Die Lohnungleichheit beginnt nicht erst mit der Mutterschaft. Bereits junge Frauen ohne Kinder verdienen in der Schweiz wesentlich weniger als junge Männer mit derselben Qualifikation. Die 18. Ausgabe der Zeitschrift Social Change in Switzerland zeigt, dass sich die Lohnungleichheit zwischen den Geschlechtern nicht alleine mit der Arbeitsteilung in der Familie erklären lässt.
In der Schweiz liegen die Frauenlöhne für eine Vollzeitstelle im Durchschnitt um fast 20% unter jenen der Männer. Dies wird häufig mit der ungleichen Rollenverteilung innerhalb der Partnerschaft erklärt. Laut diesem Argument driften die Löhne erst nach der Geburt von Kindern auseinander, wenn sich die Männer auf die Erwerbsarbeit und die Frauen auf die Familienarbeit konzentrieren.
In einer neuen Studie belegen Benita Combet und Daniel Oesch, dass dies nur die halbe Wahrheit ist. Die Kohortenstudie TREE und die Absolventenstudie der Hochschulen ermöglichen ihnen, die Löhne von mehreren tausend jungen Frauen und Männern in der Schweiz zu vergleichen. Ihre Ergebnisse zeigen, dass sich die Lohnschere zwischen den Geschlechtern bereits beim Einstieg in den Arbeitsmarkt öffnet. Frauen im Alter von 20 bis 30 Jahren, die (noch) keine Kinder haben, verdienen vier bis fünf Prozent weniger als gleichaltrige Männer – und dies trotz gleicher Ausbildung, Arbeitserfahrung und beruflicher Tätigkeit.
Umgerechnet auf Jahreslöhne bedeutet dies, dass junge Frauen ohne Kinder für eine vergleichbare Stelle einen halben Monatslohn weniger erhalten als junge Männer ohne Kinder. Die Rollenaufteilung im Haushalt nach der Familiengründung ist daher keinesfalls die einzige Ursache der Lohnungleichheit zwischen den Geschlechtern.
Referenz:
Benita Combet und Daniel Oesch (2019), Lohnungleichheit zwischen Frauen und Männern beginnt lange vor der Familiengründung. Social Change in Switzerland, N°18. Retrieved from www.socialchangeswitzerland.ch
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