Das Prestige der Berufe in der Schweiz: Ärzte oben, Unqualifizierte unten

In der 33. Aus­ga­be der Zeit­schrift Social Chan­ge in Switz­er­land stel­len Domi­ni­que Joye und sei­ne Kol­le­gen die Ergeb­nis­se einer neu­en Umfra­ge vor, bei der die Schwei­zer das Pres­ti­ge einer Rei­he von Beru­fen bewer­ten soll­ten. Wäh­rend Ärz­te und Unter­neh­mens­füh­rer die ers­ten Plät­ze bele­gen, wer­den Rei­ni­gungs­per­so­nal und Fabrik­ar­bei­te­rin­nen auf die hin­te­ren Plät­ze verwiesen.

In einer Umfra­ge aus dem Jahr 2019 bewer­te­ten mehr als 1500 Ein­zel­per­so­nen eine Rei­he von Beru­fen nach ihrem Pres­ti­ge. In die­ser Hier­ar­chie der Beru­fe in der Schweiz wur­den die höchs­ten Pres­ti­ge­wer­te für Ärz­te, Uni­ver­si­täts­pro­fes­so­ren, Füh­rungs­kräf­te, Flug­zeug­pi­lo­ten und Rich­ter ver­ge­ben. Am ande­ren Ende der Hier­ar­chie befin­den sich Reinigungs‑, Ver­pa­ckungs- und Küchen­hil­fen, aber auch Fabrik­ar­bei­ter und Ladenkassierer.

Die Autoren ver­glei­chen die Schwei­zer Pres­ti­geska­la mit einer inter­na­tio­na­len Ska­la und stel­len eine star­ke Kor­re­la­ti­on fest, womit sie die Idee eines Schwei­zer Son­der­falls zurück­wei­sen — mit zwei Aus­nah­men: In der Schweiz haben tech­ni­sche und pfle­ge­ri­sche Beru­fe, die aus der Berufs­bil­dung her­vor­ge­gan­gen sind, ein höhe­res Pres­ti­ge als auf inter­na­tio­na­ler Ebe­ne. White-Col­lar-Beru­fe wie Verkäufer/innen, Sekretär/innen oder Büro­an­ge­stell­te haben in der Schweiz hin­ge­gen ein gerin­ge­res Anse­hen als auf inter­na­tio­na­ler Ebene.

Die bei­den Haupt­fak­to­ren, die erklä­ren, war­um ein Beruf als pres­ti­ge­träch­tig wahr­ge­nom­men wird, sind Bil­dung und Ein­kom­men, wäh­rend der Anteil von Frau­en oder Migran­ten in einem Beruf das Pres­ti­ge nicht zu beein­flus­sen scheint. Eben­so unter­schei­det sich die Bewer­tung des Pres­ti­ges kaum, wenn den Befrag­ten ein Beruf in weib­li­cher (Ver­käu­fe­rin) oder männ­li­cher (Ver­käu­fer) Form ange­bo­ten wird. Aus­nah­men bil­den ledig­lich eini­ge typisch weib­li­che Beru­fe wie Kos­me­ti­ke­rin oder Heb­am­me, bei denen die weib­li­che Ver­si­on pres­ti­ge­träch­ti­ger ist, sowie eini­ge typisch männ­li­che Beru­fe wie Feu­er­wehr­mann oder Zim­mer­mann, bei denen die männ­li­che Ver­si­on überwiegt.

Die Autoren kom­men zu dem Schluss, dass die Pres­ti­ge­vor­stel­lun­gen, da sie in der Bevöl­ke­rung weit­ge­hend geteilt wer­den, einen nor­ma­ti­ven Cha­rak­ter haben, der die Berufs­wahl von Jugend­li­chen beein­flus­sen kann.

Refe­renz:

Joye, D., Lemel, Y., & Wolf, C. (2023). Das Pres­ti­ge der Beru­fe in der Schweiz. Social Chan­ge in Switz­er­land, Nr. 33, www.socialchangeswitzerland.ch.

Bild­quel­le: Unsplash.com

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