Bildungsmobilität in der Schweiz: weiterhin mehr Aufwärts- als Abwärtsmobilität

In der 35. Aus­ga­be der Zeit­schrift Social Chan­ge in Switz­er­land ver­glei­chen Richard Nenn­stiel und Rolf Becker die Bil­dungs­ab­schlüs­se einer hal­ben Mil­li­on Per­so­nen mit jenen ihrer Eltern. Sie zei­gen, dass zwi­schen 1950 und 1990 die Kin­der in jeder Geburts­ko­hor­te im Schnitt einen höhe­ren Bil­dungs­ab­schluss erlangt haben. War die Bil­dungs­mo­bi­li­tät in den älte­ren Kohor­ten bei Män­nern höher als Frau­en, sind die­se Geschlechts­un­ter­schie­de in der jüngs­ten Kohor­te verschwunden.

Auf der Basis von Daten des Bun­des­am­tes für Sta­tis­tik (BFS) doku­men­tie­ren die zwei For­scher der Uni­ver­si­tät Bern zuerst das Aus­mass der Bil­dungs­ex­pan­si­on, von wel­cher ins­be­son­de­re Frau­en pro­fi­tiert haben. Hat­ten in der Geburts­ko­hor­te 1951–55 40% der Män­ner und 20% der Frau­en einen Ter­tiär­ab­schluss, waren es in der Geburts­ko­hor­te 1986–90 sowohl bei den Män­nern als auch den Frau­en 50%.

Je mehr Eltern einen Ter­tiär­ab­schluss haben, des­to weni­ger Kin­der kön­nen auf­wärts mobil sein, da die­se Kin­der – auch wenn sie einen Ter­tiär­ab­schluss erlan­gen – höchs­tens mit ihren Eltern gleich­zie­hen. Die­ser Decken­ef­fekt erklärt, war­um die Bil­dungs­mo­bi­li­tät im Zeit­ver­lauf abge­nom­men hat. Erlang­ten in der ältes­ten Kohor­te 1951–55 über die Hälf­te der Kin­der einen höhe­ren Bil­dungs­ab­schluss als ihre Eltern, waren es in der jüngs­ten Kohor­te 1986–90 nur­mehr ein Drit­tel. Den­noch ist auch in der jüngs­ten Kohor­te die Auf­wärts­mo­bi­li­tät grös­ser als die Abwärts­mo­bi­li­tät. Nur 15% der Kin­der hat­ten einen tie­fe­ren Abschluss als ihre Eltern.

Die Bil­dungs­mo­bi­li­tät unter­schei­det sich je nach Abschluss der Eltern. Kin­der, die in Bezug auf den Bil­dungs­ab­schluss abwärts mobil sind, stam­men zum Gross­teil aus Eltern­häu­sern mit einem Ter­tiär­ab­schluss. Das schwei­ze­ri­sche Bil­dungs­sys­tem schafft es folg­lich, die Bil­dungs­ver­er­bung in Aka­de­mi­ker­fa­mi­li­en ein wenig auf­zu­bre­chen, sodass auch eini­ge Aka­de­mi­ker­kin­der mit Bil­dungs­ab­stie­gen kon­fron­tiert sind. Gleich­zei­tig ermög­licht das Bil­dungs­sys­tem über 90% der Kin­der einen Bil­dungs­auf­stieg, die aus Eltern­häu­sern mit einem Abschluss auf dem Niveau der Sekun­dar­stu­fe I stam­men. Ins­be­son­de­re für Frau­en hat sich die Wahr­schein­lich­keit über alle Bil­dungs­her­kunfts­grup­pen hin­weg erhöht, eine höhe­re Aus­bil­dung zu erlan­gen als ihre Eltern.


Refe­renz:

  • Nenn­stiel, Richard & Becker, Rolf (2023). Die Bil­dungs­mo­bi­li­tät in der Schweiz. Social Chan­ge in Switz­er­land, N°35, www.socialchangeswitzerland.ch

Bild: flickr.com

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