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Senkung des Energieverbrauchs: widersprüchliche Absichten der Schweizer Bevölkerung

Mehdi Farsi, Laurent Ott, Sylvain Weber
6th April 2020

Während der Verbrauch an fossilen Brennstoffen steigt und das generelle Bewusstsein für die Klimaerwärmung wächst, hinken die Absichten der Haushalte, ihren eigenen Verbrauch zu reduzieren, hinterher. Die neuste Ausgabe der Zeitschrift "Social Change in Switzerland" zeigt anhand einer Umfrage unter 5'000 Haushalten, dass nur ein Drittel beabsichtigt, ihren CO2-Ausstoss zu reduzieren. Ausserdem wird die Absicht bei diesem Drittel kaum in konkrete Vorhaben bezüglich Autonutzung, Elektrizität oder Heizung umgesetzt.

In dieser neuen Studie analysieren Mehdi Farsi, Laurent Ott und Sylvain Weber von der Universität Neuenburg die jährlichen Erhebungen zum Energiebedarf 2016-2019. Sie zeigen, dass nur 25% der Befragten eine geringere Nutzung ihrer Autos beabsichtigen, während 33% ihren CO2-Ausstoss reduzieren wollen. Frauen, junge Menschen sowie Städterinnen und Städter sind im Allgemeinen eher bereit, ihren CO2-Ausstoss und ihren Energieverbrauch durch eine geringere Nutzung von Autos, Heizung und Strom zu senken. Junge Frauen unterstützen zudem den Klimastreik stärker.

Wissen geht nicht einher mit Absicht

Die Umfrage zeigt ausserdem, dass Männer und Menschen über 55 Jahre ein besseres Verständnis von Energie und ihrer Auswirkung auf das Klima haben. Aber bessere Kenntnisse gehen nicht mit stärkeren Absichten zur Senkung des Energieverbrauchs einher. Tatsächlich scheinen Bevölkerungsgruppen mit besseren Energiekenntnissen weniger bereit zu sein, ihr Verhalten zu ändern. Die Information der Bevölkerung reicht daher nicht aus, um den Energieverbrauch zu reduzieren.

CO2-Steuer wird schlecht verstanden, aber breit akzeptiert

Die Umfrage zeigt, dass die CO2-Abgabe von vielen Leuten missverstanden oder gar nicht wahrgenommen wird. Obwohl die CO2-Steuer mehr als 25% des Brennstoffpreises (Öl und Gas) beträgt, ist sich eine erhebliche Minderheit der Befragten nicht bewusst, dass sie diese Steuer bezahlen. Wenn jedoch weite Teile der Bevölkerung eine Steuer nicht kennen, ist es sinnlos zu erwarten, dass sie deswegen ihr Verhalten in Bezug auf den Energieverbrauch ändern. Dennoch zeigen die drei Forscher, dass die Schweizerinnen und Schweizer – mit Ausnahme von jungen Leuten in ländlichen Gebieten – die Steuer in einer Volksabstimmung unterstützen würden.


M. Farsi, L. Ott & S. Weber (2020). Die widersprüchlichen Absichten der Schweizer Bevölkerung in Bezug auf ihren Energieverbrauch. Social Change in Switzerland N° 21. Retrieved from www.socialchangeswitzerland.ch


Bild: Rawpixel.com