Föderalismuspreis 2022: Bis 28. Februar 2022 bewerben!

Der Föde­ra­lis­mus muss gelebt wer­den, um sei­ne inten­dier­te Wir­kung zu ent­fal­ten. Der Föde­ra­lis­mus­preis zeich­net Per­so­nen oder Orga­ni­sa­tio­nen aus, die sich bei ihrem poli­ti­schen, gesell­schaft­li­chen, wis­sen­schaft­li­chen oder kul­tu­rel­len Enga­ge­ment um den Schwei­zer Föde­ra­lis­mus ver­dient machen. Dies kann bei­spiels­wei­se durch die Bekannt­ma­chung sei­ner his­to­ri­schen Ent­wick­lung sein oder durch den Anstoss zu einer Inno­va­ti­on. Die Bewer­bungs­frist für den mit 10’000 Schwei­zer Fran­ken dotier­ten Preis läuft bis am 28. Febru­ar 2022.

«Das schwei­ze­ri­sche poli­ti­sche Sys­tem lässt sich am ehes­ten mit den drei Stich­wor­ten: direk­te Demo­kra­tie, Föde­ra­lis­mus und Kon­kor­danz umreis­sen und zugleich von den Sys­te­men ande­rer Staa­ten abhe­ben», so Arnold Kol­ler (1987: 906) in einem Essay wäh­rend sei­nes ers­ten Jah­res als Mit­glied der Landesregierung.

Noch heu­te gilt die­ser «Drei­klang der macht­tei­len­den Ele­men­te» (Frei­tag 2014: 78) als Beson­der­heit des poli­ti­schen Sys­tems der Schweiz (sie­he u. a. Lin­der und Muel­ler 2017 sowie Vat­ter 2020). Der Föde­ra­lis­mus, eben­so wie die ande­ren genann­ten Ele­men­te, fin­den ihre Ratio­na­li­tät mit­un­ter in der poli­tisch-gesell­schaft­li­chen Viel­falt als zen­tra­le Rah­men­be­din­gung der Schwei­zer Poli­tik (Neid­hart 2002: 99ff.). Die Mehr­spra­chig­keit (sie­he Abb. 1) steht bei­spiel­haft dafür.

Abb. 1: Mehrsprachigkeit in den Kantonen, 2016–2018

Anmerkung: Die Angaben beziehen sich auf 2016–2018. Aufgrund von Mehrfachnennungen kann das Gesamttotal von 100% abweichen.
Quelle: Bundesamt für Statistik BFS (2020). Ausgewählte Indikatoren im regionalen Vergleich, 2020 (Kantone). BFS. URL: https://www.bfs.admin.ch/bfs/de/home/statistiken/regionalstatistik/regionale-portraets-kennzahlen/kantone.assetdetail.11587762.html (zuletzt geöffnet am 7.1.2021).
Föderalismuspreis

Es ver­steht sich von selbst, dass der Föde­ra­lis­mus – also Viel­falt und Auto­no­mie einer­seits und Zusam­men­halt und Mit­wir­kung ande­rer­seits – gelebt wer­den muss, um sei­ne macht­tei­len­de Wir­kung zu ent­fal­ten. Der Föde­ra­lis­mus­preis, 2014 von der ch Stif­tung initi­iert, wür­digt genau sol­che Per­so­nen und Orga­ni­sa­tio­nen, die sich für den Föde­ra­lis­mus und den inne­ren Zusam­men­halt in der Schweiz enga­gie­ren. Ent­schei­dend für die Ver­ga­be ist ein Bei­trag mit min­des­tens einem der fol­gen­den Merkmale:

  • Kom­mu­ni­ka­ti­on: Auf­zei­gen der Vor­tei­le und Beson­der­hei­ten des schwei­ze­ri­schen Föderalismus;
  • Inno­va­ti­on: Anstos­sen einer kon­struk­ti­ven Aus­ein­an­der­set­zung mit dem schwei­ze­ri­schen Föde­ra­lis­mus oder die Stär­kung des­sel­ben auf inno­va­ti­ve Weise;
  • Par­ti­zi­pa­ti­on: För­de­rung des Enga­ge­ments sowie der Mit­wir­kung, ins­be­son­de­re auf loka­ler, regio­na­ler und kan­to­na­ler Ebene;
  • Tra­di­ti­on: Bekannt­ma­chung der his­to­ri­schen Evo­lu­ti­on des Föde­ra­lis­mus in der Schweiz;
  • Kohä­si­on: För­de­rung des Zusam­men­le­bens und der Ver­stän­di­gung der ver­schie­de­nen Sprach­ge­mein­schaf­ten der Schweiz und der Ach­tung von Minderheiten

Die Preis­trä­ge­rin bzw. der Preis­trä­ger erhält 10’000 Schwei­zer Fran­ken und ihr bzw. sein Name wird auf einer Tafel im Ein­gangs­be­reich des Hau­ses der Kan­to­ne eingraviert.

Jury: Persönlichkeiten aus Politik und Zivilgesellschaft

Über die Preis­ver­ga­be ent­schei­det eine Jury aus Ver­tre­te­rin­nen und Ver­tre­tern von Poli­tik, Zivil­ge­sell­schaft, Wis­sen­schaft und Kul­tur. Nament­lich sind dies Staats­rat Pas­cal Broulis (VD) und Regie­rungs­rat Chris­ti­an Rath­geb (GR), die Prä­si­den­ten der ch Stif­tung und der Kon­fe­renz der Kan­tons­re­gie­run­gen (KdK), Staats­kanz­le­rin Dani­elle Gagnaux-Morel (Kan­ton Frei­burg), die Jour­na­lis­tin Gül­s­ha Adil­ji, Mar­co Sola­ri, Prä­si­dent des Locar­no Film Fes­ti­val, und die Pro­fes­so­rin Tania Ogay (Depar­te­ment für Erzie­hungs­wis­sen­schaf­ten der Uni­ver­si­tät Freiburg).

Bisherige Preisträgerinnen und Preisträger: Von alt Bundesrat Arnold Koller bis easyvote

Die bis­he­ri­gen Preis­trä­ge­rin­nen und Preis­trä­ger sind der Cir­cus Knie (2020), die Staats­recht­le­rin Eva Maria Bel­ser (2019), alt Regie­rungs­rat Franz Mar­ty (2018), die Inter­ju­ras­si­sche Ver­samm­lung (2017), das Neu­en­bur­ger Bil­dungs­pro­jekt PRIMA (2016), Kaba­ret­tist Emil Stein­ber­ger (2015) und der ein­gangs zitier­te alt Bun­des­rat Arnold Kol­ler (2014). Zuletzt wur­de easy­vo­te (2021), ein Pro­jekt des Dach­ver­bands Schwei­zer Jugend­par­la­men­te (DSJ), für sei­nen Bei­trag zuguns­ten der poli­ti­schen Infor­miert­heit und Betei­li­gung von 18–25-Jährigen in allen Lan­des­tei­len und ‑spra­chen ausgezeichnet.

Die ch Stif­tung – eine gemein­sa­me Stif­tung der Kantone
Die ch Stif­tung für eid­ge­nös­si­sche Zusam­men­ar­beit wird von allen 26 Kan­to­nen getra­gen. Sie för­dert die Ver­stän­di­gung zwi­schen den Sprach­ge­mein­schaf­ten und Kul­tu­ren sowie die Zusam­men­ar­beit unter den Kan­to­nen und mit dem Bund. Sie ist dem föde­ra­lis­ti­schen Staats­ge­dan­ken verpflichtet.

Hier kön­nen Sie sich bis 28. Febru­ar 2022 für den Föde­ra­lis­mus­preis 2022 bewerben.

Seit 2021 erfolgt die Ver­ga­be des Prei­ses in einem offe­nen Bewer­bungs­ver­fah­ren. Jede in der Schweiz nie­der­ge­las­se­ne Per­son oder Orga­ni­sa­ti­on kann sich bewer­ben, auch wenn die­se bereits an einer ver­gan­ge­nen Edi­ti­on teil­ge­nom­men hat­te. Wei­te­re Infor­ma­tio­nen fin­den sich hier


Refe­ren­zen:

  • Frei­tag, Mar­kus (2014): «Poli­ti­sche Kul­tur». S. 71–94. In Hand­buch der Schwei­zer Poli­tik – Manu­el de la poli­tique Suis­se, hrsg. v. Peter Kno­e­pfel, Yan­nis Papado­pou­los, Pas­cal Scia­ri­ni, Adri­an Vat­ter und Sil­ja Häu­ser­mann. Zürich: NZZ Libro.
  • Kol­ler, Arnold (1987): «Das poli­ti­sche Sys­tem der Schweiz: Direk­te Demo­kra­tie, Föde­ra­lis­mus, Kon­kor­danz». Schwei­zer Monats­hef­te: Zeit­schrift für Poli­tik, Wirt­schaft, Kul­tur 67(11): 905–914.
  • Lin­der, Wolf und Sean Muel­ler (2017): Schwei­ze­ri­sche Demo­kra­tie: Insti­tu­tio­nen, Struk­tu­ren, Pro­zes­se, 4. Auf­la­ge. Bern: Haupt.
  • Neid­hart, Leon­hard (2002): «Ele­men­ta­re Bedin­gun­gen der Ent­wick­lung des schwei­ze­ri­schen Föde­ra­lis­mus». S. 111–133. In Föde­ra­lis­mus: Ana­ly­sen in ent­wick­lungs­ge­schicht­li­cher und ver­glei­chen­der Per­spek­ti­ve, hrsg. v. Arthur Benz und Ger­hard Lehm­bruch. Wies­ba­den: Springer.
  • Vat­ter, Adri­an (2020): Das poli­ti­sche Sys­tem der Schweiz, 4. voll­stän­dig über­ar­bei­te­te und aktua­li­sier­te Auf­la­ge. Baden-Baden: Nomos.
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