Qualifikationsbildung in europäischen Grenzregionen

In der Schwei­ze­ri­schen Zeit­schrift für Poli­tik­wis­sen­schaft unter­sucht Lukas Graf, wie euro­päi­sche Grenz­re­gio­nen Labo­ra­to­ri­en für die Euro­päi­sie­rung der Bil­dung sein können.

Euro­päi­sche Grenz­re­gio­nen sind zu Zen­tren gemein­sa­mer Akti­vi­tä­ten gewor­den — wirt­schaft­lich, sozi­al, poli­tisch, kul­tu­rell und insti­tu­tio­nell. Aber die tra­di­tio­nel­le poli­tisch-admi­nis­tra­ti­ve Struk­tur ent­spricht nicht immer den Bedürf­nis­sen der Arbeit­ge­ben­den in grenz­über­schrei­ten­den Industrieclustern.

In euro­päi­schen Grenz­re­gio­nen fin­det viel­fach rege poli­ti­sche und wirt­schaft­li­che Zusam­men­ar­beit statt. Ein zen­tra­les Bei­spiel hier­für ist die deutsch-fran­zö­sisch-schwei­ze­ri­sche Ober­rhein­re­gi­on. Am Ober­rhein tref­fen drei unter­schied­li­che natio­na­le Gover­nan­ce-Model­le auf­ein­an­der, wobei die jewei­li­gen poli­tisch-admi­nis­tra­ti­ven Struk­tu­ren oft­mals nicht den funk­tio­na­len Bedürf­nis­sen der loka­len Arbeit­ge­be­rIn­nen und Arbeit­neh­me­rIn­nen entsprechen.

Dies ist für die poli­ti­schen Ent­schei­dungs­trä­ger der EU beson­ders rele­vant, da die euro­päi­schen Grenz­re­gio­nen als Labo­ra­to­ri­en für die Euro­päi­sie­rung der Bil­dung gel­ten. Mobi­li­tät und grenz­über­schrei­ten­der Han­del sind ein inte­gra­ler Bestand­teil der Wer­te der EU und stan­den im Zen­trum poli­ti­scher Debat­ten im Zusam­men­hang mit dem Bre­x­it und der Schlie­ßung natio­na­ler Gren­zen als Reak­ti­on auf die Coronavirus-Pandemie.

Basie­rend auf Exper­ten­in­ter­views, Doku­men­ten­ana­ly­se und Sekun­där­li­te­ra­tur unter­su­che ich in mei­ner Ana­ly­se, in wel­cher Wei­se ver­schie­de­ne Akteu­re von ihrem Stand­ort in einer Grenz­re­gi­on pro­fi­tie­ren und wie sich in die­sem Zusam­men­hang die sub­na­tio­na­len Tei­le zuein­an­der und zum jewei­li­gen natio­na­len Kapi­ta­lis­mus­mo­dell verhalten.

Mei­ne ver­glei­chen­de Insti­tu­tio­nen­ana­ly­se arbei­tet mit dem „Varie­ties of Capitalism“-Ansatz und der „Local Pro­duc­tion Systems“-Perspektive, um die mass­geb­li­chen Koor­di­na­ti­ons­mus­ter inner­halb sol­cher Wirt­schafts­räu­me zu untersuchen.

Es zeigt sich dabei, dass die Akteu­re des Bil­dungs­sys­tems in zwei­fa­cher Form in den grenz­über­schrei­ten­den Kon­text ein­ge­bet­tet sind: Einer­seits durch die Nut­zung der kom­pa­ra­tiv-insti­tu­tio­nel­len Vor­tei­le der jewei­li­gen Tei­le des Clus­ters und ande­rer­seits durch die Schaf­fung trans­na­tio­na­ler kol­lek­ti­ver Wett­be­werbs­gü­ter in Form grenz­über­schrei­ten­der Bil­dungs­pro­gram­me. Die­se Ein­bin­dung ermög­licht es loka­len Akteu­ren, insti­tu­tio­nel­le Vor­tei­le aus ihrer Grenz­la­ge zu ziehen


Refe­renz:

Bild: EURES

image_pdfimage_print