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Was Online-Wahlhilfen wie Smartvote können und was nicht

Daniel Schwarz
6th Dezember 2017

Die im Zuge der Digitalisierung entstandenen Online-Wahlhilfen wie Smartvote sind beliebt. Vor den Wahlen 2015 nutzen sie 84 Prozent der National- und Ständeratskandidierenden und fast jeder 5. Wahlberechtigte. Online-Wahlhilfen versprechen uns Durchblick im Informationsdschungel. Doch können sie ihr Versprechen halten? Die folgenden fünf Punkte erklären anhand des Beispiels Smartvote, was Online-Wahlhilfen können und was nicht.

1. Vereinfachung des Wahlentscheids

Smartvote empfiehlt diejenigen Kandidierenden zur Wahl, die am ehesten dem persönlichen Profil entsprechen. Dies bedeutet eine grosse Erleichterung für die Benutzerinnen und Benutzer, da ohne Tool der Überblick über die Kandidatenpositionen schnell verloren geht.

Folien Daniel Schwarz: Mehr Transparenz, stärkere Accountability, smartere Politik?
Abbildung 1: Schwarz 2017: Folie 5

2. Verbesserung in Informationstand, Transparenz und «Accountability»

Durch Smartvote sind mehr politische Informationen verfügbar, und sie sind einfacher zu beschaffen. Die politischen Positionen von Parteien und Kandidaten werden offen und vergleichbar kommuniziert (Transparenz), die Kandidierenden können eher für eine zur eigenen Haltung abweichenden Position zur Rechenschaft gezogen werden (sog. «Accountability»).

Folien Daniel Schwarz: Mehr Transparenz, stärkere Accountability, smartere Politik?
Abbildung 2: Schwarz 2017: Folie 12

3. Steigerung von Partizipation und politischer Bildung

Smartvote bringt Wahlberechtigte eher zur Urne, allerdings darf dieser Effekt nicht überschätzt werden: Nutzerinnen und Nutzer solcher Tools sind per se eher politisch interessiert und würden wohl auch ohne das Tool wählen gehen. Dafür steigen die politischen Kenntnisse sowie die (subjektive) Befähigung zur Wahlteilnahme.

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Abbildung 3: Schwarz 2017: Folie 27

4. Verbesserung der Repräsentation (vermutlich)

Die Beziehung zwischen Elektorat und Gewählten wird enger: die Positionen gleichen sich an.

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Abbildung 4: Schwarz 2017: Folie 31

5. Vernachlässigung von Soft Skills und Wahlsystem

Einige persönliche Eigenschaften der Kandidierenden wie Eignung, bisheriger Leistungsausweis, Sympathie oder Glaubwürdigkeit werden bei der Wahlempfehlung nicht berücksichtigt. Auch wichtige Eigenheiten des Wahlsystems, etwa Wahlhürden oder mögliche Listenverbindungen, werden ignoriert.

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Abbildung 5: Schwarz 2017: Folie 13


Quelle: Schwarz, Daniel (2017). Mehr Transparenz, stärkere Accountability, smartere Politik? Der Einfluss von Online-Wahlhilfen auf die Demokratie. Präsentation im Rahmen der Ringvorlesung «Digital Democracy: Wie die Digitalisierung die Demokratie verändert». Universität Zürich, 23. November 2017.