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Gegensätze ziehen sich nicht an – die Rolle von Bildung und Einkommen bei der Paarbildung in der Schweiz

Laura Ravazzini, Ursina Kuhn, Christian Suter
18th März 2019

Sind Bildungsniveau und Einkommen bei der Auswahl des Partners wichtiger geworden? Diese Frage ist von grundlegender Bedeutung, wenn man verstehen will, welche Ungleichheiten innerhalb von Paarbeziehungen wie auch zwischen den Haushalten herrschen. Auf Grundlage der Schweizerischen Arbeitskräfteerhebung (SAKE) und des Schweizer Haushalt-Panels (SHP) zeigen wir, dass die Wahl eines Partners stark von dessen Bildungsgrad und Einkommen abhängt. Die selektive Partnerwahl hat in den letzten zwei Jahrzehnten in der Schweiz zugenommen, da Menschen mit niedrigem Bildungsstand häufiger untereinander heiraten. Auch bei der Wahrscheinlichkeit, allein zu leben, ist eine Korrelation mit Einkommen und Bildungsgrad erkennbar. Männer und Frauen mit tertiärem Bildungsabschluss leben häufiger allein, jedoch weniger häufig als früher. Für Männer mit einem tiefen Einkommen bleibt die Wahrscheinlichkeit allein zu leben hoch.

Partnerwahl und Homogamie

Verschiedene wissenschaftliche Disziplinen beschäftigen sich mit dem Thema Partnerwahl. Biologinnen und Biologen haben untersucht, welche Eigenschaften die Partnerwahl und den Fortbestand der Art in der Tierwelt beeinflussen (müssen Löwenmännchen aggressiv sein oder eine schöne Mähne haben, um über ein Rudel von Löwinnen zu herrschen?). Die Psychologie hat analysiert, welche Persönlichkeitsmerkmale wir in einem idealen Partner oder einer idealen Partnerin suchen (sucht eine neurotische Person eine Partnerin oder einen Partner mit Geduld oder eher jemanden, der ähnlich neurotisch ist?). Und Forschende der Sozialwissenschaften schliesslich sind der Frage nachgegangen, wie der Sozialstatus der Menschen ihre Partnerwahl beeinflusst (bevorzugen wir eine Partnerin oder einen Partner mit demselben Bildungsstand, mit derselben Herkunft, derselben Religion, demselben Einkommensniveau?).

Paare bei denen beide einen ähnlichen Bildungsstand oder ein ähnliches Einkommen haben, werden homogame Paare genannt. Die Zunahme homogamer Paare kann das Ergebnis einer Veränderung der Zusammensetzung der Bevölkerung oder einer Änderung der Vorlieben für eine bestimmte Art von Partner sein. Wenn die Wahl eines Partners mit ähnlichen Merkmalen wie den eigenen, wie z.B. dem gleichen Bildungs- oder Einkommensniveau, häufiger erfolgt, als bei einer zufälligen Paarbildung zu erwarten wäre, wird dieses Phänomen in den Sozialwissenschaften als selektive Paarbildung bezeichnet. Selektive Paarbildung ist folglich jener Teil der Partnerwahl, der sich nicht durch die strukturellen Veränderungen in der Zusammensetzung der Bevölkerung ergibt. Diese Paarbildung betrifft oft mehrere sozioökonomische Eigenschaften. Wie Falcon und Joye (2017) zeigen, haben Paare mit gleichem Bildungsstand in der Schweiz und in Deutschland häufiger auch einen gleichen Erwerbsstatus auf dem Arbeitsmarkt. In dieselbe Richtung gehen auch die Ergebnisse von Potarca und Bernardi (2017), die nahelegen, dass die Partnerwahl in der Schweiz zugleich vom Migrationshintergrund und vom Bildungsstand abhängt. Auch wenn die Wahl einer ähnlichen Partnerin oder eines ähnlichen Partners die Stabilität des Paares zu erhöhen scheint (Kessler, 2017), könnte diese Homogamie gleichzeitig die Schichtung der Gesellschaft stärker ausprägen und die Ungleichheiten zwischen den Haushalten erhöhen. Denn eine Gesellschaft, in der die Reichen mehrheitlich untereinander heiraten, ist eine ungleichere Gesellschaft als eine, in der Reichere mit Ärmeren Verbindungen eingehen.

Betrachtet man unterschiedliche Kohorten (Falcon & Joye 2017)[1] und unterschiedliche Jahre (Becker & Jann 2017)[2], zeigt sich, dass die Partnerwahl nach Bildungsstand in der Schweiz historisch weitgehend konstant geblieben ist und die Einkommensungleichheiten zwischen Haushalten dadurch nicht signifikant erhöht wurden (Wise & Zangger 2017). Die Auswirkungen der Homogamie auf die Einkommensungleichheiten sind nicht nur vom Bildungsstand und vom Einkommenspotential abhängig, sondern auch von der Einbindung in den Arbeitsmarkt. In einer fiktiven Gesellschaft, in der alle Frauen zu Hause bleiben, hat eine verbreitete Homogamie nach Bildungsstand geringe Auswirkungen auf die Einkommensungleichheiten. In der Realität verändert sich die Arbeitsmarkteinbindung der Partner während ihrer Beziehung. In der Schweiz passen vor allem Frauen ihre bezahlten Arbeitsstunden stark an die familiäre Situation an (Kuhn und Ravazzini 2017a).

Die Wahl eines Partners oder einer Partnerin

Die Partnerwahl erfolgt nicht nur bewusst nach mehr oder weniger sichtbaren Merkmalen (Geld, Schönheit, Sozialstatus usw.), sondern hängt auch mit dem Begegnungsort zusammen. Der Bildungszugang ist ein entscheidender Faktor, nicht nur für das Erlangen eines bestimmten sozialen Status, sondern auch für die Begegnung und die Wahl einer Partnerin oder eines Partners. In den meisten Fällen bilden sich Paare unter Schülerinnen und Schülern der gleichen Schule, unter Arbeitskolleginnen und -kollegen oder im gemeinsamen Freundeskreis.[3]

In den letzten Jahrzehnten hat die Zahl der Menschen mit einem tertiären Bildungsabschluss in der Schweiz stark zugenommen. In der aktiven Bevölkerung ist der Anteil der Menschen mit tertiärer Bildung (die meisten davon mit Universitätsabschluss) bei Frauen von acht Prozent im Jahr 1992 auf 27 Prozent im Jahr 2014 und bei Männern im selben Zeitraum von 23 auf 45 Prozent gestiegen (Ravazzini, Kuhn und Suter 2017). Diese Entwicklung ist auf eine Zunahme der Hochschulabschlüsse sowie die Zuwanderung hoch qualifizierter Personen (Wanner und Steiner 2018) zurückzuführen. Hervorzuheben ist auch, dass das allgemeine Bildungsniveau von Frauen in den jüngeren Kohorten der Schweiz heute gleich hoch ist wie dasjenige von Männern (Becker und Zangger 2013).

Die Zunahme höherer Bildungsabschlüsse und die Angleichung des Bildungsniveaus von Frauen und Männern haben dazu geführt, dass es nun mehr homogame Paare gibt, bei denen beide Partner über einen hohen Bildungsstand verfügen. Ein klassisches Beispiel ist der medizinische Bereich: Bis vor kurzem waren die Frauen, denen Ärzte bei ihrer Arbeit begegneten, vorwiegend Krankenschwestern; heute hingegen arbeiten Ärzte immer häufiger auch mit Ärztinnen zusammen.

Rolle der Frau und Partnerwahl

Da junge Frauen in der Schweiz über ein gleichwertiges Bildungsniveau verfügen wie Männer und stärker in den Arbeitsmarkt eingebunden sind als ihre älteren Kolleginnen, ist zu vermuten, dass sich dies auch auf ihre Partnerwahl auswirkt. In der Vergangenheit war der sozioökonomische Status von Frauen in der Regel durch denjenigen des Ehemannes bestimmt. Heute hingegen ist es den Frauen möglich, unabhängiger zu leben und proaktiv eine Erwerbstätigkeit zu verfolgen. Man könnte also denken, dass Bildungsstand und Einkommen bei der Partnerwahl weniger wichtig geworden sind.

In der Schweiz hat die Zahl der berufstätigen Frauen in den letzten Jahrzehnten stark zugenommen. 1991 waren 68 Prozent der Frauen zwischen 20 und 50 Jahren erwerbstätig, 2014 waren es schon 79 Prozent, ein Grossteil allerdings in Teilzeit (Kuhn und Ravazzini 2017b). Interessant ist, dass Männer hingegen kaum Teilzeit beschäftigt sind. Zu dieser unterschiedlichen Arbeitsaufteilung innerhalb der Paare, bei denen die Frau in Teilzeit arbeitet, der Mann jedoch in Vollzeit, kommt es oft nach der Geburt des ersten Kindes (Le Goff und Levy 2016). Die meisten Mütter verringern oder unterbrechen dann ihre Berufstätigkeit, wohingegen die Väter ihren Beschäftigungsgrad meist in gleicher Weise bestehen lassen oder sogar erhöhen (Giudici und Schumacher 2017). Zwischen Männern und Frauen gibt es bereits vor der Geburt von Kindern Einkommensunterschiede (Meyer 2018), die mit der Zunahme des Unterschieds der Arbeitsstunden nach dem Familienzuwachs allerdings weiter wachsen. Betrachtet man den gesamten Lebensverlauf, so führt die geringere Zahl an Arbeitsstunden langfristig dazu, dass die Berufserfahrung geringer ausfällt und damit auch das Salär. Im Gegensatz zur Homogamie nach Bildungsstand, die während des Lebensverlaufs mehr oder weniger gleich bleibt, hängt die Homogamie des Einkommens auch von der Aufteilung der Erwerbs- und Haushaltsarbeit innerhalb des Paares ab. Da in den meisten Familien die Männer die Hauptverdiener sind, könnte man vermuten, dass Bildung und Einkommen weiterhin wichtige Kriterien auf dem Heiratsmarkt sind.

Daten und Methoden
Wir analysieren, wie sich die Partnerwahl nach Bildungsniveau und nach Einkommen in der Schweiz entwickelt hat, und beziehen uns dazu auf Bildungsdaten aus der Schweizerischen Arbeitskräfteerhebung (SAKE) von 1992, 2000 und 2014 sowie auf Einkommensdaten aus dem Schweizer Haushalt-Panel (SHP) von 2000 und 2014. Die untersuchte Gruppe besteht aus heterosexuellen Paaren, deren Mitglieder zwischen 25 und 64 Jahre alt sind, zusammen wohnen und nicht unbedingt miteinander verheiratet sind. Wir haben in der Studie aber auch alleinstehende Personen berücksichtigt, um die Wahrscheinlichkeit, in einer Beziehung zu leben, besser untersuchen zu können.[4] Wir haben uns auf Personen beschränkt, die erwerbsfähig sind: Personen, die aufgrund einer Behinderung oder einer Krankheit nicht arbeiten können, wurden also von der Analyse ausgeschlossen. Je nach Jahr umfasst die untersuchte Personengruppe bei der SAKE zwischen 13’170 und 57’604 Haushalte und beim SHP zwischen 3’343 und 5’497 Haushalte.

Zur Messung der Homogamie nach Bildung wurden Pivot-Tabellen mit drei Bildungsniveaus erstellt: (i) obligatorische Stufe (obligatorische Schule), (ii) Sekundarstufe II (Matur oder Berufsbildungsabschluss, Tertiärbildung B, einschliesslich Berufsfachschulen und Höhere Fachschulen) und (iii) Tertiärstufe (Tertiärbildung A, einschliesslich Universitätsdiplom oder Diplom einer Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH), einer Fachhochschule (FH) oder einer Pädagogischen Hochschule (PH)). Die Homogamie nach Einkommen wird nach der Stellung jeder Person in der Einkommensverteilung gemessen, die in drei gleiche Teile unterteilt ist: niedriges, mittleres und hohes Einkommen. Mit dieser Methode kommt man zum Ergebnis, dass sich die Anteile der Menschen mit einem bestimmten Bildungsstand im Zeitverlauf zwar verändern, die Verteilung der Menschen auf die drei Einkommensstufen jedoch gleich bleibt. Für die Bestimmung des Einkommens wurde der Stundenlohn einer Person verwendet. Die Analyse der Partnerwahl nach Einkommen ist auf die Jahre 2000 bis 2014 beschränkt, da nur über diesen Zeitraum Daten vorliegen.

Für die Messung der Partnerwahl wurde die relative Zugehörigkeit zu den drei Bildungsniveaus in den verschiedenen Jahren erfasst. Die relative Zugehörigkeit zu einem Einkommensniveau ist über die untersuchten Jahre konstant geblieben

Zunahme der Tertiärabschlüsse und der homogamen Paare

Über alle Haushalte gesehen ist der Anteil homogamer Paare mit tertiärem Bildungsabschluss von drei Prozent im Jahr 1992 auf 13 Prozent im Jahr 2014 gestiegen, wohingegen der Anteil homogamer Paare mit einer Ausbildung auf Sekundarstufe II von 36 Prozent im Jahr 1992 auf 27 Prozent im Jahr 2014 abgenommen hat (siehe Abbildung 1). Der Anteil homogamer Paare mit obligatorischem Bildungsabschluss hingegen liegt konstant bei etwa acht Prozent. 2014 bestanden insgesamt 48 Prozent der Haushalte aus homogamen Paaren und 20 Prozent aus Alleinstehenden. Die anderen Haushalte umfassten Paare, bei denen der Mann einen höheren Bildungsgrad als die Frau hat (20 Prozent) oder die Frau einen höheren Bildungsabschluss als der Mann (zwölf Prozent).

Abbildung 1: Verteilung der Haushaltstypen nach Bildungsstand (1992, 2000, 2014)

Quelle: SAKE 1992, 2000, 2014. Siehe auch Ravazzini et al. (2017)
Partnerwahl nach Bildungsstand bei Personen mit geringem Bildungsgrad nimmt zu

Abbildung 2 zeigt die Präferenz für eine Partnerin oder einen Partner bei drei verschiedenen Bildungsniveaus in ausgewählten Jahren und liefert damit ein Bild der Partnerwahl nach Bildungsstand. Demnach ist die Partnerwahl nach Bildungsstand in der Schweiz in allen untersuchten Jahren vorherrschend. Die am stärksten ausgeprägte Partnerwahl nach Bildungsstand findet sich trotz der Zunahme der Personen und Paare mit einem tertiären Bildungsabschluss bei Menschen, die nur über einen obligatorischen Bildungsabschluss verfügen. Dies bedeutet, dass mehr Menschen ohne nachobligatorische Ausbildung unter sich heiraten, auch wenn es in der Allgemeinbevölkerung weniger Menschen ohne nachobligatorische Ausbildung gibt. Dies kann weder auf das Alter noch auf den Migrationshintergrund dieser Personen zurückgeführt werden, da diese Eigenschaften in den anderen Bevölkerungsgruppen ähnlich stark vertreten sind. Menschen mit geringer Bildung sind also durch ihre Heirat und Partnerwahl stärker segregiert als andere Bevölkerungsgruppen.

Abbildung 2: Entwicklung der Partnerwahl nach Bildungsstand zwischen 1992 und 2014

Quelle: SAKE 1992, 2000, 2014. Siehe auch Ravazzini et al. (2017)

Hinweis zur Grafik
Eine relative Zugehörigkeit grösser als 1 bedeutet, dass dieser Haushaltstyp in der Verteilung der Bildungsniveaus überrepräsentiert ist. Umgekehrt bedeutet eine relative Zugehörigkeit kleiner als 1, dass dieser Haushaltstyp im Vergleich zu den möglichen Haushaltstypen unterrepräsentiert ist.

Die Partnerwahl nach Bildungsstand ist, in geringerem Ausmass, auch bei Personen mit tertiärer Ausbildung sichtbar und in noch schwächerer Ausprägung zwischen Personen mit einer Ausbildung der Sekundarstufe II. Die Partnerwahl nach Bildungsstand zwischen hoch qualifizierten Personen hat zwischen 1992 und 2014 zwar abgenommen, ist aber allgemein für die Gesamtbevölkerung gestiegen, und zwar aufgrund der Zunahme der homogamen Paare mit einem obligatorischen Bildungsabschluss und mit einem Bildungsabschluss der Sekundarstufe II.

Untersucht man zudem die Neigung, in einer Beziehung zu leben, so stellt man fest, dass Personen, die höchstens über einen Bildungsabschluss der obligatorischen Stufe oder der Sekundarstufe II verfügen, weniger oft allein leben als Personen mit einem tertiären Bildungsabschluss. Im Zeitraum von 1992 bis 2014 ist die Wahrscheinlichkeit, allein zu leben, für Frauen und Männer mit hoher Qualifikation jedoch gesunken.

Die Entwicklung der Partnerwahl nach Einkommen

Abbildung 3 zeigt die Ergebnisse für die Partnerwahl nach Einkommen. Auch hier stellen wir in allen Schichten eine ausgeprägte Partnerwahl nach Einkommen fest. Im Gegensatz zur Partnerwahl nach Bildungsstand hat die Partnerwahl nach Einkommen sowohl bei niedrigen als auch bei hohen Einkommen zugenommen.

Die Wahrscheinlichkeit, allein zu leben, fällt ebenfalls anders aus als bei der Partnerwahl nach Bildungsstand: Männer mit geringem Einkommen weisen eine höhere Wahrscheinlichkeit auf, allein zu leben, als Männer mit hohem Einkommen. Während Frauen mit hohem Einkommen im Jahr 2000 noch eine höhere Wahrscheinlichkeit aufwiesen, allein zu leben, unterschieden sie sich 2014 nicht mehr von den Frauen mit mittlerem Einkommen.

Abbildung 3: Entwicklung der Partnerwahl nach Einkommen zwischen 2000 und 2014

Quelle: SAKE 1992, 2000, 2014. Siehe auch Ravazzini et al. (2017)

Es ist ebenfalls interessant, die Paare auf die Kombination von Bildungsstand und Einkommen hin zu untersuchen. Dabei zeigt sich insbesondere, dass die Gruppe mit Paaren, die einander im Einkommen am ähnlichsten sind, nicht aus Personen mit demselben Bildungsstand besteht, sondern aus Frauen, die einen höheren Bildungsstand aufweisen als ihre Partner. Es lässt sich also sagen, dass Frauen, die einen Partner mit einem niedrigen Bildungsstand wählen, dabei oft einen Mann finden, der ein hohes Einkommen erzielt.

Betrachtet man darüber hinaus die Dauer einer Beziehung zwischen zwei Partnern, so bestätigt sich, dass die Homogamie nach Einkommen am Anfang der Beziehung und bei jungen Partnern stärker ausgeprägt ist. Dies ist darauf zurückzuführen, dass sich die Löhne der beiden Partner mit steigendem Alter unterschiedlich entwickeln, aufgrund von unterschiedliche beruflichen Karrieren und weil Frauen häufiger ihre Erwerbstätigkeit einschränken als Männer bei der Ankunft von Kindern.

Schlussfolgerungen

Die Zahl der Paare mit gleichem Bildungsstand hat seit den 1990er-Jahren zugenommen. Unsere Analyse zeigt, dass die Partnerwahl nach Bildungsstand vor allem bei Paaren mit geringer Bildung und nicht etwa bei solchen mit hoher Bildung stattfindet, wie wir erwartet hätten. Paare mit geringem Bildungsstand sind demnach stärker segregiert als noch vor zwanzig Jahren. Geht man davon aus, dass ein höherer Bildungsstand auch mit höherem Einkommen einhergeht, sind diese Paare eine benachteiligte Bevölkerungsgruppe.

Unsere Analyse hat auch gezeigt, dass Männer und Frauen mit einem hohen Bildungsstand mit grösserer Wahrscheinlichkeit alleine leben. Diese Wahrscheinlichkeit hat allerdings im Laufe der Jahre abgenommen. Die Wahrscheinlichkeit alleine zu leben, hängt auch mit dem Einkommen zusammen, wobei sich hier Unterschiede nach Geschlecht zeigen. Während Männe mit einem tiefen Einkommen eher alleine leben, ist es bei den Frauen umgekehrt. Und obwohl Frauen wirtschaftlich unabhängiger geworden sind, scheinen zumindest jene ohne hohes Einkommen dem Einkommen ihres Partners doch noch immer eine grosse Bedeutung beizumessen.

Der Bildungsstand scheint für die heterosexuelle Paarbildung im Verlauf der Zeit jedoch weniger wichtig geworden zu sein. Aus diesem Grund hat die Partnerwahl nach Bildungsstand zwischen hoch gebildeten Personen abgenommen, die Partnerwahl nach Einkommen zwischen Personen mit hohem Einkommen hingegen zugenommen. Die stark ausgeprägte Partnerwahl nach Einkommen zwischen Personen mit hohem Einkommen zeigt, dass der soziale Status bei der Partnerwahl nach wie vor ein wichtiges Kriterium ist. Durch genauere Analysen mit aufgeschlüsselten Daten könnte ermittelt werden, ob die Partnerwahl nach Bildungsstand auch von der Art der Universität, des Diploms oder des Studiums abhängt.

Unsere Analyse auf der Grundlage von Daten der SAKE und des SHP weist darauf hin, dass Männer und Frauen in homogamen Paaren mit tertiärem Bildungsabschluss in puncto Einkommen nicht auf gleichem Niveau sind. Und die Studie zeigt auch, dass die Homogamie nach Einkommen im Verlauf der Paarbeziehung abnimmt. Eine Erklärung dafür sind die unterschiedlichen Karriereschritte und die unterschiedliche Verantwortung, die Männer und Frauen innerhalb der Familie für die Kinder übernehmen.

Homogamie ist demnach ein wichtiges Phänomen, mit dem nicht nur die Folgen der Bildungsexpansion, sondern auch gesellschaftliche, einkommens- und geschlechterbezogene Ungleichheiten in unserer Gesellschaft nachgezeichnet und untersucht werden können.

 

Hinweis: Dieser Beitrag erschien am 5. März 2019 auf Social Change Switzerland.

[1] In der Studie werden Kohorten, die in den 1950er-Jahren geboren wurden, mit Kohorten verglichen, die in den Jahren danach bis Anfang der 1980er-Jahre geboren wurden. Die Analyse verwendet den Bildungsabschluss und Erwerbsstatus.

[2] Untersucht wurden die Jahre 1970, 1980, 1990 und 2000.

[3] Ähnliche Freunde zu haben, ist ein weiteres Phänomen, das in den Sozialwissenschaften untersucht wird und Homophilie genannt wird. Stark ausgeprägte Homophilie kann zu stark ausgeprägter Homogamie führen.

[4] Es kann sein, dass allein lebende Personen eine Partnerin oder einen Partner haben, mit der oder dem sie nicht zusammen wohnen. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie Wohnkosten und Einkommen mit dieser Person teilen, ist deshalb viel geringer. Sie werden in dieser Studie daher als Alleinstehende gewertet.


Referenz: Ravazzini, Laura, Ursina Kuhn & Christian Suter (2019). Gegensätze ziehen sich nicht an – die Rolle von Bildung und Einkommen bei der Paarbildung in der Schweiz. Social Change in Switzerland, N° 17.

 

Bibliographie:

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  • Becker, R., & Zangger, C. (2013). Die Bildungsexpansion in der Schweiz und ihre Folgen. Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie65(3), 423-449.
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  • Giudici, F. & Schumacher R. (2017). Le travail des mères en Suisse : évolution et déterminants individuels. Social Change https://www.socialchangeswitzerland.ch/?p=1266
  • Kessler, D. (2017). The Influence of Educational Expansion on Partnership Stability: A Cohort Study of First Partnerships in Switzerland. Swiss Journal of Sociology43(3), 543-566.
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  • Kuhn, U., & Ravazzini, L. (2017b). The Impact of Female Labour Force Participation on Household Income Inequality in Switzerland. Swiss Journal of Sociology43(1), 115-136.
  • Le Goff, J.-M., & Levy, R. (2016). Devenir parents, devenir inégaux. Transition à la parentalité et inégalités de genre. Zurich: Seismo
  • Meyer, T. (2018). De l’école à l’âge adulte : parcours de formation et d’emploi en Suisse. Social Change in Switzerland, N° 13. doi:10.22019/SC-2018-00001
  • Potarca, G., & Bernardi, L. (2017). Educational sorting in mixed marriages in Switzerland. Swiss Journal of Sociology43(3), 515-542.
  • Ravazzini, L., Kuhn, U., & Suter, C. (2017). Do Opposites Attract? Educational Assortative Mating and Dynamics of Wage Homogamy in Switzerland, 1992–2014. Swiss Journal of Sociology43(3), 567-586.
  • Wanner, P., et Steiner, I. (2018). Une augmentation spectaculaire de la migration hautement qualifiée en Suisse. Social Change in Switzerland, N° 16. doi:10.22019/SC-2018-00007
  • Wise, R., & Zangger, C. (2017). Educational Homogamy and Inter-Couple Income Inequality: Linking Demographic and Socio-Economic Consequences of Educational Expansion in Germany and Switzerland. Swiss Journal of Sociology43(3), 587-610.

 

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