Zuwanderung und Wohlfahrtsstaat: Ein Trade-Off?

Schmä­lert Migra­ti­on die Unter­stüt­zung der Bevöl­ke­rung eines Kan­tons für den Wohl­fahrts­staat? Das hängt davon ob, inwie­fern die Zuwan­de­rer als Bedro­hung emp­fun­den wer­den. Zu die­sem Schluss kommt eine ver­glei­chen­de Unter­su­chung der Uni­ver­si­tät zu Köln. 

Lan­ge ging man davon aus, dass es einen Tra­de-Off gibt zwi­schen der Unter­stüt­zung für Immi­gra­ti­on und für Sozi­al­pro­gram­me. Der Grund: Die ein­hei­mi­sche Bevöl­ke­rung neh­me Migran­ten je nach Her­kunft als öko­no­mi­sche oder kul­tu­rel­le Bedro­hung wahr und sei nicht dazu bereit, öko­no­mi­sche Res­sour­cen wie Sozi­al­leis­tun­gen mit den Neu­an­kömm­lin­gen zu tei­len. Dies wie­der­um – so die Annah­me – habe zur Fol­ge, dass die zuneh­men­de Migra­ti­on die Ein­stel­lung der Ein­hei­mi­schen bezüg­lich des Wohl­fahrts­staats nega­tiv beein­flus­se, was letzt­end­lich den Weg für sozi­al­po­li­ti­sche Kür­zun­gen ebnen würde.

Unse­re Unter­su­chung zeigt nun aber, dass die Anzahl an Zuwan­de­rern in einem Schwei­zer Kan­ton kaum Ein­fluss auf die Ein­stel­lung der dort wohn­haf­ten ein­hei­mi­schen Bevöl­ke­rung in Bezug auf die Sozi­al­po­li­tik auf­weist. Viel­mehr spielt die Wahr­neh­mung auf der indi­vi­du­el­len Ebe­ne eine Rol­le: Wenn Schwei­ze­rin­nen und Schwei­zer Migran­tin­nen und Migran­ten als Kon­kur­renz auf dem Arbeits­markt sehen, steigt auch ihre Nach­fra­ge nach Sozi­al­aus­ga­ben, um die wahr­ge­nom­me­ne Bedro­hung zu kompensieren.

Ein­hei­mi­sche hin­ge­gen, die Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­dern haupt­säch­lich als kul­tu­rel­le Bedro­hung wahr­neh­men, wei­sen gene­rell eine gerin­ge­re Unter­stüt­zung für Sozi­al­aus­ga­ben auf. Dabei spielt es auch kaum eine Rol­le, woher die Migran­ten stam­men. Viel­mehr ist der Grad an kul­tu­rel­ler und öko­no­mi­scher Bedro­hung, die Schwei­zer z.B. deut­schen Ein­wan­de­rern gegen­über emp­fin­den, im Aus­mass ver­gleich­bar mit der Bedro­hungs­wahr­neh­mung hin­sicht­lich Migran­ten aus dem Balkan.

Wei­te­re Infor­ma­tio­nen zu die­sem The­ma fin­den Sie in der Fach­pu­bli­ka­ti­on: Spies, Den­nis und Alex­an­der Schmidt-Catran (2015): Migra­ti­on, migrant inte­gra­ti­on and sup­port for social spen­ding: The case of Switz­er­land. Jour­nal of Euro­pean Social Poli­cy: 1–16. 


Foto: flickr.com

Lek­to­rat: Pas­cal Burkhard

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