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Erfolg der Altersvorsorge 2020 an der Urne nicht garantiert

Silja Häusermann, Denise Traber, Thomas Kurer, Michael Pinggera
13th September 2017

In zehn Tagen findet die Abstimmung zur Reform der Altersvorsorge 2020 statt. Inhaltlich kommt die Reform in der Bevölkerung gut an, trotzdem ist ein Erfolg der Vorlage an der Urne alles andere als garantiert. Im Folgenden zeigen wir eine Kurzübersicht über die aktuellsten Ergebnisse unserer Umfrage.

Den vollständigen Bericht zur Umfrage finden Sie hier.

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  • Die Senkung des Umwandlungssatzes stellt nach wie vor eine Hürde für die Reform dar. Die Zustimmung zu einer Reform, die eine Senkung des Umwandlungssatzes beinhaltet, liegt in der Stimmbevölkerung rund 5 Prozentpunkte tiefer als die Zustimmung zu einer Reform ohne Senkung des Umwandlungssatzes. Bei keiner der untersuchten Gruppen kann eine Senkung des Umwandlungssatzes Unterstützung für die Reform generieren. Dies gilt für beide Geschlechter, für alle Sprachregionen und sowohl für die linke als auch die bürgerliche Parteianhängerschaft.
  • Die Erhöhung des Rentenalters auf 65 Jahre für Frauen wirkt sich insgesamt positiv auf die Unterstützung für die Reform aus. Mit Blick auf die gesamte Stimmbürgerschaft erhöhen sich die Chancen der Reform damit um etwa 6 Prozentpunkte. Betrachtet man einzelne Gruppen genauer, wird klar, dass dieser Effekt vor allem von der Deutschschweiz, Männern und älteren Personen bewirkt wird, bei welchen die Rentenaltererhöhung für die Frauen besonders viel Zustimmung generiert. Aber auch bei keiner anderen untersuchten Gruppe (inkl. Linke und Frauen in der Westschweiz) wirkt sich dieses Reformelement signifikant negativ auf die Unterstützung der Reform aus.
  • Die Stärkung der Renten aus den Pensionskassen insbesondere für Teilzeitarbeitende generiert in den meisten untersuchten Gruppen Unterstützung für die Reform. Dies in ähnlichem Umfang bei Frauen wie bei Männern, im deutschsprachigen sowie im französischsprachigen Teil der Schweiz, bei Jungen und Pensionierten sowie insbesondere bei der FDP-Wählerschaft.
  • Die als Kompensation für die Senkung des Umwandlungssatzes in die Reform eingeführte Erhöhung der AHV-Renten (und AHV-Beiträge) um 70 CHF/Monat (bzw. um 0.3 Lohnprozente) erfüllt ihren Zweck bei zwei der untersuchten Gruppen: Innerhalb der Linken sowie bei den 45- bis 64-Jährigen generiert diese Massnahme signifikant höhere Zustimmung zur Reform. In den Wählerschaften der SP und der Grünen sogar besonders stark (ca. 10, resp. ca. 22 Prozentpunkte). Bei den 45 bis 64-Jährigen erhöht das Reformelement die Unterstützungswahrscheinlichkeit um etwa fünf Prozentpunkte. Wiederum interessant ist (in Anbetracht der starken Polarisierung um dieses Reformelement), dass bei keiner der anderen analysierten Gruppen sich die Erhöhung der AHV-Renten und Beiträge signifikant negativ auf die Reformunterstützung auswirkt.
  • Die inhaltliche Mehrheitsfähigkeit der Reform ist gegeben. Konfrontiert mit einer Annäherung an die Reform „Altersvorsorge 2020“ würden 58.5 Prozent der Befragten Personen dem Reformpaket eher oder sicher zustimmen. 24.8 Prozent der Befragten würden das Reformpaket eher oder sicher ablehnen. 16.7 Prozent würden das Paket weder annehmen noch ablehnen. Eine höhere Zustimmung ist bei den Anhängerschaften der linken Parteien und bei den über 64-Jährigen auszumachen. Die Ablehnung ist höher bei den rechten Parteien (obwohl auch dort die Zustimmung die Ablehnung überwiegt), während sich bei der CVP und den unter 45-Jährigen besonders viele Unentschlossene finden.
  • Gefragt nach ihrer Stimmabsicht bei der „Altersvorsorge 2020“ äusserten 38.6 Prozent der Befragten, dass sie der Reform zustimmen werden. 27.3 Prozent der Befragten gaben an die Reform abzulehnen, während 34.1 Prozent unentschlossen waren. Dieser hohe Anteil unentschlossener Respondentinnen und Respondenten lässt sich mit zwei Befragungselementen erklären: einerseits haben wir keine Zwischenkategorien („eher“) angeboten und anderseits haben sich Befragten vorgängig intensiv mit den einzelnen Elementen der Reform auseinandergesetzt. Auffällig viele Unentschlossene (ca. 45%) finden sich bei den unter 45-Jährigen. Bei den Teilnehmenden, die eine Entscheidung gefasst haben, beobachten wir überdurchschnittlich hohe Zustimmung zur Reform bei den über 64-Jährigen sowie bei der Wählerschaft der SP als auch der CVP. Die Nein-Anteile sind etwas höher bei den 45 bis 64-Jährigen, sowie bei der FDP-Wählerschaft, besonders deutlich ist die Ablehnung bei den Wählerinnen und Wählern der SVP.

„Infobox“
Die obigen Ausführungen zeigen die wichtigsten Zwischenresultate einer Panel-Befragung stimmberechtigter Bürgerinnen und Bürger in der Deutschschweiz, der Romandie und dem Tessin.
Die Resultate beruhen auf den Antworten von 1078 Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Diese wurden gebeten, unterschiedliche Reformpakete zu bewerten und jeweils paarweise zu vergleichen
(eine sogenannte „conjoint-Befragung“). Die hier präsentierten Ergebnisse sind Zwischenresultate.
Die Befragung der Teilnehmenden startete am 07. August 2017 und läuft noch bis zum 23. September 2017. Die Ergebnisse sind daher mit Vorsicht zu interpretieren.

Den vollständigen Bericht gibt es hier.