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Zürcher Kantonsratswahlen 2019: Frauen besser gewählt als Männer

Fabrizio Gilardi, Sarah Bütikofer
3rd April 2019

Die Politik im Kanton Zürich wird in den nächsten vier Jahren weiblicher. Im Regierungsrat stehen vier Frauen drei Männern gegenüber und im Kantonsrat beträgt der Frauenanteil über vierzig Prozent. Erste Analyen zeigen, dass Kandidatinnen auf manchen Listen sogar besser gewählt wurden als Kandidaten.

Wahlen19

Bei den Zürcher Kantonsratswahlen vom 24. März 2019 lag der Frauenanteil auf den Wahllisten so hoch wie noch nie, 41.7 Prozent aller Listenplätze waren von Frauen belegt. Allerdings waren die Kandidatinnen nicht gleichmässig über alle Parteien verteilt. Bei den Grünen kandidierten etwas mehr Frauen als Männer, bei der SP etwas mehr Männer und bei der AL erreichte der Frauen- und Männeranteil genau Gleichstand. Die Parteien der Mitte schickten alle um vierzig Prozent Frauen ins Rennen. Den tiefsten Frauenanteil wiesen die Listen der SVP auf, nur jede vierte Kandidatur war weiblich.

Viele Kandidatinnen bedeutet auch viele gewählte Kantonsrätinnen

Die Anstrengungen der Parteien, den Frauenanteil auf den Listen zu erhöhen, zahlte sich aus. Im neu gewählten Zürcher Kantonsrat werden mit 72 so viele Frauen Platz nehmen wie noch nie, der Frauenanteil beträgt in der kommenden Legislaturperiode vierzig Prozent.

Wie erste Analysen zeigen, lagen die absoluten Wahlchancen der Kandidatinnen bei den Kantonsratswahlen sogar um 2.2 Prozentpunkte höher als die von Kandidaten. In Abbildung 1 ist zu sehen, dass die Kandidatinnen auf den Listen der SP, GLP, Grüne, AL und BDP sogar mehr Stimmen erzielten als die Kandidaten dieser Listen.

Abbildung 1: Zürcher Kantonsratswahlen 2019 - In mehreren Parteien erhalten Frauen mehr Stimmen als Männer (unter Berücksichtigung von Bisherigenstatus, Listenplatz, Wahlkreis und Alter)

Keine Listenplatzunterschiede der Geschlechter
Parteien sind frei, ihre Listenplätze nach eigenem Gutdünken zu vergeben. In einigen Parteien gibt es diesbezüglich festgelegte Regeln, in anderen Parteien wird dies von der Parteileitung entschieden oder hängt von anderen Faktoren ab. Bisherige stehen meistens auf den oberen Listenplätzen.

Grundsätzlich gilt: Je weiter oben ein Name auf einer Wahlliste, desto besser sind die Wahlchancen. Bei den jüngsten Kantonsratswahlen in Zürich waren Frauen und Männer in fast allen Parteien auf gleich guten Listenplätzen zu finden (Abbildung 2), die Kandidatinnen der PdA hatten sogar bessere Listenplätze als die Kandidaten.

Abbildung 2: Zürcher Kantonsratswahlen 2019 - Listenplatzpositionierung Frauen  (unter Berücksichtigung von Bisherigenstatus, Wahlkreis und Alter)

Abschliessend kann gesagt werden, dass die Kantonsratswahlen in Zürich gezeigt haben, dass der Frauenanteil in einem Parlament durchaus stark ansteigen kann, wenn die Parteien darum bemüht sind, einen hohen Frauenanteil auf ihren Listen zu haben und den Kandidatinnen genauso gute Listenplätze zukommen lassen wie den Kandidaten.


Datenbasis: Statistik Kanton Zürich

Bild: Helvatia ruft /alliance F