Es wird auf den Wahlerfolg der Grünen gewettet

Gemäss dem Pro­gno­se­markt wird das (Umfrage-)Hoch der Grü­nen bis zu den eid­ge­nös­si­schen Wah­len anhal­ten. Die SVP und die BDP wer­den hin­ge­gen Federn las­sen müssen.

Hier geh­t’s zum Pro­gno­se­markt für den Ständerat.

Seit Anfang Mai wet­ten auf dem Pro­gno­se­markt, wel­chen ich an der Uni­ver­si­tät Zürich durch­füh­re, Stu­die­ren­de der Poli­tik­wis­sen­schaft und ande­re Poli­tik­in­ter­es­sier­te auf die Ergeb­nis­se der eid­ge­nös­si­schen Wah­len im Oktober.

Mitt­ler­wei­le haben sich über 370 Teil­neh­me­rin­nen regis­triert. Unter ande­rem wet­ten sie dar­auf, wel­che Wäh­ler­an­tei­le die Par­tei­en bei den Natio­nal­rats­wah­len errei­chen wer­den. Genau­er gesagt han­deln sie Akti­en von mög­li­chen Wäh­ler­an­tei­len aller Par­tei­en. Der Wert einer Aktie soll dabei die Wahr­schein­lich­keit wie­der­ge­ben, mit wel­cher eine Par­tei den ent­spre­chen­den Wäh­ler­an­teil erreicht (sie­he Methodenbox).

Abbildung 1: Durchschnittlich vorhergesagte Wähleranteile für die Nationalratswahlen

Abbil­dung 1 zeigt die durch­schnitt­li­chen Vor­her­sa­gen für den Wäh­ler­an­teil zwi­schen dem 29. August und dem 4. Sep­tem­ber 2019. Mit 26,6 Pro­zent Wäh­ler­an­teil bleibt die SVP die mit Abstand gröss­te Par­tei, ver­liert jedoch gegen­über den Wah­len 2015 etwa 2,8 Prozentpunkte.

Gemäss Pro­gno­se­markt bleibt die SP bei einem deut­lich höhe­ren Wäh­ler­an­teil als die FDP – bei­de Par­tei­en errei­chen ähn­li­che Wäh­ler­an­tei­le wie vor vier Jahren.

Span­nend ist die Fra­ge, ob die Grü­nen die CVP an Wäh­ler­an­tei­len über­ho­len. Gemäss dem Pro­gno­se­markt dürf­ten bei­de Par­tei­en gut zehn Pro­zent Wäh­ler­an­teil errei­chen. Die Ver­trau­ens­in­ter­val­le zei­gen jedoch, dass die Pro­gno­se mit eini­ger Unsi­cher­heit behaf­tet ist.

Die GLP kann sich mit einem Wäh­ler­an­teil von 6,8 Pro­zent gegen­über 2015 ver­bes­sern, wäh­rend die BDP mit nur noch 3,1 Pro­zent Wäh­ler­an­teil an Bedeu­tung verliert.

Die Metho­dik des Prognosemarktes
Auf dem Pro­gno­se­markt wet­ten die Teil­neh­mer auf die Wahr­schein­lich­keit, dass bestimm­te Berei­che von Wäh­ler­an­tei­len erreicht wer­den. Für die SVP kön­nen die Teil­neh­mer zum Bei­spiel dar­auf wet­ten, ob der Wäh­ler­an­teil weni­ger als 24, 24 bis 26,9, 27 bis 29,9, 30 bis 32,9 oder über 33 Pro­zent sein wird. Die Wahr­schein­lich­kei­ten wer­den mit dem geo­gra­phi­schen Mit­tel inter­po­liert, so dass eine Wahr­schein­lich­keits­ver­tei­lung ent­steht. Die dar­aus resul­tie­ren­den Vor­her­sa­gen wer­den schliess­lich so kor­ri­giert, dass sie auf 100 Pro­zent Wäh­ler­an­teil summieren.
Wenig Veränderung über die Zeit

Viel wird dar­über dis­ku­tiert, ob die guten Umfra­ge­wer­te der Grü­nen bis im Herbst anhal­ten wer­den. Die Teil­neh­me­rin­nen am Pro­gno­se­markt schei­nen wenig Zwei­fel dar­an zu haben. Die zwei­te Gra­fik zeigt, dass trotz regem Han­del die Pro­gno­se über den gan­zen Zeit­raum bei etwa zehn Pro­zent Wäh­ler­an­teil sehr sta­bil blieb. Gleich­zei­tig führ­te die Hit­ze im Juni und Juli nicht zu einer Anpas­sung der Pro­gno­sen nach oben.

Abbildung 2: Wenig Veränderung über die Zeit

Die Sta­bi­li­tät der Vor­her­sa­gen zeigt eine spe­zi­fi­sche Eigen­schaft des Pro­gno­se­mark­tes. Weil der Pro­gno­se­markt eine Vor­her­sa­ge gene­riert, sind sei­ne Wer­te deut­lich weni­ger von aktu­el­len Ereig­nis­sen abhän­gig als Umfra­ge­wer­te, wel­che jeweils die aktu­el­len Wahl­in­ten­tio­nen mes­sen und dabei stär­ker von der Aktua­li­tät beein­flusst sind. Es müss­te also eini­ges gesche­hen, damit sich die Vor­her­sa­gen des Pro­gno­se­mark­tes bis zum Wahl­tag noch ent­schei­dend ver­än­dern würden.

 

Der Pro­gno­se­markt: Teil­nah­me und Spielregeln
Allen Teil­neh­me­rin­nen steht ein Anfangs­gut­ha­ben von 20‘000 Spiel­fran­ken (dies ent­spricht einem Real­wert von 20CHF) zur Ver­fü­gung. Mit die­sem Gut­ha­ben kön­nen alle Teil­neh­men­den Akti­en von Wahl­er­geb­nis­sen kau­fen oder ver­kau­fen. Der Kurs einer Aktie wider­spie­gelt dabei die erwar­te­te Wahr­schein­lich­keit, dass das Wahl­re­sul­tat ein­trifft. Der Schluss­preis für jede Aktie beträgt 100 Spiel­fran­ken, wenn das Ereig­nis ein­trifft, ansons­ten null Spielfranken.

Bei­spiel: Eine Aktie beschreibt, dass eine Kan­di­da­tin gewählt wird. Der momen­ta­ne Preis ist 50 Spiel­fran­ken. Die­ser Preis beschreibt die Erwar­tung, dass die Wahr­schein­lich­keit für die Wahl bei fünf­zig Pro­zent liegt. Glaubt man, dass die Wahr­schein­lich­keit für die Wahl der Kan­di­da­tin gerin­ger als fünf­zig Pro­zent ist, dann soll­te man die­se Aktie ver­kau­fen. Denkt man, dass die Wahr­schein­lich­keit für die Wahl der Kan­di­da­tin höher als fünf­zig Pro­zent ist, dann soll­te man die­se Aktie kau­fen. Wenn die Kan­di­da­tin tat­säch­lich gewählt wird, dann wird der Schluss­preis für die­se Aktie 100 Spiel­fran­ken betra­gen. Ansons­ten wird der Preis null Spiel­fran­ken betragen.

Am Pro­gno­se­markt teil­neh­men kann man, indem man sich mit einer offi­zi­el­len Email-Adres­se einer Schwei­zer Uni­ver­si­tät auf thepredictionmarket.com regis­triert oder sich per Email bei oliver.strijbis@ipz.uzh.ch meldet.

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