Frauen brauchen gute Listenplätze, um gewählt zu werden

Der Frau­en­an­teil im Natio­nal­rat ist leicht gestie­gen. Neu sind 64 Frau­en in der gros­sen Kam­mer, so vie­le wie noch nie. Frau­en wer­den gleich gut gewählt wie Män­ner — wenn sie auf guten Lis­ten­plät­zen sind. 

Am 18. Okto­ber tra­ten 1’321 Frau­en zu den Natio­nal­rats­wah­len an, 64 von ihnen wur­den gewählt. Der Frau­en­an­teil lag noch nie so hoch, neu ist fast jedes drit­te Natio­nal­rats­mit­glied eine Frau. Seit die Frau­en 1971 in den Natio­nal­rat gewählt wer­den kön­nen, steigt ihre Ver­tre­tung lang­sam, aber ste­tig an. Frau­en haben mitt­ler­wei­le die glei­chen Wahl­chan­cen wie Män­ner. Aller­dings brau­chen sie im Durch­schnitt bes­se­re Lis­ten­plät­ze als Män­ner, damit sie die Hür­de der Wahl schaffen. 

Frauen und Männer hatten 2015 gleich gute Wahlchancen

In Pro­porz-Kan­to­nen lagen die Wahl­chan­cen der Frau­en am 18. Okto­ber 2015 im Durch­schnitt bei ca. 4.7 Pro­zent, die der Män­ner bei ca. 5.3 Pro­zent. Der Unter­schied ist sta­tis­tisch nicht signi­fi­kant, das heisst, wir kön­nen von gleich guten Wahl­chan­cen für Frau­en wie Män­ner sprechen.

Frauen brauchen gute Listenplätze, um gewählt zu werden
Wie in Abbil­dung 1 zu sehen ist, tra­ten die gewähl­ten Frau­en aller­dings auf deut­lich bes­se­ren Lis­ten­plät­zen zur Wahl an als die gewähl­ten Män­ner. Die gewähl­ten Frau­en waren gross­mehr­heit­lich auf den obe­ren Lis­ten­plät­zen, wäh­rend vie­le Män­ner auch noch vom fünf­ten oder noch tie­fe­ren Lis­ten­platz aus gewählt wurden.
Die Dif­fe­renz zwi­schen den Geschlech­tern ist auch bei den nicht Gewähl­ten vor­han­den, aber sie ist viel kleiner. 
Abbildung 1: Zusammenhang zwischen hohem und tiefem Listenplatz und Wahlerfolg (Frauen und Männer), Nationalratswahlen 2015

Abbildung-1 

Männer hatten auch auf schlechten Listenplätzen Wahlchancen — Frauen nicht
Eini­ge der neu­ge­wähl­ten Natio­nal­rä­te tra­ten auf aus­ge­spro­chen schlech­ten Lis­ten­plät­zen an. So wur­de zum Bei­spiel Roger Köp­pel trotz des 17. Lis­ten­plat­zes auf der SVP-Lis­te des Kan­tons Zürich gewählt, eben­so Andre­as Glar­ner, der im Aar­gau vom zehn­ten SVP-Lis­ten­platz aus den Sprung nach Bern schaff­te. In Bern und in der Waadt wur­den sogar Kan­di­da­ten auf noch tie­fe­ren Lis­ten­plät­zen gewählt, aller­dings wer­den im Kan­ton Bern die Lis­ten­plät­ze an neue Kan­di­die­ren­de alpha­be­tisch vergeben.
 
Frau­en hin­ge­gen müs­sen mög­lichst weit vor­ne auf der Lis­te ste­hen, damit ihnen die Wahl gelingt. Abbil­dung 2 zeigt die­sen Zusam­men­hang. Stand eine Frau auf dem ers­ten Lis­ten­platz, waren ihre Wahl­chan­cen mit durch­schnitt­lich knapp zwan­zig Pro­zent min­des­tens so gut wie die eines Man­nes auf dem ers­ten Platz. Auf dem zwei­ten Lis­ten­platz lagen die Wahl­chan­cen für Frau­en und Män­ner etwa gleich hoch bei knapp 13 Pro­zent. Aber bereits ab dem drit­ten Lis­ten­platz waren die Wahl­chan­cen eines Man­nes bes­ser als die einer Frau.
Abbildung 2: Zusammenhang zwischen Listenplatz 1 bis 7 und Wahlerfolg (Frauen und Männer), Nationalratswahlen 2015 

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Frauen traten 2015 auf guten Listenplätzen zur Wahl an
Wie hier bereits erläu­tert wur­de, tra­ten die Kan­di­da­tin­nen 2015 auf guten Lis­ten­plät­zen zu den Natio­nal­rats­wah­len an. Nur in ganz weni­gen Par­tei­en hat­ten Frau­en schlech­te­re Lis­ten­plät­ze als Män­ner. Wie in Abbil­dung 3 zu sehen ist, waren auf dem ers­ten Lis­ten­platz 2015 unge­fähr gleich vie­le Frau­en wie Män­ner. Auf dem zwei­ten Lis­ten­platz hin­ge­gen tra­ten mar­kant mehr Frau­en zur Wahl an als Män­ner. Auf den wei­te­ren Lis­ten­plät­zen waren Frau­en und Män­ner wie­der unge­fähr gleich häu­fig anzutreffen. 
Abbildung 3: Vorkommen von Frauen und Männern auf den Listenplätzen 1–7, Nationalratswahlen 2015 

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Frauenkandidatur: Listenplatz gut, alles gut?
Die Hür­de für die Wahl in den Natio­nal­rat lag für Frau­en 2015 zwar etwas höher als für Män­ner, aber die Unter­schie­de sind sehr klein. Wich­tig ist zu wis­sen, dass Frau­en, die 2015 auf den obers­ten bei­den Lis­ten­plät­zen ange­tre­ten sind, gleich gute Wahl­chan­cen hat­ten wie Män­ner auf den obers­ten Listenplätzen.
 
Die Vor­aus­set­zung für eine erfolg­rei­che Frau­en­kan­di­da­tur ist es also, ihr einen sehr guten Lis­ten­platz zu geben. Für die Natio­nal­rats­wah­len 2015 war dies auf vie­len Par­tei­lis­ten der Fall. 
 

  
Foto: DeFacto 
 
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