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Junge Männer haben höhere Berufswünsche als junge Frauen

Irene Kriesi, Ariane Basler
14th Oktober 2020

In der 23. Ausgabe der Zeitschrift Social Change in Switzerland untersuchen Irene Kriesi und Ariane Basler (Eidg. Hochschulinstitut für Berufsbildung) die Entwicklung der Berufswünsche der Jugendlichen in der Schweiz. Sie zeigen, dass sich junge Männer statushöhere Berufe wünschen als junge Frauen. Zudem passen Jugendliche ihre Berufswünsche bereits mit 15 Jahren den Möglichkeiten an, die ihnen aufgrund ihrer Schullaufbahn als realistisch erscheinen. Mehrere Faktoren beeinflussen die Berufswünsche, darunter der Ausbildungstyp sowie das elterliche Bildungsniveau.

Social Change in Switzerland

Irene Kriesi und Ariane Basler benützen Daten des Kinder- und Jugendsurvey COCON, der über 1000 Jugendliche im Alter von 15 bis 21 wiederholt zu ihren Wunschberufen befragt. Junge Frauen wollen am Ende der obligatorischen Schulzeit am liebsten kaufmännische Angestellte, Ärztin oder Kleinkindererzieherin werden. Junge Männer möchten mit 15 Jahren am häufigsten Informatiker, Profisportler oder Automechaniker werden.

Der Status der Wunschberufe ist eng mit der Art der postobligatorischen Ausbildung verknüpft. Jugendliche, die das Gymnasium absolvieren, wünschen sich Berufe mit höherem sozialem Status als Jugendliche in einer Berufslehre. So möchten angehende Gymnasiastinnen im Alter von 15 am häufigsten Ärztin, Tierärztin, Rechtsanwältin oder Primarlehrerin werden. Demgegenüber wünschen sich 15-jährige Mädchen, die eine Berufslehre mit mittleren oder niedrigen schulischen Anforderungen antreten, Berufe mit tieferem Status – am häufigsten Fachfrau Gesundheit, Detailhandelsangestellte, Kleinkindererzieherin oder Floristin.

Der Status der beruflichen Aspirationen unterscheiden sich auch nach Geschlecht. Junge Männer wünschen sich ab 18 Jahren Berufe mit deutlich höherem Status als junge Frauen. Dies dürfte dazu beitragen, dass junge Frauen – trotz grösserem Schulerfolg – im Arbeitsmarkt früh ins Hintertreffen geraten. Schliesslich spielt auch die elterliche Bildung eine entscheidende Rolle. Jugendliche, deren Eltern über einen tertiären Bildungsabschluss verfügen, wünschen sich bei vergleichbarem Schultyp und Schulleistungen Berufe mit einem höheren Status als Jugendliche mit Eltern ohne tertiären Abschluss.

Social Change

Die Reihe Social Change in Switzerland dokumentiert laufend die gesellschaftlichen Entwicklungen in der Schweiz. Die Reihe wird gemeinsam herausgegeben vom Schweizer Kompetenzzentrum Sozialwissenschaften FORS, vom Zentrum für die Erforschung von Lebensläufen und Ungleichheiten der sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Lausanne LINES, sowie vom Schweizer Kompetenzzentrum LIVES zur Forschung der Überwindung der Verletzbarkeit im Verlauf des Lebens. Ziel der Reihe ist es, Veränderungen bezüglich Arbeit, Familie, Einkommen, Mobilität, Stimmrecht oder Geschlechterverhältnisse aufzuzeigen. Die Beiträge beruhen auf wissenschaftlichen Untersuchungen und richten sich an ein breiteres Publikum.


Referenz
  • I. Kriesi & A. Basler (2020). Die Entwicklung der Berufswünsche von jungen Frauen und Männern in der Schweiz. Social Change in Switzerland, N°23, www.socialchangeswitzerland.ch
 
Bild: rawpixel.com