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Gleichstellung in der Schweiz: Erwerbstätigkeit von Müttern noch immer wenig akzeptiert

Christina Bornatici, Jacques-Antoine Gauthier, Jean-Marie Le Goff
10th Februar 2021

In der 25. Ausgabe der Zeitschrift Social Change in Switzerland untersuchen Christina Bornatici und ihre beiden Co-Autoren die Entwicklung der Einstellungen zur Geschlechtergleichstellung in der Schweiz. Zwischen 2000 und 2017 ist die Unterstützung für die Erwerbstätigkeit von Frauen gestiegen, während die Akzeptanz von erwerbstätigen Müttern mit kleinen Kindern gering bleibt. Von allen Generationen sind es die Jüngsten - die Millennials -, die die traditionellsten Einstellungen zum Thema Geschlecht haben.

Christina Bornatici (FORS), Jacques-Antoine Gauthier und Jean-Marie Le Goff (Universität Lausanne) analysierten fast 80’000 Antworten zu Geschlechterrollen aus dem Schweizer Haushalt-Panel zwischen 2000 und 2017. Während sich die Einstellungen von Frauen und Männern in Richtung größerer Gleichstellung bewegen, sind Männer nach wie vor traditioneller. Im Allgemeinen wird die Erwerbstätigkeit von Frauen besser akzeptiert als jene von Müttern mit Kindern im Vorschulalter. Die Beschäftigung von Frauen wird unterstützt, solange keine Kinder im Haushalt leben. Sobald sie jedoch Mutter werden, wird von den Frauen erwartet, dass sie sich auf die Privatsphäre innerhalb der Schweizer Gesellschaft konzentrieren.

Die Autorin und ihre zwei Co-Autoren zeigen auch, dass sich die Einstellungen mit den Lebenserfahrungen verändern. Frauen, die in den Arbeitsmarkt eintreten, entwickeln eine egalitärere Einstellung gegenüber der Arbeit von Frauen im Allgemeinen und von Müttern im Besonderen. Auch der umgekehrte Fall ist zu beobachten: Frauen, die den Arbeitsmarkt verlassen, werden in ihren Einstellungen zur gesellschaftlichen Rolle der Frau traditioneller.

Eine unsichere Zukunft für die Geschlechtergleichstellung?

Die AutorInnen erwarteten, dass jüngere Generationen, die in einem egalitäreren Kontext sozialisiert wurden, weniger traditionelle Einstellungen haben als ältere Generationen. Überraschenderweise zeigen Millennials jedoch traditionellere Einstellungen zu Geschlechterrollen. Sie stehen der Förderung der Geschlechtergleichstellung weniger positiv gegenüber und sehen die Erwerbstätigkeit von Frauen kritischer. Die traditionelleren Einstellungen der jungen Erwachsenen wirft die Frage auf, ob in der Schweiz das Interesse an der tatsächlichen Umsetzung der Geschlechtergleichstellung abnimmt.


Referenz:
  • C. Bornatici, J. A. Gauthier & J. M. Le Goff (2021). Einstellungen zur Geschlechtergleichstellung in der Schweiz, 2000-2017. Social Change in Switzerland, N°25, www.socialchangeswitzerland.ch

Bild: pexels.com