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Frauen brauchen gute Listenplätze, um gewählt zu werden

Fabrizio Gilardi
27th Oktober 2015

Der Frauenanteil im Nationalrat ist leicht gestiegen. Neu sind 64 Frauen in der grossen Kammer, so viele wie noch nie. Frauen werden gleich gut gewählt wie Männer - wenn sie auf guten Listenplätzen sind. 

Am 18. Oktober traten 1'321 Frauen zu den Nationalratswahlen an, 64 von ihnen wurden gewählt. Der Frauenanteil lag noch nie so hoch, neu ist fast jedes dritte Nationalratsmitglied eine Frau. Seit die Frauen 1971 in den Nationalrat gewählt werden können, steigt ihre Vertretung langsam, aber stetig an. Frauen haben mittlerweile die gleichen Wahlchancen wie Männer. Allerdings brauchen sie im Durchschnitt bessere Listenplätze als Männer, damit sie die Hürde der Wahl schaffen. 

Frauen und Männer hatten 2015 gleich gute Wahlchancen

In Proporz-Kantonen lagen die Wahlchancen der Frauen am 18. Oktober 2015 im Durchschnitt bei ca. 4.7 Prozent, die der Männer bei ca. 5.3 Prozent. Der Unterschied ist statistisch nicht signifikant, das heisst, wir können von gleich guten Wahlchancen für Frauen wie Männer sprechen.

Frauen brauchen gute Listenplätze, um gewählt zu werden
Wie in Abbildung 1 zu sehen ist, traten die gewählten Frauen allerdings auf deutlich besseren Listenplätzen zur Wahl an als die gewählten Männer. Die gewählten Frauen waren grossmehrheitlich auf den oberen Listenplätzen, während viele Männer auch noch vom fünften oder noch tieferen Listenplatz aus gewählt wurden.
Die Differenz zwischen den Geschlechtern ist auch bei den nicht Gewählten vorhanden, aber sie ist viel kleiner. 
Abbildung 1: Zusammenhang zwischen hohem und tiefem Listenplatz und Wahlerfolg (Frauen und Männer), Nationalratswahlen 2015

Abbildung-1 

Männer hatten auch auf schlechten Listenplätzen Wahlchancen - Frauen nicht
Einige der neugewählten Nationalräte traten auf ausgesprochen schlechten Listenplätzen an. So wurde zum Beispiel Roger Köppel trotz des 17. Listenplatzes auf der SVP-Liste des Kantons Zürich gewählt, ebenso Andreas Glarner, der im Aargau vom zehnten SVP-Listenplatz aus den Sprung nach Bern schaffte. In Bern und in der Waadt wurden sogar Kandidaten auf noch tieferen Listenplätzen gewählt, allerdings werden im Kanton Bern die Listenplätze an neue Kandidierende alphabetisch vergeben.
 
Frauen hingegen müssen möglichst weit vorne auf der Liste stehen, damit ihnen die Wahl gelingt. Abbildung 2 zeigt diesen Zusammenhang. Stand eine Frau auf dem ersten Listenplatz, waren ihre Wahlchancen mit durchschnittlich knapp zwanzig Prozent mindestens so gut wie die eines Mannes auf dem ersten Platz. Auf dem zweiten Listenplatz lagen die Wahlchancen für Frauen und Männer etwa gleich hoch bei knapp 13 Prozent. Aber bereits ab dem dritten Listenplatz waren die Wahlchancen eines Mannes besser als die einer Frau.
Abbildung 2: Zusammenhang zwischen Listenplatz 1 bis 7 und Wahlerfolg (Frauen und Männer), Nationalratswahlen 2015 

Abbildung-2

Frauen traten 2015 auf guten Listenplätzen zur Wahl an
Wie hier bereits erläutert wurde, traten die Kandidatinnen 2015 auf guten Listenplätzen zu den Nationalratswahlen an. Nur in ganz wenigen Parteien hatten Frauen schlechtere Listenplätze als Männer. Wie in Abbildung 3 zu sehen ist, waren auf dem ersten Listenplatz 2015 ungefähr gleich viele Frauen wie Männer. Auf dem zweiten Listenplatz hingegen traten markant mehr Frauen zur Wahl an als Männer. Auf den weiteren Listenplätzen waren Frauen und Männer wieder ungefähr gleich häufig anzutreffen. 
Abbildung 3: Vorkommen von Frauen und Männern auf den Listenplätzen 1-7, Nationalratswahlen 2015 

Abbildung-3

Frauenkandidatur: Listenplatz gut, alles gut?
Die Hürde für die Wahl in den Nationalrat lag für Frauen 2015 zwar etwas höher als für Männer, aber die Unterschiede sind sehr klein. Wichtig ist zu wissen, dass Frauen, die 2015 auf den obersten beiden Listenplätzen angetreten sind, gleich gute Wahlchancen hatten wie Männer auf den obersten Listenplätzen.
 
Die Voraussetzung für eine erfolgreiche Frauenkandidatur ist es also, ihr einen sehr guten Listenplatz zu geben. Für die Nationalratswahlen 2015 war dies auf vielen Parteilisten der Fall. 
 

  
Foto: DeFacto