Spekulationsstopp-Initiative: Befürworter erfolgreich in Sozialen Medien

Die JUSO schnitt mit ihrer Initia­ti­ve gegen die Spe­ku­la­ti­on mit Nah­rungs­mit­teln an der Urne etwa gleich erfolg­reich ab wie die SVP mit der Durch­set­zungs­in­itia­ti­ve. Wie ist das zu erklä­ren? Wir nen­nen mög­li­che Gründe.

Die im Abstim­mungs­kampf am wenigs­ten beach­te­te Vor­la­ge erziel­te an der Urne einen Ach­tungs­er­folg. 40.1% der Stimm­bür­ge­rin­nen und Stimm­bür­gern spra­chen sich dafür aus, dass mit Nah­rungs­mit­teln nicht mehr spe­ku­liert wer­den darf. Für ein dezi­diert lin­kes Anlie­gen ist dies ein ziem­li­cher Erfolg. Seit 2010 schnitt von den Vor­la­gen aus dem lin­ken Lager nur die Volks­in­itia­ti­ve ‘Schluss mit den Steu­er­pri­vi­le­gi­en für Mil­lio­nä­re (Abschaf­fung der Pau­schal­be­steue­rung)’ an der Urne leicht bes­ser ab. 

Abbildung 1:

Spekulationsstopp

Wie kann der hohe Ja-Stim­men­an­teil zur Spe­ku­la­ti­ons­stopp-Vor­la­ge erklärt wer­den? Wir nen­nen vier mög­li­che Gründe: 

1. Zustim­mung im lin­ken Lager: SP, Grü­ne und ande­re im lin­ken Spek­trum ange­sie­del­te Par­tei­en sind sich bei Volks­in­itia­ti­ven meis­tens einig. So auch dies­mal. Alle Links­par­tei­en gaben die Ja-Paro­le her­aus. Wie ers­te Ana­ly­sen zei­gen, leg­ten Stimm­bür­ge­rin­nen und Stimm­bür­gern, die sich als poli­tisch links ste­hend ein­stu­fen, auch gross­mehr­heit­lich ein Ja in die Urne. Die Par­tei­wäh­ler­schaf­ten der AL, der Grü­nen und der SP votie­ren eben­falls alle mit gros­ser Mehr­heit für ein Ja. 

Eine Aus­wer­tung der Resul­ta­te auf Bezirks­ebe­ne zeigt zudem, dass der Ja-Anteil zur Spe­ku­la­ti­ons­stopp-Initia­ti­ve dort umso höher aus­fiel, wo SP und Grü­ne einen grös­se­ren Wäh­ler­an­teil haben (Abbil­dung 2).

Abbildung 2:

Spektulationsstopp

2. Sym­pa­thien im rech­ten und kon­ser­va­ti­ven Lager: Genau­so wie die Lin­ke der Ja-Paro­len ihrer Par­tei­en folg­te, tat dies die poli­ti­sche Mit­te und leg­te mehr­heit­lich ein Nein ein. Die SVP gab zwar eben­falls die Nein-Paro­le her­aus, doch der Bau­ern­ver­band bei­spiels­wei­se beschloss Stimm­frei­ga­be. Gemäss einer ers­ten Nach­ana­ly­se votier­ten gut ein Vier­tel der SVP-Wäh­ler für ein Ja. Ganz all­ge­mein stiess die Volks­in­itia­ti­ve bei eher rechts posi­tio­nier­ten Stimm­bür­gern auf grös­se­re Zustim­mung als dies bei einer JUSO-Vor­la­ge zu erwar­ten wäre. 

Die Wäh­ler­schaft der EVP folg­te eben­falls der Par­tei­pa­ro­le und leg­te mehr­heit­lich ein Ja ein (vgl. Abstim­mungs­stu­die Tages-Anzei­ger/so­to­mo).

3. Gros­ses Enga­ge­ment der Initi­an­ten auf Sozia­len Medi­en: Die Spe­ku­la­ti­ons­stopp-Initia­ti­ve wur­de in den Sozia­len Medi­en weni­ger stark dis­ku­tiert als die ande­ren Vor­la­gen des Abstim­mungs­sonn­tags. Vor allem die Geg­ner waren wenig prä­sent, die Face­book-Sei­ten der Befür­wor­ter der Initia­ti­ve gene­rier­ten rund fünf Mal so vie­le Inter­ak­tio­nen wie die Sei­ten der Gegner.

Abbildung 3:

Spekulationsstopp

Von zehn Befür­wor­tern der Spe­ku­la­ti­ons­stopp-Initia­ti­ve auf Face­book haben sechs mit einer Par­tei­sei­te inter­agiert, bei den Geg­nern sind es sogar acht von zehn Per­so­nen. Auf den Sei­ten der Befür­wor­ter war man aber prak­tisch unter sich, vier von fünf Usern inter­agier­ten auch mit einer lin­ken Par­tei. Auf den Face­book-Sei­ten der Geg­ner mach­ten die FDP-Anhän­ger mit gut einem Vier­tel aller User der gröss­te Anteil aus. 15 Pro­zent der Kom­men­ta­re und Likes stamm­ten von SVP-Anhän­gern. Doch jeder drit­te Kom­men­tar oder Like stamm­te von jeman­den, der auch mit einer Par­tei des lin­ken Spek­trums inter­agiert (vgl. Social Media Ana­ly­sen von poli­tan).

4. Über­durch­schnitt­li­che Mobi­li­sie­rung: Sechs von zehn Stimm­be­rech­tig­ten haben sich an die Urne bemüht (60.6%). Die Stimm­be­tei­li­gung am letz­ten Wochen­en­de war eine der höchs­ten seit 1971.

Abbildung 4:

Spekulationsstopp

Es darf dahin­ge­hend spe­ku­liert wer­den, dass meh­re­re der zur Abstim­mung gestan­de­nen Vor­la­gen zu einer star­ken Mobi­li­sie­rung des lin­ken Lagers führ­ten, was wie­der­um auch vie­le Ja-Stim­men für die Spe­ku­la­ti­ons­stopp-Initia­ti­ve brach­te. Aller­dings hat­te auch das rech­te Lager Grund, an die Urne zu gehen. Da über ein Vier­tel der Wäh­ler­schaft rech­ter Par­tei­en eben­falls ein Ja zur JUSO-Vor­la­ge ein­leg­te, hat die Mobi­li­sie­rung die­ser bei­der Lager wohl letzt­end­lich zum uner­war­tet hohen Anteil der Ja-Stim­men geführt. 


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Titel­bild: DeFacto

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