Regularisierung von Sans-Papiers in Genf: eine positive Bilanz

In der 36. Aus­ga­be der Zeit­schrift Social Chan­ge in Switz­er­land eva­lu­ie­ren Gio­van­ni Fer­ro-Luz­zi und Kol­le­gIn­nen die Regu­la­ri­sie­rung von Sans-Papiers im Kan­ton Genf. Auf der Grund­la­ge meh­re­rer Umfra­gen zei­gen sie, dass sich die beruf­li­chen Aus­sich­ten der 2900 regu­la­ri­sier­ten Per­so­nen erwei­tert haben. Ihre Ein­kom­men blei­ben jedoch nied­rig. Eine Fol­ge der Regu­la­ri­sie­rung war, dass sich vie­le Arbeit­ge­ber neu an die gesetz­li­chen Vor­ga­ben halten.

In den Jah­ren 2017 und 2018 star­te­te der Kan­ton Genf die Ope­ra­ti­on Papy­rus und lega­li­sier­te die Auf­ent­halts­ti­tel von rund 2900 Per­so­nen, die die Kri­te­ri­en erfüll­ten, einen Arbeits­platz zu haben, seit einer bestimm­ten Zeit in Genf zu leben, Fran­zö­sisch zu ver­ste­hen und nicht vor­be­straft zu sein. Ein For­scher­team der Uni­ver­si­tät Genf ver­folg­te die­se Kohor­te ehe­ma­li­ger Sans-Papiers zwi­schen 2017 und 2022 auf der Basis jähr­li­cher Umfragen.

Ihre Ergeb­nis­se zei­gen, dass drei Vier­tel der regu­la­ri­sier­ten Per­so­nen Frau­en sind, die vor allem aus Latein­ame­ri­ka (ins­be­son­de­re aus Bra­si­li­en und Boli­vi­en) sowie den Phil­ip­pi­nen kom­men. Die meis­ten arbei­ten in der Haus­wirt­schaft: in der Rei­ni­gung sowie der Betreu­ung von Kin­dern und älte­ren Men­schen. Zwar behielt die gros­se Mehr­heit der Per­so­nen nach der Lega­li­sie­rung die­sel­ben Arbeits­plät­ze, doch hat­te Papy­rus einen star­ken Ein­fluss auf den Rück­gang der Schwarz­ar­beit. Wäh­rend bei Per­so­nen ohne lega­len Sta­tus nur 41% der Arbeits­plät­ze gemel­det waren, stieg der Anteil bei regu­la­ri­sier­ten Per­so­nen auf 85%.

Die Lega­li­sie­rung hat die Aus­sich­ten der Migran­ten auf dem Arbeits- und Woh­nungs­markt ver­bes­sert. Ihre finan­zi­el­le Situa­ti­on bleibt jedoch fra­gil, mit einem mitt­le­ren Net­to-Haus­halts­ein­kom­men von 3000 (2017–18) bis 3300 Fran­ken (2021–22). Trotz­dem ist die Inan­spruch­nah­me von Sozi­al­hil­fe sel­ten und betrifft weni­ger als 1%. Selbst wäh­rend der Pan­de­mie nah­men nur 5% der regu­la­ri­sier­ten Per­so­nen tem­po­rär Sozi­al­hil­fe in Anspruch.

Die Autoren kom­men zum Schluss, dass die Regu­la­ri­sie­rung vie­len lang­jäh­rig in Genf leben­den Per­so­nen sta­bi­le­re Lebens­per­spek­ti­ven ver­schafft hat. Sie hat zudem auch die Arbeits­ver­hält­nis­se in Berei­chen ver­bes­sert, in denen Schwarz­ar­beit weit ver­brei­tet war. Somit been­de­te sie ein wider­sprüch­li­ches Regime, das die Anwe­sen­heit von Migran­ten ohne Auf­ent­halts­ge­neh­mi­gung tole­rier­te, um die wirt­schaft­li­che Nach­fra­ge zu befrie­di­gen, wäh­rend es gleich­zei­tig sys­te­ma­ti­sche Miss­bräu­che akzeptierte.


Refe­renz:

  • Fer­ro-Luz­zi, Gio­van­ni, Ref­le, Jan-Erik, Bur­ton-Jean­gros, C. & Jack­son, Yves (2023). La régu­la­ri­sa­ti­on des tra­vail­leurs sans-papiers dans le can­ton de Genè­ve. Social Chan­ge in Switz­er­land, N°36, www.socialchangeswitzerland.ch

Bild: flickr.com

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