tiefe Einkommen auf und die Segregation hängt daher auch mit beschränkten Möglichkeiten auf dem Wohnungsmarkt zusammen. Bei zweiteren handelt es sich dagegen oft um hochqualifizierte Expats, die sich in den international ausgerichteten Zentren niederlassen.


Dieser Artikel erschien zuerst als: J. Zufferey & P. Wanner (2020). Die räumliche Verteilung der ausländischen Bevölkerung in der Schweiz. Social Change in Switzerland, N°22.


Foto: Wikimedia Commons