Philipp Müller: Medienstar im Wahlkampf

Philipp Müller war während des Wahlkampfes der Kandidat mit der höchsten Medienpräsenz. Die SVP ist die Partei, über die am meisten berichtet wurde. Das zeigen Ergebnisse der Selects Medienanalyse 2015, die am 23. Mai in Bern präsentiert wurde. 

Die SVP ist die Partei, die in den Schweizer Medien während der Zeit des Wahlkampfes am häufigsten erwähnt wurde. In knapp einem Viertel aller analysierten Beiträge kam die SVP mindestens einmal vor. An zweiter Stelle liegt die SP, danach folgt die FDP, die in jedem sechsten Beitrag vorkam. An vierter Stelle liegt die CVP mit Erwähnungen in jedem siebten Beitrag. Die Grüne Partei wurde in einem von zehn Beiträgen genannt. Während des Wahlkampfes gab es diesbezüglich keine nennenswerten Verschiebungen, die SVP war in allen Phasen die dominierende Partei, gefolgt von den anderen Bundesratsparteien und den Grünen.

Abbildung 1:

Graph 01

In der Medienpräsenz der Parteien ist die gleiche Reihenfolge wie in ihrem Wahlerfolg zu erkennen. Die SVP, die stärkste Partei der Schweiz, hatte aber nicht nur am meisten Medienpräsenz, sie schaltete während des Wahlkampfes auch am meisten Inserate, wie eine kürzlich veröffentlichte Analyse der Inseratekampagne gezeigt hat (Bühlmann et al. 2016).

Philipp Müller in aller Blätter

Philipp Müller war gemäss unseren Analysen das meist beachtete Parlamentsmitglied während des Wahlkampfes. Kein anderer Kandidat tauchte so oft in den analysierten Quellen auf wie der des damaligen FDP-Präsidenten, der für den Aargauer Ständerat kandidierte. Allerdings ist ein Teil der Erwähnungen auf die Tatsache zurückzuführen, dass Philipp Müller mitten im Wahlkampf einen Autounfall hatte.

Nach Philipp Müller erreichten die Parteipräsidenten Toni Brunner (SVP) und Christian Levrat (SP) eine ebenso hohe Medienpräsenz. Auch Christophe Darbellay von der CVP, der gar nicht mehr kandidierte, wurde oft erwähnt. Der Quereinsteiger Roger Köppel, der für die SVP Zürich kandidierte, erhielt während des Wahlkampfes ebenfalls sehr viel Aufmerksamkeit von den Medien. Er gehört als einziger nicht Bisheriger zu den meistbeachteten Kandidierenden.

Abbildung 2:

Graph 1

Allgemein hat die Medienpräsenz aber keinen direkten Einfluss auf den Wahlerfolg. So wurden beispielsweise nicht wieder gewählte Bisherige nicht signifikant weniger oft in den Medien erwähnt als erfolgreiche Bisherige.

Die häufigsten Namen von Politikern in den Medien während des Wahlkampfes waren ohnehin die der Bundesräte, genauer gesagt die der Bundesrätinnen. Simonetta Sommaruga und Eveline Widmer-Schlumpf kamen beide auf über doppelt so viele Erwähnungen wie die am meisten erwähnten Parlamentarier, Doris Leuthard liegt an dritter Stelle mit ebenfalls viel mehr Erwähnungen als alle Parlamentarier.

Unterschiedlicher Wahlkampf in den Landesteilen

Die Themenbereiche, die in den Medien während des Wahlkampfes am meisten behandelt wurden, sind nicht in allen Landesteilen die gleichen. In der Deutschschweiz dominierten Beiträge zu gesellschaftspolitischen Themen und Fragen im Zusammenhang mit den Schweizerischen Institutionen. Der Wahlkampf selbst war mit zunehmender Dauer ebenfalls ein wichtiges Thema in den Medien (Abbildung 3).

Abbildung 3:

Graph 3

In der Westschweiz war der stattfindende Wahlkampf selbst das dominierende Thema. Zudem war in der französischsprachigen Berichterstattung der Themenschwerpunkt Finanz- und Steuerpolitik ebenfalls sehr präsent, fünfzehn bis zwanzig Prozent aller Beiträge, die während des Wahlkampfes erschienen, handelten davon (Abbildung 4).

Abbildung 4:

Graph 04

Aus der Sicht der Wählenden war während des ganzen Wahlkampfes das Thema Migration mit Abstand das wichtigste Problem der Schweiz (Lutz 2016: 52). Wie die Selects Medienanalyse gezeigt hat, wurde dieses Thema aber in den untersuchten Medien keinesfalls in einer ähnlichen Intensität behandelt bzw. die Berichterstattung über andere Themen schien keinen direkten Einfluss auf die Einstellung der Wählenden zu diesem Problembereich gehabt zu haben.

Abbildung 5:

Graph 2

Hinweis: Dieser Beitrag bezieht sich auf: Wüest, Bruno, Sarah Bütikofer, Fionn Gantenbein, Adrian van der Lek (2016). Der Wahlkampf 2015 in den Schweizer Medien. Selects Medienanalyse 2015. Zürich: IPZ. 

Selects Medienanalye 2015
Die Medienanalyse ist eine Ergänzung der von Selects durchgeführten Umfrage der Wählerinnen und Wähler. Im Unterschied zu früheren Medieninhaltsanalysen setzte die Selects Medienanalyse 2015 auf ein automatisiertes Vorgehen, was in der Schweiz als Pilotprojekt betrachtet werden kann.

Aus rund 275’000 Beiträgen aus 93 Schweizer Zeitungen und Zeitschriften aus allen Landesteilen wurden alle politisch relevanten Beiträge, die in der Zeit vom 1. August und 18. Oktober 2015 erschienen sind, identifiziert. Das ergab ein Total von knapp 46’000 Medienbeiträge, die in die Analyse einbezogen wurden. Daraus wurden die wichtigsten Akteure (Parteien sowie Personen mit den meisten Erwähnungen) sowie die dominierenden Themen des Wahlkampfes herausgefiltert.


Quellen: 

Titelbild: philipp-mueller.ch

image_pdfimage_print