Seit den eidgenössischen Wahlen 2023 fanden in sieben Kantonen Parlamentswahlen statt. Die Resultate bieten interessante Einsichten in kantonale Entwicklungen, die sowohl nationale Trends als auch lokale Besonderheiten widerspiegeln.
Die SVP ist die klare Gewinnerin
Die SVP setzte ihren Aufstieg seit den nationalen Wahlen fort und verzeichnete in mehreren Kantonen signifikante Sitzgewinne. In St. Gallen stieg ihre Mandatszahl um sieben, in Schwyz und im Aargau um fünf, in Uri um drei und in Schaffhausen und Basel-Stadt jeweils um einen Sitz. Einzig im Kanton Thurgau büsste sie drei Sitze ein. Mit einer Fokussierung auf Themen wie Migration und Sicherheit gelingt es der Partei, eine breite Wählerschaft zu mobilisieren und von ihren Positionen zu überzeugen. Bisher wurde nur in Kantonen der Deutschschweiz gewählt, wie gut die SVP in der lateinischen Schweiz positioniert ist, wird sich nächstes Jahr zeigen, wenn im Jura, Neuenburg und Wallis gewählt wird.
Mitte-Rechts unter Druck
Im Gegensatz zur SVP musste von den etablierten Mitte-Rechts-Parteien vor allem die FDP Verluste hinnehmen. In Uri verlor sie vier und in St. Gallen drei Sitze, während sie auch in Thurgau (-1) und Schwyz (-1) Einbussen verzeichnete. In den jüngsten drei Wahlen in Schaffhausen (+1), Aargau (+1) und Basel-Stadt (0) konnte sie den steilen Abwärtstrend vorerst brechen.
Die Mitte konnte aus der Fusion von CVP und BDP in der Zentralschweiz kein politisches Kapital schlagen. In Uri büsste sie zwei Sitze und in Schwyz einen Sitz ein. Im Kanton Thurgau konnte sie aber drei Sitze hinzugewinnen und dadurch ihre Bilanz ausgleichen. Bei den übrigen kantonalen Parlamentswahlen konnte sie ihre Mandatszahl halten.
Kein einheitliches Bild für die GLP
Die Grünliberalen präsentieren ein uneinheitliches Bild: Während sie in Uri (3) und St. Gallen (1) Sitze hinzugewinnen konnten, verloren sie in Schwyz (-1), Thurgau (-3), Aargau (-2) und Basel-Stadt (-1) Sitze. In Schaffhausen konnte die Partei ihre Sitze halten. Die inkonsistenten Ergebnisse deuten auf keinen klaren Trend hin. Es ist möglich, dass die einst erfolgsverwöhnte GLP ihren Höhepunkt überschritten hat und eher frostigere Zeiten angebrochen sind.
Erholung bei der SP, Grüne in der Abwärtsspirale
Auch die Bilanz der SP fällt gemischt aus. Während sie nach den eidgenössischen Wahlen in den ersten kantonalen Wahlen in St. Gallen (-1), Uri (-2) und Schwyz (-2) Sitzverluste hinnehmen musste, konnte sie diesen Negativtrend vorerst bremsen. In Thurgau und in Schaffhausen verzeichnete sie jeweils einen Zugewinn von vier Sitzen und in Basel-Stadt konnte sie Mandat erobern. Im Aargau konnte sie ihren Sitzanteil halten.
Die Grünen sehen sich hingegen einem schwierigen Umfeld gegenüber: Nach einem langewährenden Höhenflug müssen sie nun in mehreren Kantonen teils herbe Sitzverluste hinnehmen. Sie sind in der Gesamtbilanz die klaren Verliererinnen bei den bisherigen kantonalen Parlamentswahlen.
Fazit: Das Pendel schlägt zurück
Die kantonalen Wahlen 2024 zeigen eine gewisse Trendumkehr. Die ehemaligen Gewinnerinnen, die Grünen und die Grünliberalen, finden sich nun auf der Verliererinnenseite. Im Gegensatz dazu hat die SVP, die sowohl auf nationaler Ebene als auch in vielen Kantonen vor allem zu Beginn der letzten Legislaturperiode unter Druck stand, von der aktuellen politischen Grosswetterlage profitiert und ihre Position stärken können. Auch die SP kann nach einer längeren Durststrecke wieder Gewinne verbuchen.
Bei den Parteien zwischen den politischen Polen sind unterschiedliche Trends zu beobachten, was zum Teil den stark kantonal geprägten Parteiensystemen geschuldet ist. Angesichts der anhaltenden politischen Polarisierung in der Schweiz stehen diese Parteien jedoch weiterhin vor der Herausforderung, sich in einem politisch stark fragmentierten Umfeld zu behaupten.
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