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Qualifikationsbildung in europäischen Grenzregionen

Lukas Graf
11th August 2021

In der Schweizerischen Zeitschrift für Politikwissenschaft untersucht Lukas Graf, wie europäische Grenzregionen Laboratorien für die Europäisierung der Bildung sein können.

Europäische Grenzregionen sind zu Zentren gemeinsamer Aktivitäten geworden — wirtschaftlich, sozial, politisch, kulturell und institutionell. Aber die traditionelle politisch-administrative Struktur entspricht nicht immer den Bedürfnissen der Arbeitgebenden in grenzüberschreitenden Industrieclustern.

In europäischen Grenzregionen findet vielfach rege politische und wirtschaftliche Zusammenarbeit statt. Ein zentrales Beispiel hierfür ist die deutsch-französisch-schweizerische Oberrheinregion. Am Oberrhein treffen drei unterschiedliche nationale Governance-Modelle aufeinander, wobei die jeweiligen politisch-administrativen Strukturen oftmals nicht den funktionalen Bedürfnissen der lokalen ArbeitgeberInnen und ArbeitnehmerInnen entsprechen.

Dies ist für die politischen Entscheidungsträger der EU besonders relevant, da die europäischen Grenzregionen als Laboratorien für die Europäisierung der Bildung gelten. Mobilität und grenzüberschreitender Handel sind ein integraler Bestandteil der Werte der EU und standen im Zentrum politischer Debatten im Zusammenhang mit dem Brexit und der Schließung nationaler Grenzen als Reaktion auf die Coronavirus-Pandemie.

Basierend auf Experteninterviews, Dokumentenanalyse und Sekundärliteratur untersuche ich in meiner Analyse, in welcher Weise verschiedene Akteure von ihrem Standort in einer Grenzregion profitieren und wie sich in diesem Zusammenhang die subnationalen Teile zueinander und zum jeweiligen nationalen Kapitalismusmodell verhalten.

Meine vergleichende Institutionenanalyse arbeitet mit dem „Varieties of Capitalism“-Ansatz und der „Local Production Systems“-Perspektive, um die massgeblichen Koordinationsmuster innerhalb solcher Wirtschaftsräume zu untersuchen.

Es zeigt sich dabei, dass die Akteure des Bildungssystems in zweifacher Form in den grenzüberschreitenden Kontext eingebettet sind: Einerseits durch die Nutzung der komparativ-institutionellen Vorteile der jeweiligen Teile des Clusters und andererseits durch die Schaffung transnationaler kollektiver Wettbewerbsgüter in Form grenzüberschreitender Bildungsprogramme. Diese Einbindung ermöglicht es lokalen Akteuren, institutionelle Vorteile aus ihrer Grenzlage zu ziehen


Referenz:

Bild: EURES