Grad der Einführung von «Hochleistungs»-HR-Systemen in den Schweizer Gemeindeverwaltungen

HPWS-ähnliche Systeme in Gemeinden: Worum geht’s?

Das Per­so­nal­ma­nage­ment hat sich in den letz­ten 20 Jah­ren in öffent­li­chen Orga­ni­sa­tio­nen stark ent­wi­ckelt. Die ver­schie­de­nen Manage­ment­re­for­men, die auf­ein­an­der folg­ten, erfor­der­ten gleich­zei­tig gros­se Anstren­gun­gen im Bereich des Per­so­nal­ma­nage­ments, um die Moti­va­ti­on und das Enga­ge­ment der Beschäf­tig­ten zu gewähr­leis­ten. Es gibt heu­te eine Fül­le von wis­sen­schaft­li­cher Lite­ra­tur, die dar­auf hin­weist, dass die Ein­füh­rung einer Rei­he von HR-Ver­fah­ren, die als Hoch­leis­tungs­sys­te­me (oder «High Per­for­mance Work Sys­tems») bezeich­net wer­den, zur Ent­wick­lung und Unter­stüt­zung der Leis­tungs­fä­hig­keit von Orga­ni­sa­tio­nen bei­tra­gen kann. Die­se Sys­te­me basie­ren auf einem stra­te­gi­schen Ansatz und kon­zen­trie­ren sich auf drei Kom­po­nen­ten, die attrak­ti­ve Arbeits­be­din­gun­gen für die Beschäf­tig­ten schaf­fen und zum Erfolg der Orga­ni­sa­ti­on bei­tra­gen: Kom­pe­ten­zen (Abi­li­ties), Moti­va­ti­on (Moti­va­ti­on) und Mög­lich­kei­ten der Betei­li­gung der Beschäf­tig­ten (Oppor­tu­nities). Die wich­tigs­ten HR-Ver­fah­ren, die mit die­sem AMO-Modell in Ver­bin­dung gebracht wer­den, sind: pro­fes­sio­nel­le und seriö­se Per­so­nal­be­schaf­fung und ein umfang­rei­ches Ange­bot an Wei­ter­bil­dungs­mass­nah­men (für die Dimen­si­on Kom­pe­ten­zen); inter­ne Auf­stiegs­mög­lich­kei­ten, Leis­tungs­ma­nage­ment und ein moder­nes Ver­gü­tungs- und Aus­gleichs­sys­tem (für die Dimen­si­on Moti­va­ti­on); Infor­ma­ti­ons­aus­tausch, Betei­li­gung und ein aus­ge­wo­ge­nes Ver­hält­nis von Pri­vat- und Berufs­le­ben (für die Dimen­si­on Mög­lich­kei­ten). In der Schweiz wur­de bis­lang jedoch nicht unter­sucht, inwie­weit die­se HR-Prak­ti­ken von den Schwei­zer Gemein­de­ver­wal­tun­gen ange­wandt wer­den. Dank kürz­lich gesam­mel­ter empi­ri­scher Daten sind wir in der Lage, eini­ge ers­te Ergeb­nis­se in Bezug auf die­se Fra­ge zu liefern.

Gemeindeverwaltungen mit mehr als 7000 Einwohner:innen im Fokus

Zwi­schen April und August 2022 wur­de eine Fra­ge­bo­gen­erhe­bung bei den Per­so­nal­ver­ant­wort­li­chen oder Gemein­de­se­kre­tä­ren von 260 Schwei­zer Gemein­de­ver­wal­tun­gen mit mehr als 7000 Einwohner:innen durch­ge­führt. Die gesam­mel­ten Daten stam­men aus den Ver­wal­tun­gen von 146 Schwei­zer Gemein­den aus den ver­schie­de­nen Lan­des­tei­len (Rück­lauf­quo­te 56 %). Die Gemein­den beschäf­ti­gen durch­schnitt­lich 503 Voll­zeit­kräf­te und stel­len öffent­li­che Diens­te und Dienst­leis­tun­gen für 38 % der Gesamt­be­völ­ke­rung der Schweiz zur Verfügung.

Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung von HPWS-Praktiken im Personalwesen

HPWS-Prak­ti­ken sind in den Schwei­zer Gemein­den weit ver­brei­tet. Die am wei­tes­ten ver­brei­te­ten Prak­ti­ken betref­fen das Leis­tungs­ma­nage­ment der Ange­stell­ten, die am wenigs­ten ver­brei­te­ten sind Anreiz­sys­te­me (Abbil­dung 1).

Abbildung 1 | Verbreitung der HPWS-Praktiken in den Gemeinden

 Der Grad der Ein­füh­rung von HPWS-Prak­ti­ken wur­de anhand des Pro­zent­sat­zes der Gemein­de­an­ge­stell­ten, die von die­sen Prak­ti­ken pro­fi­tie­ren, auf der fol­gen­den Ska­la gemes­sen: 1 = «Kein:e Angestellte:r (0 %)», 2 = «Sehr weni­ge Ange­stell­te (<25 %)», 3 = «Ein Teil der Ange­stell­ten 26–50 %)» und 4 = «Die Mehr­heit oder alle Ange­stell­ten (51–100 %)».><25 %)», 3 = «Ein Teil der Ange­stell­ten 26–50 %)» und 4 = «Die Mehr­heit oder alle Ange­stell­ten (51–100 %)».

Wir haben auch fest­ge­stellt, dass es einen Zusam­men­hang zwi­schen der Grös­se der unter­such­ten Schwei­zer Gemein­den und dem Grad der Ein­füh­rung von HPWS-Prak­ti­ken gibt. Im All­ge­mei­nen gilt: Je grös­ser die Gemein­den, das heisst je mehr Einwohner:innen, des­to mehr HR-Prak­ti­ken kön­nen sie umsetzen.

Ande­rer­seits deu­ten unse­re Daten auch dar­auf hin, dass die Ver­brei­tung von HR-Prak­ti­ken, die zu den HPWS gehö­ren, mit dem Grad der stra­te­gi­schen Inte­gra­ti­on des Per­so­nal­ma­nage­ments inner­halb der Gemein­den zusam­men­hän­gen könn­te. Wir haben fest­ge­stellt, dass die Ver­brei­tung von HPWS-Prak­ti­ken umso grös­ser ist, je mehr unse­re Befrag­ten ange­ben, dass Per­so­nal­ma­nage­ment bei der For­mu­lie­rung stra­te­gi­scher Ent­schei­dun­gen der Gemein­de­ver­wal­tun­gen berück­sich­tigt wird.

Je höher das von unse­ren Befrag­ten wahr­ge­nom­me­ne Leis­tungs­ni­veau der Orga­ni­sa­ti­on ist, des­to höher ist auch der Grad der stra­te­gi­schen Inte­gra­ti­on von HR-Prak­ti­ken. Aus­ser­dem ist die Fluk­tua­ti­on (Tur­no­ver) in den Gemein­den umso gerin­ger, je höher das Leis­tungs­ni­veau ist. Ins­be­son­de­re die letz­ten bei­den Ergeb­nis­se deu­ten dar­auf hin, dass die Ein­füh­rung von HR-Prak­ti­ken, die auf einem stra­te­gi­schen Ansatz basie­ren, einen gros­sen Unter­schied sowohl in Bezug auf die Leis­tungs­fä­hig­keit der Orga­ni­sa­tio­nen als auch auf die Mit­ar­bei­ter­bin­dung in Schwei­zer Gemein­de­ver­wal­tun­gen machen kann.


Bemer­kung: Die­ser Arti­kel wur­de im Rah­men des IDHEAP Poli­cy Brief No. 6 veröffentlicht.

Refe­renz:

  • Giau­que, D. & Assan­ti, S. (2023). Quel degré d’adoption des pra­ti­ques RH ”à hau­te per­for­mance“ par les admi­nis­tra­ti­ons com­mu­na­les suis­ses ? Unver­öf­fent­lich­te Arbeits­un­ter­la­ge. Uni­ver­si­té de Lausanne.0300.pdf

Bild: unsplash.com

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