Abstimmungsdemokratie – eine Herrschaft der Alten?

Wie in Gross­bri­tan­ni­en so in der Schweiz: Die älte­re Genera­ti­on geht viel fleis­si­ger an die Urne und über­stimmt die Jun­gen, sei es beim Bre­x­it oder bei der Mas­sen­ein­wan­de­rungs­in­itia­ti­ve. So zumin­dest die gän­gi­ge Mei­nung. Doch stimmt das über­haupt? Mei­ne Ana­ly­se zeigt: So pau­schal aus­ge­drückt, ist das falsch. Es gibt kei­nen gene­rel­len Genera­tio­nen­kon­flikt in der Schweiz.

Der Schweiz droht eine Geron­to­kra­tie. Die­se Befürch­tung erhielt jüngst neue Nah­rung und zwar nicht etwa durch ein Schwei­zer Abstim­mungs­er­geb­nis, son­dern durch ein bri­ti­sches Votum: Eine Wahl­tags­be­fra­gung (exit poll) zum bri­ti­schen EU-Refe­ren­dum ergab, dass sich jun­ge Bri­tin­nen und Bri­ten deut­lich zuguns­ten eines Ver­bleibs ihres Lan­des in der EU ent­schie­den haben, wäh­rend älte­re Stimm­be­rech­tig­te eben­so klar dage­gen stimmten.

Die Medi­en und vie­le poli­ti­sche Beob­ach­ter waren sich rasch dar­in einig, wie die­ses Umfra­ge­re­sul­tat zu deu­ten ist: In einer Abstim­mungs­de­mo­kra­tie ver­bau­en die Alten den Jun­gen die Zukunft. Die Schweiz, so war man­cher­orts wei­ter zu lesen, sei hier­für ein gutes Bei­spiel. Auch in unse­rem Land wür­den die Alten die Jun­gen bei Sach­ab­stim­mun­gen regel­mäs­sig überstimmen.

Meh­re­re Wahl­rechts­re­for­men wur­den vor­ge­schla­gen, um die unglei­chen Stim­men­ver­hält­nis­se zwi­schen Jung und Alt wie­der ins Lot zu brin­gen. Die­se rei­chen von einem stell­ver­tre­ten­den Stimm­recht von Eltern für ihre noch unmün­di­gen Kin­der bis zu einer Art Neu­auf­la­ge des Drei­klas­sen- oder Zen­sus­wahl­rechts, heu­er aber nicht mehr nach Ver­mö­gen, son­dern nach Bil­dung (oder ande­ren Kri­te­ri­en) abgestuft.

Im vor­lie­gen­den Bei­trag geht es nicht um die Fra­ge der Wahl­rechts­ge­rech­tig­keit, aber um die empi­ri­sche Grund­la­ge, auf der die­se Reform­for­de­run­gen für gewöhn­lich auf­bau­en: Der Alters­gra­ben bei Schwei­zer Sach­ab­stim­mun­gen. Die ent­schei­den­de Fra­ge lau­tet näm­lich: Stimmt es denn über­haupt, dass hier­zu­lan­de die Alten die Jun­gen sys­te­ma­tisch überstimmen?

Ältere gehen fleissiger an die Urne als Jüngere

In der Regel wird dabei auf die stei­gen­de Über­al­te­rung der Gesell­schaft ver­wie­sen. Zwei­fel­los bil­den die älte­ren Stimm­be­rech­tig­ten jetzt schon eine Macht bei Sach­ab­stim­mun­gen. Ihr Ein­fluss ist in Wahr­heit sogar noch stär­ker als ihre zah­len­mäs­si­ge Ver­tre­tung im Elek­to­rat glau­ben lässt. Denn älte­re Stimm­be­rech­tig­te sind im Gegen­satz zu den Jun­gen äus­serst fleis­si­ge Urnengänger.

Stimm­re­gis­ter­da­ten aus Genf und der Stadt St. Gal­len bele­gen dies[1]. Hin­zu kommt, dass die Zahl der Rent­ner und Rent­ne­rin­nen zunimmt. Im Jahr 2035, so eine Extra­po­la­ti­on von Ave­nir Suis­se, wird das Medi­an­al­ter der Abstim­men­den über 60 Jah­re betra­gen. Doch rei­chen die «nack­ten» Stimm­be­rech­tig­ten- und Stim­men­den­zah­len aus, um von einer Herr­schaft der Alten spre­chen zu können?

Es gibt vie­le struk­tu­rel­le oder wert­ba­sier­te Mehr- und Min­der­hei­ten in der Schweiz. Bei­spiels­wei­se gibt es im Elek­to­rat mehr Frau­en als Män­ner (z.B. in der Stadt Bern), mehr Erwerbs­tä­ti­ge als Nicht-Erwerbs­tä­ti­ge, mehr Deutsch­schwei­zer als Fran­zö­sisch­spra­chi­ge – die Auf­zäh­lung lies­se sich belie­big fort­set­zen. Und trotz­dem ist nicht (oder höchst sel­ten) von einer Herr­schaft der Frau­en, Erwerbs­tä­ti­gen oder Deutsch­schwei­zer die Rede. Das liegt unter ande­rem auch dar­an, dass bei Sach­ab­stim­mun­gen die ver­schie­de­nen Kon­flikt­li­ni­en oft­mals quer zuein­an­der ver­lau­fen und sich Sie­ger und Ver­lie­rer in der Regel abwechseln.

Alte sind keineswegs immer alle der gleichen Meinung

Hin­zu kommt: «Alte» und «Jun­ge» sind — was Lebens­um­stän­de, Inter­es­sen und Prä­fe­ren­zen angeht — kei­ne «mono­li­thi­schen Blö­cke»: Es gibt unter den Senio­ren bei­spiels­wei­se Ver­mö­gen­de, aber auch Per­so­nen, die am Exis­tenz­mi­ni­mum leben, kin­der­lo­se wie auch kin­der­rei­che Senio­ren, Frau­en wie Män­ner, etc. Mit ande­ren Wor­ten: Nur weil man in etwa gleich alt ist, gibt es noch lan­ge kei­ne Garan­tie, dass man bei allen Sach­fra­gen über­ein­stimmt. Des­halb muss die Fra­ge nicht lau­ten, ob es mehr Alte als Jun­ge gibt (zumal sich die­se Fra­ge mit Sta­tis­ti­ken ein­fach beant­wor­ten lässt), son­dern ob die Alten die Jun­gen auch tat­säch­lich sys­te­ma­tisch über­stim­men.

Zur Beant­wor­tung die­ser Fra­ge gibt es eine Fül­le von Daten. Denn in den Vox-Nach­be­fra­gun­gen wird das Stimm­ver­hal­ten stets auch nach Alters­grup­pen erho­ben. Unpro­ble­ma­tisch sind die­se Daten aus wis­sen­schaft­li­cher Sicht indes nicht. Denn es han­delt sich dabei – gleich wie bei der ein­gangs erwähn­ten Bre­x­it-Wahl­tags­stu­die – um Umfragedaten.

Umfra­ge­da­ten sind stets mit einem Zufalls­feh­ler behaf­tet. Bei zah­len­mäs­sig klei­nen Merk­mals­grup­pen wie den jun­gen Stimm­be­rech­tig­ten kann die­ser Stich­pro­ben­feh­ler gut und ger­ne zehn bis fünf­zehn Pro­zent­punk­te betra­gen. Trotz­dem wur­den nach­fol­gend Punkt­schät­zun­gen aus­ge­wie­sen. Die­se sind, wie gesagt, nur begrenzt aus­sa­ge­kräf­tig. Aber immer­hin han­delt es sich um Daten und nicht bloss um Mut­mas­sun­gen. In der Metho­den­box (sie­he unten) wur­den über­dies unter Berück­sich­ti­gung der vor­la­gen­spe­zi­fi­schen Stich­pro­ben­feh­ler die maxi­ma­len Dif­fe­ren­zen zwi­schen Jung und Alt geschätzt, um die Robust­heit der Ergeb­nis­se zu überprüfen.

Meinungsverschiedenheiten zwischen Alt und Jung 

Ver­gleicht man die Mehr­heits­ver­hält­nis­se in der jüngs­ten Alters­grup­pe (18–29-Jährigen) mit den­je­ni­gen in der ältes­ten Alters­grup­pe (70 Jah­re und älter)[2], so unter­schie­den sich die­se bei rund einem Vier­tel (26%) aller Abstim­mun­gen zwi­schen 2000 und 2015. Das bedeu­tet nun kei­nes­wegs, dass bei den rest­li­chen Abstim­mun­gen zwi­schen Alt und Jung alles in Min­ne ist:

Abbildung 1:

Graph 1

Die in der Abbil­dung aus­ge­wie­se­nen Bal­ken ste­hen für die Dif­fe­renz in Pro­zent­punk­ten zwi­schen dem Ent­scheid der Jun­gen und dem­je­ni­gen der Alten. Die­se Dif­fe­ren­zen sind teils erheb­lich.[3] Aber, wie gesagt, nur bei rund einem Vier­tel aller Abstim­mun­gen klaf­fen die Mehr­hei­ten gemäss Vox-Erhe­bung aus­ein­an­der.[4] Über­dies fällt auf, dass die «Mei­nungs­ver­schie­den­hei­ten» zwi­schen Jung und Alt in letz­ter Zeit nicht etwa zu‑, son­dern eher abge­nom­men haben.

Bei wel­chen Sach­ge­schäf­ten ist ein Genera­tio­nen­gra­ben zu beob­ach­ten? Und wer wird häu­fi­ger «über­stimmt» – die Jun­gen oder die Alten? Tat­säch­lich sind es die älte­ren Stimm­be­rech­tig­ten, die häu­fi­ger die Ober­hand behal­ten. In jenen 35 Abstim­mun­gen, bei wel­chen sich die Mehr­hei­ten von Jung und Alt unei­nig waren, gehör­ten die letz­te­ren 24 Mal der Sie­ger­sei­te an.[5]

Ob sie auch tat­säch­lich das Züng­lein an der Waa­ge waren, wel­ches das Abstim­mungs­re­sul­tat zum Kip­pen brach­te, ist wie­der­um eine ande­re Fra­ge. «Über­stim­men» bedeu­tet streng­ge­nom­men, dass eine Abstim­mung ohne den gegen­tei­li­gen Ent­scheid der betref­fen­den Merk­mals­grup­pe anders aus­ge­gan­gen wäre. Dies zu eru­ie­ren, ist auf­grund des hohen Unschär­fe­be­rei­ches von Umfra­ge­wer­ten zur Betei­li­gung[6] aller­dings ein noch viel grös­se­res Wag­nis als die vor­lie­gen­de Untersuchung.

Auf­grund des Befun­des ist aber anzu­neh­men, dass die Jun­gen öfter zu den Abstim­mungs­ver­lie­rern gehö­ren, weil ihr Ent­scheid sich stär­ker vom «Median­ent­scheid» der rest­li­chen Teil­neh­men­den unter­schei­det als jener der Alten. Mit ande­ren Wor­ten: Die Jun­gen stim­men «extre­mer» als die Alten.[7] Sie lie­gen dar­um öfter im Clinch mit den rest­li­chen Alters­grup­pen als die über 69-Jäh­ri­gen. Des­halb gehö­ren die jün­ge­ren Stimm­bür­ger auch öfter zu den Ver­lie­ren als die Senio­ren und Seniorinnen.

Generationenkonflikt bei gesellschaftspolitischen Fragen 
Abbildung 2:

Graph 2

Bei wel­chen The­men schei­den sich die Geis­ter von Jung und Alt? Über­ra­schen­der­wei­se gehö­ren sozi­al­po­li­ti­sche The­men im Gene­rel­len und «klas­si­sche» Ren­ten­fra­gen im Spe­zi­el­len eher sel­ten dazu (Aus­nah­men: Ren­ten­al­ter 62, 5. IV-Revi­si­on und AVIG). Auf­grund der unter­schied­li­chen mate­ri­el­len Inter­es­sen­la­gen hät­te man bei die­sen Sach­fra­gen am ehes­ten einen fun­da­men­ta­len Genera­tio­nen­kon­flikt erwar­ten können.

Extre­me Mei­nungs­ver­schie­den­hei­ten zwi­schen Jung und Alt sind hin­ge­gen bei gesell­schafts­po­li­ti­schen Fra­gen zu erken­nen, etwa bei den Abstim­mun­gen über das Part­ner­schafts­ge­setz, der Han­fin­itia­ti­ve, der Waf­fen­schutz­in­itia­ti­ve und der Mut­ter­schafts­ver­si­che­rung. Aber nicht immer unter­la­gen dabei die Jun­gen: Beim Part­ner­schafts­ge­setz und der Mut­ter­schafts­ver­si­che­rung[8] konn­ten sie bei­spiels­wei­se einen Abstim­mungs­er­folg beju­beln, eben­so beim Gri­pen-Refe­ren­dum: Es waren die Jun­gen, die ihn mass­geb­lich zum «Absturz» brachten.

Abbildung 3:

Graph 3

Auch bei Fra­gen der Aus­län­der- und Euro­pa­po­li­tik gibt es immer wie­der Unter­schie­de. Die Bre­x­it-Erfah­rung ist für Schwei­zer Jugend­li­che (und Jung­ge­blie­be­ne) dem­nach nichts Aus­ser­ge­wöhn­li­ches. Jun­ge ste­hen frei­lich nicht not­wen­di­ger­wei­se stär­ker für eine Öff­nung ein als die ältes­ten Stimm­be­rech­tig­ten: Das Ost­hil­fe­ge­setz, die Aus­deh­nung der Per­so­nen­frei­zü­gig­keit (2009) sowie die bio­me­tri­schen Päs­se wur­den gemäss Vox-Erhe­bung von den Jun­gen abge­lehnt (z.T. aller­dings sehr knapp, womit Aus­sa­gen über Mehr­heits­ver­hält­nis­se nach wis­sen­schaft­li­chen Stan­dards nicht mehr mög­lich sind), von den über 69-Jäh­ri­gen jedoch knapp angenommen.

Noch­mals: Auf­grund des hohen Stich­pro­ben­feh­lers bei den jun­gen Stim­men­den (sie­he Abbil­dung unten) sind gera­de bei die­sen hoch­emo­tio­na­len Abstim­mun­gen lei­der kei­ne exak­ten Aus­sa­gen zu den Mehr­heits­ver­hält­nis­sen mög­lich. Aber immer­hin schei­nen Jung und Alt bei die­sen Fra­gen nicht all­zu weit und mög­li­cher­wei­se noch nicht ein­mal in der allent­hal­ben ver­mu­te­ten Rich­tung auseinanderzuliegen.

Bei der Mina­rett­ver­bots­in­itia­ti­ve, der Asy­l­in­itia­ti­ve, den Bewaff­nungs­vor­la­gen und der erleich­ter­ten Ein­bür­ge­rung wer­den die all­seits geheg­ten Erwar­tun­gen indes­sen bestä­tigt: Jun­ge hies­sen die Refe­ren­den jeweils gut und lehn­ten die ent­spre­chen­den SVP-Initia­ti­ven ab – im Gegen­satz zu den Alten, die genau umge­kehrt votierten.

Abbildung 4:

Graph 4

Im grossen Ganzen ist man sich einig — auch wenn es sich anders anfühlt

Wie fällt die empi­ri­sche Bilanz zur Genera­tio­nen­fra­ge bei Sach­ab­stim­mun­gen in der Schweiz aus? Jun­ge und Alte stim­men häufig(er) im Ein­klang als gemein­hin ange­nom­men wird. Genera­tio­nen­kon­flik­te sind (glück­li­cher­wei­se) eher sel­ten aus­zu­ma­chen. Ande­re Kon­flik­te – zum Bei­spiel der­je­ni­ge zwi­schen Ver­lie­rer und Gewin­ner der Glo­ba­li­sie­rung (und die­se gibt es in allen Alters­grup­pen) – sind wahr­schein­lich massgeblicher.

Aber es gibt durch­aus alters­ab­hän­gi­ge Unter­schie­de im Stimm­ver­hal­ten. Zudem tra­ten sie bei eini­gen, sehr wich­ti­gen bzw. hoch emo­tio­na­len Abstim­mungs­fra­gen zu Tage. Unter­liegt man aber bei sol­chen Vor­la­gen, so zählt die Erfah­rung einer sol­chen Abstim­mungs­nie­der­la­ge ver­ständ­li­cher­wei­se gleich dop­pelt oder drei­fach. Dadurch wird das Gefühl des Über­stim­mens ver­stärkt, was in der Empi­rie – über alle Vor­la­gen hin­weg – jedoch eher sel­ten vorkommt. 

Infor­ma­tio­nen zur Methodik
Alle prä­sen­tier­ten Wer­te sind Umfra­ge­wer­te. Übli­cher­wei­se wird bei Umfra­ge­wer­ten das 95%-Konfidenzintervall ange­ge­ben. Um die Robust­heit der obi­gen Ergeb­nis­se zu über­prü­fen, wur­de unter Ein­schluss eben­die­ses Stich­pro­ben­feh­lers die «maxi­ma­le Dif­fe­renz» zwi­schen Jung und Alt ermit­telt (sie­he Abbil­dung unten). «Maxi­mal» bedeu­tet, dass die Dif­fe­renz zwi­schen dem jeweils klei­ne­ren Wert abzüg­lich dem ent­spre­chen­den Stich­pro­ben­feh­ler und dem grös­se­ren Wert plus Stich­pro­ben­feh­ler errech­net wur­de. Nimmt man die­se maxi­ma­le Dif­fe­renz als Mass­stab, unter­schei­den sich Alt und Jung in 59 Pro­zent der unter­such­ten Abstim­mun­gen. Das ist ein erheb­lich höhe­rer Wert als die zuvor aus­ge­wie­se­nen 26 Pro­zent. Indes, es ist dabei zu beden­ken, dass ein sol­ches Sze­na­rio über alle 135 unter­such­ten Vor­la­gen hin­weg extrem unwahr­schein­lich ist. Die maxi­ma­le Dif­fe­renz bei einer ein­zel­nen Abstim­mung hat bereits eine ziem­lich gerin­ge Wahr­schein­lich­keit von 0.025². Aber damit sich das unte­re Mus­ter ergibt, müss­te sich das oben für eine ein­zel­ne Abstim­mung geschil­der­te Sze­na­rio – vgl. dazu das Prin­zip eines mehr­stu­fi­gen Zufalls­ver­su­ches – für alle 135 unter­such­ten Vor­la­gen wie­der­ho­len. Mit ande­ren Wor­ten: Der rea­le Anteil an Abstim­mun­gen mit unter­schied­li­chen Mehr­hei­ten dürf­te deut­lich näher an den 26 Pro­zent (allen­falls gar dar­un­ter) als am Maxi­mal­wert von 59 Pro­zent liegen.
Abbildung 5:

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[1] z.B.: Der­mont, Clau (2016). Taking Turns at the Bal­lot Box: Selec­ti­ve Par­ti­ci­pa­ti­on as a New Per­spec­ti­ve on Low Tur­nout. Swiss Poli­ti­cal Sci­ence Review 22(2): 213–231.

[2] Wer zu den «Jun­gen» und wer zu den «Alten» gehört, ist selbst­ver­ständ­lich auch eine Defi­ni­ti­ons­sa­che. Im Prin­zip wäre bei den Jun­gen (etwa eine Kate­go­rie der 18–24-Jährigen) wie auch bei den Alten eine ande­re Klas­si­fi­ka­ti­on (z.B. über 65-Jäh­ri­ge) denk­bar gewe­sen. Bei den Jun­gen war dies aus for­schungs­prak­ti­schen Grün­den nicht mög­lich. Die Fall­zahl der 18–24-Jährigen ist in den Vox-Erhe­bun­gen viel zu gering, um ver­läss­li­che Aus­sa­gen machen zu kön­nen. Bei den älte­ren Stimm­be­rech­tig­ten hin­ge­gen fal­len die Resul­ta­te zwi­schen den 60–69-Jährigen und den über 69-Jäh­ri­gen sehr ähn­lich aus: Die Mehr­heits­ver­hält­nis­se unter­schei­den sich zwi­schen die­sen bei­den Alters­grup­pen nur in zwölf der 135 unter­such­ten Fällen.

[3] Ein gutes Bei­spiel dafür ist die KOSA-Initia­ti­ve: Sie for­der­te, dass ein Teil der Natio­nal­bank­ge­win­ne in die AHV flies­sen soll – dem­nach ein The­ma, bei dem unter­schied­li­che, alters­spe­zi­fi­sche Inter­es­sen tan­giert wur­den. Sowohl die Jun­gen (18–29-Jährigen) wie auch die über 69-Jäh­ri­gen lehn­ten die KOSA-Initia­ti­ve indes ab. Aller­dings: Wäh­rend die Jun­gen die Initia­ti­ve mas­siv ablehn­ten (74% Nein), stiess das Begeh­ren bei den über 69-Jäh­ri­gen auf deut­lich mehr Sym­pa­thie (46% Ja). Aber, wie gesagt, bei­de Alters­grup­pen ver­war­fen das Begeh­ren am Ende mehr­heit­lich. Im Übri­gen: Die 50–59-Jährigen nah­men die KOSA-Initia­ti­ve hin­ge­gen knapp an. Genau sie hät­ten von die­ser mit­tel­fris­ti­gen Teil­lö­sung für die AHV auch am ehes­ten pro­fi­tiert. Das Bei­spiel zeigt des­halb auch, dass eine simp­le Gegen­über­stel­lung von «Alt» und «Jung» selbst bei Ren­ten-Abstim­mun­gen oft­mals «unter­kom­plex» ist.

[4] Ja-Antei­le von exakt 50 Pro­zent (etwa bei der MEI, die im Vox-Sam­ple von den über 69-Jäh­ri­gen mit genau 50% ange­nom­men (bzw. abge­lehnt) wur­de), wur­den zur Kate­go­rie der «glei­chen Mehr­hei­ten» gezählt.

[5] Beim Fami­li­en­ar­ti­kel (2013) gehör­ten die Jun­gen der Volks­mehr­heit an. Aller­dings schei­ter­te der Ver­fas­sungs­ar­ti­kel am Ständemehr.

[6] Um die­sen “Kipp­ef­fekt” einer bestimm­ten Merk­mals­grup­pe (etwa der 18–29-Jährigen) zu ermit­teln, müss­ten die Betei­li­gungszah­len der Alters­grup­pen hin­zu­ge­zo­gen wer­den. Die Betei­li­gungs­wer­te wie­der­um wer­den in Umfra­gen gene­rell über­schätzt und dies oft in erheb­li­chem Ausmasse.

[7] Ihr Ent­scheid liegt im Schnitt 8.1 Pro­zent­punk­te vom Ent­scheid der Gesamt­heit ent­fernt, wäh­rend die­ser Wert für die über 69-Jäh­ri­gen 6.3 Pro­zent­punk­te beträgt.

[8] Bei der MSV war es im Übri­gen so, dass die Jun­gen 1999 noch zu den Ver­lie­rern zähl­ten (sie stimm­ten schon damals über­wie­gend für eine Annah­me), 2004 jedoch «mit Hil­fe» der ande­ren Alters­grup­pen den nega­ti­ven Ent­scheid der Senio­ren zu «über­stimm­ten» vermochten.


Titel­bild: Pixabay

Lek­to­rat: Sarah Bütikofer

Gra­fi­ken: Pas­cal Burkhard

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