Atomausstiegsinitiative: Nein trotz klarer Ablehnung der Atomkraft

Die Atom­aus­stiegs­in­itia­ti­ve spal­te­te die Schweiz in zwei Lager mit sehr unter­schied­li­chen Moti­ven. Bei den Geg­ne­rin­nen und Geg­nern war es in ers­ter Linie der durch die Initia­ti­ve vor­ge­ge­be­ne Zeit­plan, der zu einem Nein führ­te. Bei den Befür­wor­ten­den stan­den Sicher­heits­be­den­ken und die Kri­tik an der Atom­ener­gie gene­rell an vor­ders­ter Stel­le. Die Ableh­nung der Initia­ti­ve kam zustan­de, obwohl ins­ge­samt eine kla­re Mehr­heit der Stim­men­den gegen Atom­ener­gie ist. Dies zeigt die Ana­ly­se der Befra­gung von 1’578 Stimm­be­rech­tig­ten im Rah­men der VOTO-Stu­die zur eid­ge­nös­si­schen Abstim­mung vom 27. Novem­ber 2016. Die Stu­die wur­de von FORS, dem ZDA und dem Befra­gungs­in­sti­tut LINK durch­ge­führt und von der Bun­des­kanz­lei finanziert.

VOTO

Ver­si­on fran­çai­se / ver­sio­ne italiana

Zwei­fel über den von der Initia­ti­ve vor­ge­ge­be­nen Zeit­plan zum Atom­aus­stieg führ­ten am 27. Novem­ber 2016 zu einem Nein zur Atom­aus­stiegs­in­itia­ti­ve. Die Geg­ne­rin­nen und Geg­ner der Initia­ti­ve gaben dies als häu­figs­tes Motiv für ihren Ent­scheid an. 82 Pro­zent  unter ihnen stimm­ten dem Argu­ment zu, der Zeit­plan der Initia­ti­ve sei unrea­lis­tisch und schies­se über das Ziel hin­aus. Wei­ter spiel­te die Angst vor Lücken in der Strom­ver­sor­gung eine Rol­le für die Ablehnung.

Das Nein ist den­noch bemer­kens­wert, weil die Atom­ener­gie im All­ge­mei­nen auf brei­te Ableh­nung stösst. Ins­ge­samt 76 Pro­zent der Stim­men­den sag­ten, sie sei­en für eine Schweiz ohne Atom­ener­gie. Selbst 63 Pro­zent der Nein-Stim­men­den wie auch die Mehr­heit der Sym­pa­thi­sie­ren­den aller Par­tei­en gaben an, sie sei­en gegen Atomenergie.

Die Befür­wor­te­rin­nen und Befür­wor­ter der Initia­ti­ve nann­ten Sicher­heits­be­den­ken und die grund­sätz­li­che Hal­tung gegen die Atom­ener­gie als Haupt­mo­ti­ve für ihr Ja. Die Sicher­heits­fra­ge spal­te­te die Stim­men­den fun­da­men­tal: 85 Pro­zent der Initia­tiv­be­für­wor­ten­den mein­ten, die Initia­ti­ve füh­re zu mehr Sicher­heit. Bei den Geg­ne­rin­nen und Geg­nern waren es 25 Prozent.

Wei­ter wur­de als Motiv für die Zustim­mung die unge­lös­te Fra­ge der Ent­sor­gung des Atom­mülls genannt – ein Argu­ment, das wäh­rend der Kam­pa­gne kaum zu hören war. Beim Ent­scheid zur Atom­aus­stiegs­in­itia­ti­ve ist ein deut­li­cher Links-Rechts Gegen­satz erkenn­bar. Fast alle Sym­pa­thi­sie­ren­den der GPS waren für die Initia­ti­ve und bei der SP und der GLP waren es immer noch 70 Pro­zent. Bei der FDP und der SVP leg­ten hin­ge­gen nur 20% ein Ja in die Urne. Eher für die Initia­ti­ve waren Per­so­nen unter 50 Jah­ren und Per­so­nen mit einem höhe­ren Bildungsabschluss.


Zitier­wei­se:

Kon­takt:


Die VOTO-Stu­die
Die VOTO-Stu­di­en sind ein gemein­sa­mes Pro­jekt von FORS, dem ZDA Aar­au und dem Befra­gungs­in­sti­tut LINK. Finan­ziert wird VOTO von der Schwei­ze­ri­schen Bun­des­kanz­lei. Die Befra­gung wird vom Bund seit Herbst 2016 neu anstel­le der VOX-Ana­ly­sen an den VOTO-Ver­bund in Auf­trag vergeben.

Für die­se Stu­die wur­den zwi­schen dem 29.11. und dem 17.12.2016 1‘578 Stimm­be­rech­tig­te per Tele­fon­in­ter­view befragt. 812 Inter­views wur­den in der Deutsch­schweiz, 433 in der Roman­die und 333 in der ita­lie­nisch­spra­chi­gen Schweiz geführt. Alle Befrag­ten wur­den zufäl­lig aus dem Stich­pro­ben­re­gis­ters des Bun­des­am­tes für Sta­tis­tik aus­ge­wählt. Die Befra­gung dau­er­te im Durch­schnitt 19,3 Minuten.

Die Fra­ge­for­mu­lie­run­gen, die Erhe­bun­gen sowie die Daten­ana­ly­se lie­gen in der allei­ni­gen Ver­ant­wor­tung von VOTO und sie fol­gen aus­schliess­lich wis­sen­schaft­li­chen Kri­te­ri­en. Befra­gun­gen unter­lie­gen einem Stich­pro­be­feh­ler. Die­ser vari­iert in Abhän­gig­keit der Zahl der Befrag­ten und auch der Ver­tei­lung der Befragten.

Alle Berich­te, die Fra­ge­bo­gen sowie die Roh­da­ten mit Zusatz­in­for­ma­tio­nen zur Erhe­bung sind für wis­sen­schaft­li­che Zwe­cke frei zugäng­lich unter www.voto.swiss bzw. durch das FORS Daten­ar­chiv forsbase.unil.ch.

Bild: Wiki­me­dia Commons

image_pdfimage_print