Die hohe Mobilität der Secondos im Schweizer Bildungssystem

In der 30. Aus­ga­be der Zeit­schrift Social Chan­ge in Switz­er­land zeigt Phil­ip­pe Wan­ner das Aus­mass der Bil­dungs­mo­bi­li­tät von Secon­dos in der Schweiz auf. Im Durch­schnitt errei­chen Secon­dos ein Bil­dungs­ni­veau, das klar über jenem ihrer Eltern liegt. Trotz der Auf­wärts­mo­bi­li­tät blei­ben die Unter­schie­de zwi­schen den Natio­na­li­tä­ten mar­kant: Die ter­tiä­re Bil­dung ist unter Kin­dern aus Deutsch­land, Frank­reich, Por­tu­gal und Spa­ni­en viel wei­ter ver­brei­tet als unter Kin­dern aus den Balkanländern. 

Der Demo­graf der Uni­ver­si­tät Genf unter­sucht die inter­ge­nera­tio­nel­le Mobi­li­tät der Secon­dos, indem er die Aus­bil­dung von Eltern mit Migra­ti­ons­hin­ter­grund mit der­je­ni­gen ihrer in der Schweiz ein­ge­schul­ten Kin­der ver­gleicht. Zu die­sem Zweck kreuzt er die Infor­ma­tio­nen für mehr als 24’000 Eltern-Kind-Paa­re aus neun Natio­na­li­tä­ten. Sei­ne Ergeb­nis­se zei­gen, dass Secon­dos durch­wegs ein höhe­res Bil­dungs­ni­veau auf­wei­sen als ihre ein­ge­wan­der­ten Eltern. Der Anteil mit Ter­tiär­aus­bil­dung liegt bei Secon­dos aus dem Koso­vo bei 20%, aus Por­tu­gal bei 37%, aus Ita­li­en bei 43% und aus Deutsch­land bei 54%.

Anhand des Ver­gleichs von Eltern-Kind-Paa­ren zeigt Phil­ip­pe Wan­ner, dass die inter­ge­nera­tio­nel­le Mobi­li­tät viel häu­fi­ger auf­wärts als abwärts ver­läuft. Von den Secon­dos, deren Eltern kei­ne nach­ob­li­ga­to­ri­sche Aus­bil­dung hat­ten, erreich­ten 57% eine Aus­bil­dung auf Sekun­dar­stu­fe II und 32% sogar einen Abschluss auf Ter­tiär­stu­fe. Bei den Secon­dos, deren Eltern eine Aus­bil­dung auf Sekun­dar­stu­fe II abge­schlos­sen hat­ten, erreich­te fast die Hälf­te eine Aus­bil­dung auf Ter­tiär­stu­fe. In Bezug auf die Natio­na­li­tä­ten ist ein Abschluss auf Ter­tiärni­veau wesent­lich häu­fi­ger bei Secon­dos aus Deutsch­land, Frank­reich, Por­tu­gal und Spa­ni­en als bei Secon­dos aus Maze­do­ni­en, Ser­bi­en und dem Kosovo.

Im Durch­schnitt ist die inter­ge­nera­tio­nel­le Auf­wärts­mo­bi­li­tät bei Migran­ten­fa­mi­li­en ähn­lich hoch wie bei in der Schweiz gebo­re­nen Fami­li­en aus der­sel­ben sozia­len Schicht. Sowohl Migran­ten als auch Ein­hei­mi­sche haben somit an der star­ken Bil­dungs­ex­pan­si­on teil­ge­nom­men, die in den letz­ten Jahr­zehn­ten in der Schweiz zu beob­ach­ten war. Wäh­rend es den Secon­dos ins­ge­samt gelun­gen ist, die ver­schie­de­nen Bil­dungs­bar­rie­ren zu über­win­den, gilt dies vor allem für Migran­ten aus der Euro­päi­schen Uni­on. Für die Migran­ten aus den Bal­kan­län­dern bestehen hin­ge­gen wei­ter­hin eini­ge Bil­dungs­hemm­nis­se — und hier sind poli­ti­sche Anstren­gun­gen wei­ter­hin drin­gend nötig, um eine ech­te Chan­cen­gleich­heit zu erreichen.


Refe­renz:

Wan­ner, Phil­ip­pe (2021). Die Bil­dungs­ex­pan­si­on in der Schweiz. Social Chan­ge in Switz­er­land, Nr. 30, www.socialchangeswitzerland.ch

Bild: Unsplash.com

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