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Das Prestige der Berufe in der Schweiz: Ärzte oben, Unqualifizierte unten

Dominique Joye, Yannick Lemel, Christof Wolf
17th Februar 2023

In der 33. Ausgabe der Zeitschrift Social Change in Switzerland stellen Dominique Joye und seine Kollegen die Ergebnisse einer neuen Umfrage vor, bei der die Schweizer das Prestige einer Reihe von Berufen bewerten sollten. Während Ärzte und Unternehmensführer die ersten Plätze belegen, werden Reinigungspersonal und Fabrikarbeiterinnen auf die hinteren Plätze verwiesen.

In einer Umfrage aus dem Jahr 2019 bewerteten mehr als 1500 Einzelpersonen eine Reihe von Berufen nach ihrem Prestige. In dieser Hierarchie der Berufe in der Schweiz wurden die höchsten Prestigewerte für Ärzte, Universitätsprofessoren, Führungskräfte, Flugzeugpiloten und Richter vergeben. Am anderen Ende der Hierarchie befinden sich Reinigungs-, Verpackungs- und Küchenhilfen, aber auch Fabrikarbeiter und Ladenkassierer.

Die Autoren vergleichen die Schweizer Prestigeskala mit einer internationalen Skala und stellen eine starke Korrelation fest, womit sie die Idee eines Schweizer Sonderfalls zurückweisen - mit zwei Ausnahmen: In der Schweiz haben technische und pflegerische Berufe, die aus der Berufsbildung hervorgegangen sind, ein höheres Prestige als auf internationaler Ebene. White-Collar-Berufe wie Verkäufer/innen, Sekretär/innen oder Büroangestellte haben in der Schweiz hingegen ein geringeres Ansehen als auf internationaler Ebene.

Die beiden Hauptfaktoren, die erklären, warum ein Beruf als prestigeträchtig wahrgenommen wird, sind Bildung und Einkommen, während der Anteil von Frauen oder Migranten in einem Beruf das Prestige nicht zu beeinflussen scheint. Ebenso unterscheidet sich die Bewertung des Prestiges kaum, wenn den Befragten ein Beruf in weiblicher (Verkäuferin) oder männlicher (Verkäufer) Form angeboten wird. Ausnahmen bilden lediglich einige typisch weibliche Berufe wie Kosmetikerin oder Hebamme, bei denen die weibliche Version prestigeträchtiger ist, sowie einige typisch männliche Berufe wie Feuerwehrmann oder Zimmermann, bei denen die männliche Version überwiegt.

Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass die Prestigevorstellungen, da sie in der Bevölkerung weitgehend geteilt werden, einen normativen Charakter haben, der die Berufswahl von Jugendlichen beeinflussen kann.

Referenz:

Joye, D., Lemel, Y., & Wolf, C. (2023). Das Prestige der Berufe in der Schweiz. Social Change in Switzerland, Nr. 33, www.socialchangeswitzerland.ch.

Bildquelle: Unsplash.com